Zombie-Lover
warf Jenny beunruhigt ein. »Frag sie nach ihrem Talent.«
»Was ist dein Talent?«, fragte er darum Polly.
»Ich bringe andere so weit, dass sie meinen Versprechungen glauben, obwohl ich sie niemals einlöse.«
»Dann bist du es doch nicht«, sagte er und raunte Jenny zu: »Danke. Sie war auf dem besten Weg, mich zu überreden, aber du hattest Recht. Ihre Versprechen waren bedeutungslos, wenn auch sehr überzeugend vorgebracht.«
Die nächste war ein Geschöpf, das so ätherisch schön erschien, dass die Schönheit künstlich sein musste. Vielleicht war sie eine Dämonin. Jenny empfand für diese Art der Partnerwahl immer größere Abscheu und wurde zusehends zynischer.
»Ich bin Miss Sukkubus«, sagte sie. »Ich habe meine Körper in der Leere verloren, nur meinen Geist konnte ich retten. Nun kann ich aufsaugen, was immer in der Nähe ist. Wenn du ein weiches Mädchen magst, könnte ich Federn und Wolkensubstanz aufsa u gen. Wenn du ein hartes Mädchen bevorzugst, würde ich Felsen aufsaugen. Wenn du schmutzige Fantasien hast…« Sie blickte zu Boden, und der Schlamm am Teichufer wurde in ihre Gestalt g e zogen und färbte sie braun. »Leider kann ich jedes Mal, da ich es tue, kürzer stofflich bleiben, deshalb werde ich irgendwann aus der Existenz verschwinden, bis ich die wahre Liebe finde. Bist du de r jenige, der sie mir geben soll?«
Jenny war überrascht und sah, dass es Jeremy genauso erging. Dieses Mädchen war anders als die anderen, und sie benahm sich unterschiedlich. »Ich weiß es nicht«, sagte der Werwolf. »Willst du die Worte sprechen?«
»Nein.«
Jenny und Jeremy waren erstaunt. »Nein?«, fragte er.
»Nicht, wenn sie nicht wahr sind. Und weil ich dich kaum kenne, kann ich dich gar nicht lieben.«
»Sie könnte es sein«, flüsterte Jenny. »Sie ist wenigstens ehrlich.«
»Aber mein Fluch verlangt, dass die Frau zu mir kommt«, en t gegnete Jeremy. »Ich erkenne sie erst, wenn sie mir ihre Liebe g e steht.«
Schlammige Tränen sammelten sich in Miss Sukkubus’ Augen. »Ich kann sagen, dass ich es gern hätte, wenn es so wäre, und dass ich hoffe, die Eine zu sein. Aber sagen kann ich es nicht…«
Jeremy erhob sich und stieg aus dem Boot. Er nahm die Frau in die Arme. »Kannst du denn sagen, dass du es wenigstens ein bis s chen empfindest?«, fragte er und küsste sie.
»O ja!«, rief sie nach einem Moment. »Ein schwaches Gefühl und sehr viel Verlangen.«
Jeremy sah sie traurig an. »Jetzt weiß ich, dass du die Eine nicht bist. Das bedaure ich sehr.«
»Mir tut es auch Leid«, sagte sie, und ihr Gesicht zerfiel zu Schlamm. Sie wandte sich ab und ging davon.
»Ich verabscheue es!«, rief der Prinz. »Ich verabscheue es, was ich ihr antun musste! Aber wie hätte ich es sonst herausfinden sollen?«
Auch Jenny wischte sich eine Träne ab. »Anders ging es nicht«, versicherte sie ihm.
Er kehrte ins Boot zurück und setzte sich.
Die nächste Frau war außerordentlich unscheinbar. Ihre Züge waren einfach, ihr Haar widerspenstig, und sie war schlecht gekle i det. »Ich bin die Eiserne Jungfrau«, sagte sie. Sie hob die rechte Hand, in dem sie ein Plätteisen hielt. »Ich bügle alles. Ich bin eine gute, aber langweilige Hausfrau.«
»Eine nützliche Fertigkeit«, bemerkte Jeremy höflich.
»Meine andere Gestalt ist wirklich anders«, entgegnete sie. Plöt z lich bestand sie aus Eisen, ihre Züge glänzten metallisch, und ihr Bügeleisen war zu einem kurzen Schwert geworden. »Wenn du jemanden brauchst, der für dich kämpft…«
Welche Überraschung, doch Jenny sah ein, dass es in gewisser Weise ideal sein konnte, wenn eine Frau häuslich und zugleich streitbar war.
»Sag die Worte«, forderte Jeremy sie auf.
»Ich liebe dich und will – «
»Du bist es nicht. Es tut mir Leid.«
»Das dachte ich mir schon«, antwortete Eiserne Jungfrau. »Ich hoffe, du findest die Richtige.« Damit ging sie fort.
»Einige sind ganz nette Mädchen«, brummte er. »Mit den beiden letzten wäre ich schon zufrieden gewesen.«
»Sie haben Persönlichkeit«, stimmte Jenny ihm zu. Die Mensc h lichkeit des Werwolfprinzen beeindruckte sie immer mehr. Er suchte voll Aufrichtigkeit und war von Mitgefühl erfüllt, wenn er jemand anderen verletzen musste. Aber wenn keine der Frauen hier die Eine war, wie würde er dann der Insel entfliehen?
Von links kam eine Frau herbeigerannt. »Gefahr! Gefahr!«, brül l te sie im Laufen.
Voracia trat ihr entgegen, um sie abzufangen. »Versuchst du dich etwa
Weitere Kostenlose Bücher