Zombie-Lover
gab sie sich ganz unschuldig. »Setzen wir unseren Weg doch fort. Vielleicht fühlst du dich besser, wenn wir die Insel der Weiblichkeit erreichen.«
Er stierte sie finster an, beschloss aber offensichtlich, im M o ment alles zu lassen, wie es war. Er wusste nichts von dem Schut z racket und glaubte wahrscheinlich, dass sie nur einen Glückstreffer gelandet hatte. Deshalb versuchte er es vielleicht wieder, aber nicht sofort.
Sie hingegen hatte sich der Wirkung des Rackets vergewissert und fühlte sich geschützt. So lange sie nicht kooperierte, konnte man ihr nicht schaden.
Sie gingen weiter, ohne dass Ralph versuchte, sie wieder zu b e fingern.
Bald wurde es langweilig.
»Ich habe dir noch nichts von meinem Talent erzählt«, sagte sie, weil sie jedes Gespräch dem Schweigen vorzog. »Ich habe dieses Talent, im Dunkeln zu sehen, deshalb bin ich meistens nachts auf und verschlafe den Tag.«
»Das erklärt einiges.«
»Aber dann hat mich ein Zombieprinz geküsst, der mich schl a fend fand, und will mich heiraten. Deshalb bin ich auf der Flucht, deshalb habe ich den Guten Magier aufgesucht, und deshalb will ich zur Insel der Weiblichkeit. Dort sollte ich in Sicherheit sein.«
»Das bezweifle ich aber.«
»Ach ja? Und warum?«
»Was tust du für mich, wenn ich dir das sage?«
Justin warf rasch ein: »Verärgere ihn nicht unnötig. Am Ende löst er dann nicht seine Verpflichtung ein, dich zur Insel der Weiblic h keit zu bringen.«
Das war vermutlich ein guter Rat. Deshalb bezwang sie ihre En t gegnung erneut und versuchte, höflich zu bleiben. »Ich will dich nicht küssen. Ich will überhaupt nichts von dir, außer dass du mich ans Ziel bringst. Also erzähl mir, was du mir erzählen möchtest, oder lass es bleiben, ganz wie du willst.«
»An dieser Insel ist etwas, worüber du Bescheid wissen solltest. Aber um es zu erfahren, musst du schon ein bisschen entgege n kommender sein.«
»Tut mir Leid. Berühren verboten.«
»Wie du willst.« Mit seinem Tonfall deutete er an, dass sie einen Fehler begehe, aber weil Breanna sehr an der Lauterkeit seiner Motive zweifelte, ging sie nicht weiter auf ihn ein.
Sie schritten schweigend voran. Breanna wollte Ralph auf keinen Fall wissen lassen, dass er ihre Neugierde geweckt hatte. Täuschte er sie nur, oder gab es an der Insel der Weiblichkeit wirklich etwas, das ihr Verdruss bereiten könnte, wenn sie dort ankam? Gleichze i tig ärgerte es sie, dass er sie zu etwas drängen wollte, von dem er wusste, dass es verboten war. Wenigstens versuchte er nicht mehr, sie anzugrabschen.
Sie kamen an einem Hutträger vorbei, an dem mehrere hübsche Hüte gerade reiften. Beeindruckt pflückte sich Breanna einen schwarzen Hut mit weißen Rüschen auf dem Deckel, die an einen Wellenkamm erinnerte. »Ein Schwarzer-Wellen-Hut«, sagte sie und setzte ihn auf. Er passte ihr wie angegossen.
Ralph sagte nichts dazu, Justin schon. »Der Hut scheint deine Natur widerzuspiegeln. Er ist vorteilhaft.«
»Vorteilhaft? Für wen?«
Er lachte. »Ich meine, er steht dir. Du siehst pfiffig damit aus.«
»Pfiffig? Damit kann ich leben.«
Dann kehrte Mähre Imbri zurück. »Ich habe einiges über Lija erfa h ren«, sagte sie.
»Wen?«
»Elijah. Den Jungen, der Ralphs Talent hat. Ich könnte dir die ganze G e schichte in einem Tagtraum erzählen.«
»Toll! Dann mal los.«
Die Umgebung verschwand größtenteils, obwohl Breanna aut o matisch weiterging. Ihr Bewusstsein aber sah plötzlich nur noch das triste Mundanien. In einem Gebiet, das geformt war wie eine Neue Jerseykuh, stand eine Stadt und darin ein Haus. In dem Haus wohnte eine Familie mit Vater, Mutter, einem acht Jahre alten Ju n gen namens Lija und seiner Schwester Rachel, die er hatte, damit er sich mit jemandem zanken konnte. Tagsüber besaß er ein Lächeln, das fast so strahlend war wie die Sonne, und alles war großartig. Bei Nacht änderte sich alles.
Kaum wurde es Zeit zum Schlafengehen, verschwand Lijas L ä cheln. Dann tat ihm der Kopf weh, oder sein Hals, seine Schultern, sein Rücken oder seine Knie schmerzten. Sein Bauch verknotete sich, seine Brust fühlte sich schwer an, und er konnte nur noch pfeifend atmen. Aller Jammer, dem er tagsüber aus dem Weg ging, ereilte ihn siegreich, sobald es Nacht wurde. Deshalb erforderte es natürlich immer einer heldenmütigen Anstrengung seiner Eltern, bis er einschlief.
Wenn der Morgen kam, war Lija frisch und ausgeruht für einen erfüllten, lebhaften Tag. Doch wenn die
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