ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Woman",
als Julia Roberts mit der Kreditkarte von Edward bewaffnet, aber noch im Nutten
- Outfit, in einer der Edelboutiquen von Beverly Hills rüde abgewiesen, dafür
im nächsten Geschäft sehr freundlich bedient wird, dort tütenweise einkauft und
auf dem Rückweg dann - sehr teuer
gekleidet - nochmals besagte Boutique betritt, um den sichtlich geschockten arroganten
Verkäuferinnen zu erklären, dass das Ganze für diese sehr dumm gelaufen
ist!
Auch
Sabine und ich verließen den Laden, ohne etwas gekauft zu haben, mit
heuchlerischem Bedauern und einer Kabine voll teurer Klamotten, die die
eingebildete Schnepfe jetzt alle wieder aufräumen durfte, ohne auch nur einen
Cent Umsatz gemacht zu haben! Tja, das kam davon, wenn man Behinderte
diskriminierte!
Als
wir draußen vor der Tür standen, meinte Sabine mit breitem Grinsen: " Ich
finde, wir haben uns jetzt eine Stärkung verdient. Was hältst du von einem
Cappuccino, Chris? Wir könnten uns gleich da vorn ins Freie setzen um die Sonne
zu genießen." Ich stimmte zu und eine Minute später hatten wir enormes
Glück, da gerade in dem Moment, als wir an dem Café ankamen, in der ersten
Reihe ganz vorn einer der ansonsten vollbesetzten Tische frei wurde. Zwei junge
Männer hatten eben bezahlt und als sie sahen, dass wir ihren Tisch übernehmen
wollten, stellte einer von ihnen sofort seinen Stuhl an den Nebentisch, damit
ich mit dem Rollstuhl Platz hatte. Er lächelte mir freundlich und unbefangen
zu. " Einen schönen Tag noch!" rief er uns zu, als er und sein Freund
sich wieder ins Getümmel stürzten.
Es
gab also doch noch Menschen, die sich auch in Gegenwart eines Rollstuhlfahrers
normal benehmen konnten, gottseidank! Bei vielen hatte man das Gefühl, sie
vermieden den Kontakt, weil sie durch Behinderte an ihre eigene Verletzlichkeit
erinnert würden. Ist wahrscheinlich ähnlich wie bei denen, die mit Sterbenden
nicht umgehen können, weil sie Angst vor ihrer eigenen Sterblichkeit haben…
Auch
als wir beide die Sonne und unseren Cappuccino genossen, bemerkte ich
verstohlene Seitenblicke von drei Frauen mittleren Alters am Nebentisch. Aber
als ich ihnen zulächelte, drehten sie schnell die Köpfe zur Seite und taten so,
als würden sie sich miteinander unterhalten. Dann halt nicht, ihr blöden
Schnepfen, dachte ich wütend.
In
diesem Moment trat jemand direkt vor mich hin und nahm mir die Sonne, die so angenehm
auf mein Gesicht schien. Ich schob meine Sonnenbrille hoch ins Haar und hörte
eine ungläubige Stimme: " Frau Salten?"
Vor
mir stand eine junge auffallend hellblonde Frau, gut gestylt in schwarzen
Hosen, Stiefeletten und roter Lederjacke und blickte mich durchdringend an.
"
Hallo Frau Lorenz", grüßte ich langsam und deutlich. Verdammt,
ausgerechnet jetzt musste mir die Sekretärin meines Chefs Königstein über den
Weg laufen! Ich verfluchte wieder einmal den Rollstuhl, der mich so gehandicapt
aussehen ließ. Die Lorenz zog sich ungefragt einen leeren Stuhl heran und setzte
sich neben mich. Notgedrungen stellte ich Sabine vor. Nach der Begrüßung beugte
sie sich neugierig in meine Richtung:
"
Wie geht es Ihnen denn, Frau Salten? Wann werden Sie wieder zu uns zurückkommen?"
Tja,
das war die Tausend-Euro-Frage! Angestrengt hirnte ich, was um Himmels willen jetzt
die richtige Antwort auf diese Fangfrage wäre.
Sabine
erlöste mich. " Chris ist immer noch in der Rehabilitation. Sie ist nur zu
Besuch in München und ich denke, es ist noch zu früh, um irgendwelche
zeitlichen Prognosen zu wagen", erklärte sie freundlich, aber in bestimmten
Tonfall, der der Lorenz signalisierte, dass sie keine weiteren gesundheitlichen
Statements von uns erhalten würde. Diese kapierte, dass sie überflüssig war und
stand auf. Sie warf ihre lange Mähne nach hinten über die Schulter, griff nach
ihrer überdimensionalen Shoppingbag und reichte mir die Hand. "Tja dann,
Frau Salten, ich wünsche Ihnen alles Gute und baldige Genesung." Mit einem
lässigen Winken verabschiedete sie sich auch von meiner Freundin, dann stöckelte
sie mit gekonntem Hüftschwung davon.
"
Mist, Mist, Mist! Was muss die Frau auch ausgerechnet jetzt gerade hier vorbei
kommen", beschwerte ich mich.
"
Jetzt wird die ganze Firma ruckzuck Bescheid wissen, dass Frau Salten immer
noch im Rollstuhl sitzt, langsam denkt und spricht, als stünde sie unter
Drogen!" Sabine lachte mich aus. " Hey, jetzt hör´auf! Dafür, dass
deine Gehirnblutung gerade mal elf Wochen zurück liegt, geht´s dir
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