Zombies auf dem Roten Platz
oder ist das so üblich?« fragte ich den Russen.
»Ein kleines Privileg, das ich mir erarbeitet habe.«
Wahrscheinlich bei deinen Spionage-Einsätzen im Ausland, dachte ich, sagte aber nichts weiter.
Es war kälter als in London. Ein unangenehmer Wind brachte die Kälte mit. Man konnte den Schnee förmlich riechen, der in der Luft lag. Allmählich konnte mir der Winter gestohlen bleiben. Bevor Wladimir startete, sagte er: »Sie wohnen übrigens direkt an der Szene.«
»Wieso?«
Er steckte den Schlüssel ins Schloß. »Das Hotel ›Moskau‹ liegt am Roten Platz.«
»Mit Ortsbesichtigung«, meldete sich Suko aus dem Fond. »So ähnlich.«
Moskau ist ein Moloch an Stadt. Zu vergleichen mit London. Nur existieren an der Themse-Metropole wesentlich mehr Hochhäuser und neuere Bauten, während die City von Moskau noch das Flair des Alten ausstrahlt. Wer behauptet, daß in Rußland nur wenig Verkehr herrscht, kann nur die ländlichen Gebiete gemeint haben. Wir jedenfalls gerieten in der Stadt in einen ziemlichen Trubel.
Zu allem Uberfluß fing es noch an zu schneien. Wir erreichten die Moskwa dort, wo sie einen großen Halbkreis beschreibt. Der Fluß wirkte auf mich wie ein Band aus Blei. So grau und träge. Die breiten Straßen vom Stadtrand ins Zentrum hinein heißen in Moskau seltsamerweise Prospekt. Deshalb wunderte ich mich auch nicht, daß wir nach Uberquerung der Moskwa auf dem Komsomolski Prospekt fuhren Eine schnurgerade Straße, die tief in die Stadt hinein und auch zum Kreml führte.
Es zweigten zahlreiche schmale Nebenstraßen ab. Die rechts von uns führten zum Flußufer.
Unser russischer Freund spielte gleichzeitig den Fremdenführer. Den Staatszirkus harten wir vor der Brückenüberquerung bereits passiert und fuhren an der neuen Olympia Sporthalle vorbei, auf die Wladimir so stolz war, als hätte er sie selbst erbaut.
Die Häuser wirkten auf mich wie kleine Burgen Manchmal kamen wir auch an Baustellen vorbei, die wegen des Winters allerdings noch stillagen Auf die St. Nikolaus-Kirche mit ihren Zwiebeltürmen wurden wir ebenfalls hingewiesen und später, als wir in die Nähe des Kremls gerieten, auf das Freiluft-Schwimmbad, das kreisförmig angelegt ist. Wir fuhren jetzt auf dem Wolchonka Prospekt weiter und sahen bereits den Westteil der zwanzig Meter hohen Kreml-Mauer. Die außerhalb und am Roten Platz liegende Kathedrale konnten wir noch nicht sehen, da mußten wir erst den Komplex des Kremls umfahren. Das taten wir in südlicher Richtung.
Es war für uns beide interessant, dies alles einmal zu sehen, doch der Schnee machte uns einen Strich durch die Sicht. Fein und dicht fielen die Flocken vom Himmel, so daß es aussah, als wäre die Welt mit einem feinen Schleier bedeckt.
Wir rollten über den Roten Platz.
Mir fielen die zahlreichen Soldaten auf, die alles kontrol Herten Auch wir wurden angehalten. Als der Mann mit der Fellmütze den Sonderausweis sah, nahm er Haltung an und ließ uns passieren.
Die Basilius-Kathedrale war wirklich beeindruckend. Ein Stück weiter lag das Lenin-Mausoleum, und dort hatte alles seinen Anfang genommen. Im Norden wurde der Platz von dem gewaltigen und mit zahlreichen Türmen bestückten Bauwerk des Historischen Museums begrenzt. Schräg gegenüber lag auch das riesige Hotel »Moskau«. Wladimir Golenkow stoppte den Volvo dort, wo nur Priviligierte parken durften.
»Da wären wir«, sagte er. »Hat es Ihnen gefallen?«
»Ja, sehr gut«, sagte Suko und sprach für mich mit. »Ich liebe meine Stadt und würde alles für sie tun Deshalb müssen wir Leib und Leben einsetzen, um die Zombies zu stoppen falls sich noch weitere in Moskau herumtreiben.«
Der feine Schnee peitschte in unsere Gesichter, als wir den Wagen verließen.
Beeindruckt blieben wir stehen, legten die Köpfe in den Nacken und ließen unsere Blicke an der Fassade des Hotels hochgleiten. Das war wirklich ein gigantischer Kasten.
Kein Neubau, auch kein schlanker Turm, sondern ein wuchtiges Karree mit gewaltigen Mauern und einem Innenhof. Die Fenster waren überhaupt nicht zu zählen.
Eine Treppe führte zum Eingang hoch. Hier herrschte reges Treiben trotz des Sturms.
Uns nahm eine warme Halle auf. Die Rezeption war ebenfalls riesig. Auf mich machte das Foyer den Eindruck eines altertümlichen Wartesaals, aber nicht unübel.
Wladimir Golenkow bat uns, ein wenig zu warten. So nahmen wir in den breiten Sesseln Platz und schauten zu, wir er im Gewühl eine der zahlreichen Türen nahe der
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