Zombie-Lover
vorsichtig. Nach Ptero führe ich euch, aber danach erwache ich und lebe mein Leben weiter; die Traumwelt jedoch existiert unabhängig, weil ihr sie erträumt. Nachdem ihr sie verlassen habt, verblasst sie rasch. Wenn ihr zu den anderen Welten wollt, müsst ihr die jeweilige andere Ida fi n den. Sie wird nicht ebenfalls schlafen müssen, denn die gesamte abgeleitete Struktur existiert ja schon nur im Traume; geht einfach weiter, wenn ihr müsst. Ich hoffe, ihr habt Erfolg mit eurem Vo r haben.«
»Danke, Schwester«, sagte Dolph und küsste sie auf die Wange. »Hab einen schönen Tag, wenn du aufwachst.«
»Wenn das erledigt ist, dann hoffe ich, dass einer von euch zu mir kommt und mir erzählt, was ihr gesehen habt«, sagte Ida. »Denn selbst in meinen Träumen kann ich diese Welten leider nicht besuchen, deshalb muss ich durch andere von ihnen erfa h ren. Dabei bin ich so neugierig darauf.«
»Das machen wir«, versprach Bink.
»Danke. Nun konzentriert euch auf Ptero und denkt klein. Sehr klein. Sorgt dafür, dass ihr zusammenbleibt, denn es ist sehr ei n fach, sich dabei zu verlieren. Zeit ist Geografie; der Osten ist Von, der Westen Hin. Ihr aber werdet von der Zeit nicht beeinflusst, denn ihr seid gar nicht reell dort. Tatsächlich werdet ihr euch Kö r per aus Füllmaterial machen müssen, wie die dort Gebürtigen, denn es ist nur euer Traum.«
»Wir haben verstanden«, sagte Dor. »Wir brauchen aber nur mit dem Zombiemeister zu sprechen.«
»Viel Glück.« Traum-Ida trat zurück zu ihrem Körper. »Orie n tiert euch nach Ptero.« Der kleine Mond schwang vor ihren Kopf herum.
»Fassen wir uns doch bei den Händen«, schlug Dor vor. »Dann werden wir nicht getrennt.«
Sie bildeten eine Kette und konzentrierten sich auf den Mond. Bink versuchte, klein zu denken, und plötzlich begann der Mond zu wachsen. Auf die Größe eines Apfels schwoll er an, dann zu einer Bowlingkugel. Dann schienen sie mit einem Mal darauf zuz u schweben.
Bink blickte hinab. Das Zimmer in Schloss Roogna war fort; sie trieben in einem leeren Himmel und fielen dem fernen Planeten zu. Ihre Geschwindigkeit wuchs. Im nächsten Moment drohte die Welt beängstigend dicht unter ihnen. Zu dicht. Sie war kein Ball mehr, sondern eine weite Landschaft voller Berge, Felder und Seen.
»Hoppla«, sagte Dolph.
Dann prallten sie auf. Dunkelheit umfing sie. Ihr Impuls hatte sie tief in den Fels einschlagen lassen.
»Vielleicht sollten wir wieder ein wenig aufsteigen«, schlug Dor vor.
Bink konzentrierte sich – wie die anderen – aufs Aufsteigen. Nach einem Augenblick brachen sie aus dem Boden hervor und schwebten hinauf in den Himmel.
»Wir sind Gespenster«, erinnerte sich Bink. »Wir brauchen Su b stanz. Etwas Füllmaterial.«
Sie schwebten in einer Wolke. Dolph streckte den Arm aus, packte Wolkenmaterial und stopfte es sich in den Leib. Es schien zu funktionieren, also machten Bink und Dor es ihm nach. Je mehr Material sie in sich hineinpfropften, desto stofflicher wurden sie, und begannen zu fallen. Sie konnten ihren Sturz jedoch kontrolli e ren, sodass sie schließlich eine sanfte Landung in einem Waldstück vollbrachten.
Bink klopfte sich den Staub ab und drückte das letzte Füllmater i al fest. Er fühlte sich sehr wie er selbst. Dor und Dolph schien es ähnlich zu gehen.
»Nun müssen wir die Spur des Zombiemeisters finden«, sagte Dor.
Sie blickten sich um, sahen aber nirgendwo leuchtende F u ßabdrücke. Während ihrer ungeübten Landung waren sie vermu t lich vom direkten Weg abgekommen. Auch im Traum musste man die Dinge mehr oder weniger sorgfältig angehen.
»Ich verwandle mich und fliege auf, um zu sehen, ob ich sie fi n de«, sagte Dolph. »Das heißt, wenn mein Talent hier funktioniert.«
»Das sollte es«, sagte Dor. »Wir sollten in unseren Träumen w e nigstens so begabt sein wie in der Wirklichkeit. Aber verlier nur nicht unsere Spur.«
Dolph wurde zu einem Eulenfalter, der die Flugkunst der einen mit den feinen Antennen des anderen verknüpfte.
»Also sind wir im Traum«, sagte der Boden.
Dor sah Bink an. »Scheint, als würde mein Talent auch funkti o nieren.«
»Aber klar«, pflichtete ihm der Boden bei. »Ich kann dir sagen, wo diese Fußabdrücke sind: genau im Norden.«
»Wo ist Norden?«
»Ins Blaue.«
Bink sah sich um. In einer Richtung wirkte die Luft bläulich, in der entgegengesetzten rötlich. Kalter Norden, warmer Süden. Sehr gut. Doch kein Ausflug ins Blaue – oder doch?
Sie gingen nach
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