Zombie-Lover
Chamäleon, die augenscheinlich wegen des Verjü n gungselixiers nach Schloss Roogna gekommen waren, wohnten in einem Gästezimmer. Vielleicht wussten sie sogar, weshalb der G u te Magier es ihnen zur Verfügung stellte. Dor klopfte an der Tür.
»Es ist König Dor«, rief die Tür den Gästen zu.
»Komm herein, Dor«, rief Binks Stimme.
Dor öffnete die Tür, trat ein und verharrte erstaunt.
Vor ihm standen ein junger Mann von einundzwanzig Jahren und ein sechzehnjähriges Mädchen. Das Mädchen war hässlich. Beide trugen Kleidung, die ihnen nur schlecht passte; tatsächlich steckte das Mädchen dem jungen Mann gerade die Hose mit N a deln fest, damit sie besser saß.
»Ich glaube, ich bin im falschen Zimmer«, sagte Dor verlegen.
»Nein, bist du nicht, mein Sohn«, sagte das Mädchen mit Cham ä leons Stimme. »Steh nicht rum und halte Maulaffen feil; mach die Tür hinter dir zu.«
Es stimmte, das waren seine Eltern, verjüngt um…
»Sechzig Jahre«, sagte Chamäleon. »Wir haben beide die gleiche Dosis genommen. Ich weiß überhaupt nicht, warum der Gute M a gier uns das Elixier geschickt hat, aber er wird schon einen guten Grund gehabt haben. Allerdings hat er bisher noch nichts von uns verlangt.«
»Aber das kommt noch«, fügte Bink hinzu. »Ich muss schon s a gen, wenn man von der Unbequemlichkeit schlecht sitzender Kle i dung absieht, fühlt es sich ziemlich gut an, wieder jung zu sein. Ich spüre einen Tatendrang, wie ich ihn schon lange nicht mehr ke n ne.«
»Was führt dich zu uns, Dor?«, fragte Chamäleon. In ihrer häs s lich-klugen Phase neigte sie zur Schroffheit und zeigte nur wenig Geduld mit dem langsamen Verstand anderer. In ihrer schön-dummen Phase war sie bei weitem beliebter.
»Ich bin gekommen, um Bink zu bitten, mit mir und Dolph lo s zuziehen und herauszufinden, was die Zombies in Aufruhr ve r setzt. Ich dachte, ein Drei-Generationen-Ausflug könnte Spaß machen.«
»Gute Idee«, sagte Chamäleon. »Geh nur, Bink; du bist hier o h nehin zu nichts zu gebrauchen. In der Zwischenzeit werde ich u n sere Sachen ändern.« Sie zögerte. »Auch eines der protzigen G e wänder für meine andere Phase.«
Bink nickte dankbar. Als Chamäleon noch jung war, hatte man sie (in der richtigen Phase) gemeinhin als schönste Frau Xanths bewundert, und selbst im Alter war sie bezaubernd gewesen. Nun aber hatte sie ihre körperliche Jugend wiedererlangt. Dor fand den Gedanken peinlich, dass seine Eltern romantische Absichten h a ben könnten, begriff aber, dass dies sehr wohl möglich war. Die Eigenschaften seiner Mutter am anderen Wendepunkt – außero r dentliche Schönheit und ausgesprochene Dummheit – machten aus ihr eine sehr romantische Figur. Nun, da sie wieder eine H e ranwachsende war, würden die Extreme noch viel deutlicher au s fallen. Nun, schon bald würden die Eltern ins Nördliche Dorf z u rückkehren. Dor schob den unangenehmen Gedanken fort.
Mit Nadel und Faden arbeitete Chamäleon sehr flink, und bald passte Binks Hose schon viel besser. »Gehen wir«, sagte er mit der anscheinenden Herzlosigkeit der Jugend. Kaum trat Chamäleon in ihre kluge Phase, packte Bink das Verlangen, auf Reisen zu gehen, aber natürlich wäre es nicht sehr freundlich gewesen, über die zugrunde liegenden Ursachen zu spekulieren.
»Zuerst müssen wir uns mit Jenny Elfe besprechen«, sagte Dor, als sie den Korridor entlanggingen. »Vielleicht hat sie auf einige Fragen schon eine Antwort.«
»Gute Idee«, stimmte der Junge zu. Dor war es unmöglich, ihn als seinen alten Vater zu sehen.
Dolph kam herbei. Er trug neuere und sauberere Kleider. »Ich bin fertig, Dad«, sagte er. »Wer ist dein Freund?«
»Dein Großvater«, sagte Bink.
»Mein was?«
»Das ist Bink«, erklärte Dor, der die Verwirrung seines Sohnes gut verstand. »Er ist auf einundzwanzig Jahre verjüngt worden.«
»Aber dann ist er ja jünger als ich!«, protestierte Dolph.
»Nur körperlich«, sagte Bink lächelnd.
»Du klingst wie er. Aber warum?«
»Wir hoffen, dass Jenny uns da weiterhilft«, sagte Bink. »Sie hat das Paket mit dem Elixier gebracht. Vielleicht verrät uns der Be i packzettel etwas.«
Jenny Elfe saß in einer Bürokammer am Schreibtisch und arbe i tete. Links von ihr lag ein hoher Stapel Briefumschläge, rechts ein kleiner Stapel adressierter Kuverts. Vor ihr auf dem Tisch saß Sammy, ihr Kater. Jenny blickte wachsam auf, als die drei eintraten. Sie war ein sommersprossiges kleines Mädchen mit spitzen
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