Zombie-Lover
Schlaftrunk«, sagte Millie. »Riecht nur daran, und ihr schlaft ein. Es wirkt auge n blicklich. Ich mache danach den Krug zu. Und merkt euch: Ihr müsst immer den Fußspuren folgen.«
Sie legten sich nieder, jeder in ein Bett. Millie hielt Dolph das Glas hin. Er roch daran, und sein Kopf sank auf das Kissen; er schnarchte. Sie brachte ihn zu Dor, und nach einem Moment schlief auch er. Dann kam sie zu Bink.
»Wenn du den Kloß daran riechen lässt, hört das Stöhnen vie l leicht auf«, schlug er vor.
Sie strahlte ihn an. »Das probiere ich gleich!« Dann hielt sie ihm das Glas unter die Nase.
Er schnüffelte.
Xanth war ohne Gestalt und leer. Mit schwindelerregender G e schwindigkeit raste er durch diese Leere, ringsum nur Wolken aus überzähligem Traummaterial. Dann wurde er langsamer und fand sich in einem Zimmer stehend wieder, das er als den Wandteppic h raum in Schloss Roogna erkannte. Dort hing der kostbare Gobelin, dessen belebte Bilder jeden Aspekt xanthischer Geschichte zeigten, den ein Zuschauer zu sehen wünschte.
Daneben schwebte ein Gespenst. Es sah ihn und bekam einen Schreck; mit einem lautlosen Aufschrei blendete es sich aus.
»Das ist mal was anderes«, meinte Dor. »Leute, die Gespenstern Angst einjagen.«
Bink sah sich um. Dor und Dolph standen neben ihm. In diesem Traum waren sie also alle gegenwärtig.
Nach einer kurzen Weile kam Prinzessin Ida, Prinzessin Ivys Zwillingsschwester, in das Zimmer. An der Tür blieb sie stehen. Das Gespenst schwebte neben ihr. »Mir wurde gesagt, jemand würde mich hier in einem Traum besuchen«, sagte sie laut. »Nun lege ich mich schlafen und geselle mich gleich zu euch.«
»Das Gespenst hat sie hierher geführt!«, sagte Dolph.
»Die Gespenster von Schloss Roogna sind schüchtern, aber freundlich«, entgegnete Dor. »Als ich noch ein Kind war, kannte ich sie besser.«
Ida setzte sich in einen Sessel vor dem Wandteppich, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Kurz darauf zeigte ihr Atmen, dass sie in Schlummer gesunken war. Dann erschien eine zweite Vision von ihr, die vor der schlafenden Gestalt stand, nur dass diese wachte. »Ach hallo, lieber Bruder«, sagte sie, als sie Dolph erspähte.
»Ich wusste gar nicht, dass du träumen kannst!«, stieß er hervor. »Ich meine…«
Ida lächelte. »Uns war es nicht vergönnt, zusammen aufzuwac h sen, Dolph«, sagte sie. »Vielleicht ist es auch gut so; ob du zwei ältere Schwestern überstanden hättest, das weiß ich nicht.« Sie sah die anderen an. »Hallo, Vater Dor. Hallo, Großvater Bink.«
»Hallo«, erwiderte Bink verlegen. Er hatte sich nie recht an den Gedanken gewöhnen können, Zwillingsenkelinnen zu haben. Das lag daran, dass er nur Ivy als Kind gekannt hatte; erst als sie e r wachsen war, hatte ihre vom Storch versehentlich falsch gelieferte Zwillingsschwester einen Weg gefunden, ihr Erbe zu beanspr u chen. Da war sie schon zweiundzwanzig gewesen. Ida war ein ne t ter Mensch und besaß das außerordentlich mächtige und doch trügerische Talent der Idee: Wenn sie eine Idee hatte, die sich auf jemanden bezog, der ihr Talent nicht kannte, war diese Idee richtig und wahr. Nun hatte sich herausgestellt, dass ihr niedlicher kleiner Mond Ptero ein Instrument dieses Talentes war. Bink indessen wusste zwar, dass Ida legitim seine Enkelin war, und doch dachte er von ihr oft als einer nicht Verwandten.
»Ich nehme an, ihr seid hier, um die Welten des Möglichen zu besuchen«, fuhr Ida fort und blickte auf die kleine Kugel, die ihren Kopf auch im Traum umkreiste. Ganz offensichtlich war es ein Traummond, denn der echte schwebte sichtbar über dem Kopf der schlafenden Ida. »Ich muss euch warnen, dass wir nun von der Existenz von vier Monden wissen, dazu aber kann es noch viele weitere geben. Sie heißen Ptero, Pyramid, Torus und Konus. Auf jedem unterliegt die Magie anderen Regeln, und die meisten ihrer Bewohner haben nie auf Xanth gelebt.
Genau wie der Zombiemeister, der vor euch den gleichen Weg gegangen ist, werdet ihr jede von ihnen einfach dadurch verlassen können, dass ihr aufwacht.«
»Nach Jonathan suchen wir«, sagte Bink.
»Ah, das erklärt natürlich einiges. Ihr werdet in keine echte G e fahr geraten, aber wenn ihr in der Traumwelt etwas erduldet, was im wirklichen Leben euren Tod bedeuten würde, dann verliert ihr den Traum, erwacht augenblicklich und seid nicht in der Lage, an die gleiche Stelle zurückzukehren, ohne den gleichen Weg noch einmal zu gehen. Daher seid lieber
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