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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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überwältigend. Ein bisschen verlegen sah er sie an, doch sie lächelte nur und zwinkerte ihm zu. Im Anschluss schob sie ihm unauffällig einen kleinen Zettel mit ihrer Telefonnummer zu. Noch lange, nachdem sie gegangen war, hatte er auf die Tür gestarrt.
    Heute früh schmerzte sein rechtes Bein fürchterlich. In der Nacht hatte er mal wieder kaum ein Auge zugetan. Die Schwester brachte ihn nach dem Frühstück in eines der Untersuchungszimmer. Myers und Lizzy empfingen ihn. Sie horchte ihn ab, maß seinen Blutdruck und machte die Entlassungspapiere fertig. Myers beobachtete ihn eingehend. »Schmerzen?«
    »Im rechten Knie.« Dort, wo vor der Amputation der Fixator gesteckt und die Infektion getobt hatte.
    »Der Flug wird eine Tortur, wenn wir das nicht verhindern. Ich habe alles vorbereitet.«
    Liz war bereits dabei, den Verband zu entfernen, und Myers kam mit einer Spritze. Er wollte eine angemessene Dosis eines Lokalanästhetikums in die Nähe des Nervs spritzen, der früher das Bein versorgt hatte. Damit, so hoffte er, könnte er das Schmerzgedächtnis überlisten. In Aspen würde er ein optimales Schmerzmanagement erarbeiten.
    »Sie spritzen in den Stumpf?« Ungläubig sah Marc den Arzt an.
    »Ja, keine Sorge, ich habe eine ganz feine Nadel ausgesucht.«
    Gut, das zu wissen. Wenn er nur nicht plötzlich diese Scheißangst hätte.
    Liz nahm seine Hand. »Jetzt die Zähne zusammenbeißen«, flüsterte sie, während ihr Kollege vorsichtig die Kanüle unter die Haut schob.
    Myers gab sich große Mühe, so behutsam wie irgendmöglich vorzugehen. Marc jammerte nur ein klein wenig, Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    »Dann sehen wir uns gleich«, sagte Myers.
    »Passt denn so ein Rollstuhl in die Toilettenkabine eines Flugzeuges?«
    »Es wird gehen, ich bin auch da und werde Ihnen helfen.«
    Keine erstrebenswerten Aussichten. Marcs Schultern sackten nach unten. Seine Hilflosigkeit deprimierte ihn.
    »Wie wäre es mit einem Katheter für den Flug? Ich lege dir einen, wenn du das möchtest«, bot Lizzy an.
    »Das könnte dir so passen – nein danke. Du bekommst mein Prachtstück nicht mehr zu Gesicht.«
    Myers gab einen belustigten Laut von sich.
    »War nur ein Vorschlag. Prachtstück, hm?«
    »Nun, ich kann verstehen, dass du ein wenig enttäuscht warst, aber du müsstest ihn erleben, wenn er zur Höchstform aufläuft, dann …« Die Frotzelei blieb Marc im Halse stecken, als ihm einfiel, dass sein Körper nie mehr zur Höchstform auflaufen würde. Er schluckte.
    Liz zog eine Art Netz über den Stumpf. »Machs gut.« Sie zog Marc an sich und küsste ihn flüchtig auf die Wange.
    Er wich ihrem forschenden Blick aus. Marc wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn um Vergebung bat.
     
    Vielleicht bildete er es sich nur ein, dass alle Passagiere der Maschine ihn anstarrten. Auf dem Flughafen war er noch mal auf der Toilette gewesen. Wenn nur sein Darm nicht ständig verrücktspielen würde. Irgendwie war alles durcheinandergeraten. Er beschloss, während des Fluges weder zu essen noch zu trinken. Dann würde es schon gehen. Bereits der Start gefiel seinem Magen nicht im Mindesten – Teufel auch.
    Die Stewardess lächelte, wann immer sie an ihm vorbeieilte, aber Marc ließ sich nicht täuschen. Das Mitleid in ihren Augen machte ihn wütend. Plötzlich zog sich sein Magen zusammen und im nächsten Moment übergab er sich. Er war bereits oft geflogen, aber das war ihm noch nie passiert. Nicht mal, als während eines Fluges die Maschine in Turbulenzen geraten war. Myers sah ihn besorgt an und half ihm, so gut es ging. Frustriert und erschöpft lehnte Marc seinen Kopf gegen das Polster. Am liebsten hätte er die Stirn gegen die kühle Scheibe gedrückt, aber es war viel zu umständlich, zum Fensterplatz zu klettern. Er schloss die Augen, um sich vor der Welt abzuschotten. Durch seine Wimpern hindurch sah er Lichtmuster tanzen.
    Marc dachte daran, wie Scott Peterson plötzlich mit seiner Tochter an seinem Bett gestanden hatte. Wie aus dem Nichts war auf einmal Flo da gewesen. Ein Blick in seine Richtung hatte ihr offenbar genügt.
    »Hallo, wen haben wir denn da? Verrätst du mir deinen Namen?«
    »Naomi.«
    »Das klingt hübsch, ich bin Floriane. Wenn sich die Erwachsenen unterhalten, kann das ganz schön langweilig werden. Hast du Lust, mit mir ein bisschen spazieren zu gehen?«
    Die Kleine hatte erst ihren Vater angesehen und dann vorsichtig genickt. Marc hatte voller Dankbarkeit zu Flo geschaut.
    »Ich bin

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