Zone One: Roman (German Edition)
Rollschuhbahn an x-beliebigen Kreuzungen, während sie als Steppenläufer-Ersatz ihren Weg durch die Metropole zurücklegte, von den berauschten Soldaten durch die Straßen gekickt, gestoßen und gerollt wurde und dabei kleine Glasquadrate wie gespiegelte Tränen abwarf.) Was Corporal Brent vom U. S. Army Corps anging, so hielt er seine täglichen Planungssitzungen in einem Nudelrestaurant ab und richtete von hinter dem Tresen aus das Wort an seine Frauen und Männer, als servierte er ihnen Udon-Nester anstelle barocker Strategien von Stadtplanung (oder, genauer gesagt, Umgestaltung). Die Offiziere breiteten sich aus und schufen sich ihre Heimstätten. Manhattan war leer bis auf Soldaten und Legionen der Verdammten, wie Mark Spitz feststellte, und schon war wieder eine Gentrifizierung im Gange.
Bis auf die Bestimmungen des Gesundheitsamtes, die einschüchternd unter den Piktogrammen prangten, war die Beschilderung in Mandarin. Nach der Logik seiner Mutter verhieß eine starke Übereinstimmung zwischen Gast und Küche ein »authentisches Restaurant«, das erstklassige chinesische, griechische, litauische und so weiter Essen servierte. Mark Spitz hatte das nie eingeleuchtet: Viele amerikanische Restaurants mit überwiegend amerikanischer Kundschaft servierten miserables amerikanisches Essen. Vielleicht lag die Authentizität ja gerade in der Mittelmäßigkeit.
In einem kläglichen Versuch, Stammgäste zu werden, kehrten Mark Spitz und Kaitlyn an den Tisch zurück, an dem sie bei der vorherigen Einsatzbesprechung gesessen hatten. In den kommenden Wochen setzte sich Gary zu ihnen, aber zu diesem Zeitpunkt waren sie erst seit einem Planquadrat zusammengewesen, einer nichtssagenden Wohngegend in der Water Street. Omega hatte sich noch nicht zusammengerauft, und sie hatten ihren eigenen, privaten Drei-Mann-Unterschlupf jeweils dorthin mitgeschleppt, wo sie hingingen. An jenem Nachmittag quetschte sich Gary mit ein paar Typen dazwischen, mit denen er in Stamford bei der Sicherung eines verlassenen Gaswerks Dienst getan hatte. Die Mehrheit derjenigen, die in den Sweepereinheiten dienten, waren zuvor im Nordosten stationiert gewesen und hatten dort an der Infrastruktur gearbeitet: den Korridor durchkämmt, so wie Mark Spitz, oder – Garys frühere Verwendung – an Aufklärungseinsätzen in den Schlüsselbereichen der Großstädte und in Industriegebieten teilgenommen. Mark Spitz kam ohne Team auf der Insel an; von dem I-95-Einsatzkommando war er der einzige, der zu den Sweepereinheiten versetzt wurde.
Die Tische in dem Jiaozi-Laden waren gedeckt, als sie zu ihrer ersten Einsatzbesprechung hineinschlurften, aber die Soldaten brachten die Gedecke Woche um Woche in immer größere Unordnung, wie in einer einzigen, in Zeitlupe ablaufenden Mittagspause. Sie waren dreißig, Teenager und Männer und Frauen Mitte zwanzig, doch Gestalten wie Metz waren eine Ausnahme. Metz sah aus wie über fünfzig, aber natürlich hatten die unlängst durchlittenen Qualen sie alle altern lassen, sodass Mark Spitz es nicht genau sagen konnte. Er hatte das, was Mark das Ödland-Glotzen nannte. Bei Spezialoperationen wurden die Sweeper mit Nachtsichtgeräten ausgestattet, die über eine Gecko-Optik verfügten, mit der man in andere Spektren sehen konnte; Metz und seine Brüder waren mit zusätzlichen Linsen ausgestattet, und durch diese starrten sie wie durch ein Visier der Verwüstung auf Stümpfe, Bruchstücke von Bauwerken, eine zersprengte Ebene. Was auch immer Mark Spitz sah – einen typischen Downtown-Klamottenladen, in den Ecken sich kräuselnde Fliegenfänger –, Metz hatte eine ganz andere und grausame Landschaft vor Augen. Angesichts der unermesslichen Galaxie der Dysfunktionen von Überlebenden – PABS mit ihren diversen Ticks, dissoziativen Fugues und existentiellen Fiebern – war die spezielle pathologische Ecke des Ödländers nach Mark Spitz’ Dafürhalten nicht weiter bemerkenswert. Jeder war auf seine eigene Weise im Arsch; wie zuvor war das ein Kennzeichen der jeweiligen Individualität.
Aufgrund ständiger Plünderungen waren die gesponserten Energydrinks im Hinterzimmer aufgebraucht, aber es gab eine positive Mundpropaganda zu den medizinischen Eigenschaften eines rätselhaften ausländischen Getränks, abgefüllt in glänzend smaragdgrüne Dosen, die sich in der Küche zu gewaltigen Stapeln türmten. Die Sweeper ließen sich an den Tischen nieder und quetschten sich, über blutrotes Vinyl rutschend, auf den Bänken
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