Zone One: Roman (German Edition)
die Staubflusen von den Platinen entfernen zu lassen? Die Sorte von Idioten, die weiß, dass es Idioten gibt, die einen Pachtvertrag für solche Klitschen unterschreiben. Sie nährten die Illusionen des jeweils anderen. Die Haufen von Bauteilen erinnerten Mark Spitz an den Tag, an dem sie den Prothesen-Vertrieb durchkämmt hatten und von rosigen halben Armen und Füßen umgeben gewesen waren, die von der Decke baumelten und aus Schachteln kletterten. Diese unvollständigen Menschen. All die toten Teile.
No Mas und Gary zündeten sich eine Zigarette an, was Kaitlyn veranlasste, finster dreinzuschauen und theatralisch zu husten. Angela dankte Gott, dass es schon Samstag war und sie morgen zum Ruhe- und Erholungsabend nach Wonton zurückkehren würden. Sie fragte die anderen, ob sie sonst noch jemanden gesehen hätten.
Kaitlyn schüttelte den Kopf. »So ziemlich tote Hose.«
»Sind am West Broadway Teddy und denen begegnet«, sagte Carl. Er grinste. »Haben zuerst den Rauch gesehen. Die haben eine Grillparty veranstaltet.«
Gary schmunzelte. Kaitlyn bat um die Koordinaten.
»Weiß ich nicht mehr«, sagte Carl. Er stank nach Urin. »Die haben einen tragbaren Grill rausgeholt und unter dem Glasvordach von irgendeinem schicken Haus mit Eigentumswohnungen aufgebaut. Rotes Tischtuch auf dem Bürgersteig und alles.«
»Was haben sie denn gegrillt?«, fragte Kaitlyn, die sich fraglos Burger aus verbotenem, industriell verarbeitetem Fleisch vorstellte. Ein gestohlener Grill, ein geklautes Tischtuch. Das waren schon zwei Vergehen.
Sie machten dicht. Typisch Connecticut. »Vielleicht waren es Rationen, das musst du die fragen.«
»Ich weiß nur, dass es gut gerochen hat«, sagte No Mas.
»Dafür könnte man gemeldet werden«, murmelte Kaitlyn. Gary zuckte die Achseln. Angela wechselte das Thema und fragte, wohin sie unterwegs seien.
Gary trat unter dem Vordach hervor, überprüfte das Straßenschild. »Hierher.«
»Du irrst dich«, sagte Carl. Sein Gesicht verhärtete sich. »Das ist unser Einsatzgebiet.«
Sie hatten dasselbe Planquadrat zugeteilt bekommen. Fulton und Gold. Sie traten auf die Kreuzung, um nachzuprüfen, ob sie sich nicht wegen aneinandergrenzender Blocks stritten, und dabei fiel allen zwangsläufig auf, dass die Ostseite der Gold Street mit drei- und vierstöckigen Stadthäusern gesegnet war und dass ein riesiger Parkplatz die Nordseite der Fulton beherrschte. Ein Glücksfall. Maximal vier Tage Arbeit, die sich jedoch, wenn man es geschickt anstellte, auf gemütliche sechs bis sieben strecken ließen, ohne dass Wonton etwas davon mitkriegte. Das bedeutete Krach.
»Wir waren zuerst hier«, sagte No Mas.
»Mit zuerst hat das überhaupt nichts zu tun«, sagte Mark Spitz. Der Parkplatz war fast leer. Nicht mal eine vereinzelte, über dem Lenkrad zusammengesunkene Leiche zum Einsacken. Sie hatten keine Anweisung, die Kofferräume zu überprüfen.
»Es ist unser Planquadrat.«
»Sieht dem Lieutenant gar nicht ähnlich, sich so zu vertun«, sagte Kaitlyn. »Ruf ihn über euer Funkgerät. Unseres ist kurz vor dem Abklappen.«
»Funkgerät?«, sagte No Mas. »Damit hab ich die ganze Woche null reingekriegt.«
»Die lassen diesen Scheiß von diesen Phönie-Omas zusammenkloppen, was kannst du da erwarten«, sagte Carl.
Gary ließ eine Serie von Kraftausdrücken vom Stapel. »Ih-cho de puta. Fabio. Wisst ihr noch, wie er Marcy ein Planquadrat zugeteilt hat und sich dann rausstellte, dass es auf der anderen Seite der Mauer liegt? Oben in der Spring Street. Der Typ hat sie nicht mehr alle.« Gary sah No Mas an, und Mark Spitz ertappte den anderen dabei, wie er rasch den Blick auf den Bürgersteig senkte.
Fabio hatte die Planquadratzuteilung vergangenen Sonntag vorgenommen. Der Lieutenant war nach Buffalo gerufen worden, und jetzt war sein Stellvertreter zuständig. Da der große Mann verreist sei, teilte Fabio ihnen mit, sei es nicht nötig, dass sie Sonntag zurückkämen. Er wies sie an, den üblichen Ruhe- und Erholungstag auszulassen und draußen in der Zone zu bleiben, die Entsorgung werde sie unterwegs mit Rationen versorgen. Er gab die Planquadrate über Funk durch und wünschte ihnen viel Glück. »Wenn wir unseren Erholungsabend nicht zurückkriegen«, teilte Gary seiner Einheit mit, »wird das jemandem noch sehr leid tun.«
»Der Lieutenant macht ihn zur Sau, wenn wir ihm sagen, was für eine Scheiße er gebaut hat«, sagte Angela.
Sie kehrten unter die Markise zurück und warteten wie in den
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