Zone One: Roman (German Edition)

Prozentsätzen.
    Carl gab den Schuss ab, und sie nahmen ihre Verhandlungen wieder auf.
    »Von allein regelt sich die Sache jedenfalls nicht«, sagte Kaitlyn. »Mark Spitz, geh hin und stell fest, was Sache ist.«
    »Wieso darf er gehen?«, fragte Carl. Mark Spitz hatte noch nie einen harten Burschen schmollen sehen.
    »Weil er weiß, wie man in gerader Linie geht.«
    Angela, die Führerin von Bravo, erhob keine Einwände. Sie machte den Eindruck, als hätte sie sich mit dem Verlust des Planquadrats abgefunden, und wappnete sich gegen die nächste Unannehmlichkeit, woraus auch immer sie bestehen mochte.
    Kaitlyn nahm ihr Sturmgewehr von der Schulter und stellte ihren Rucksack ab. Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Beton. »Also, wer geht jetzt da rüber und packt das Skel ein?«
    Er lernte Mim in einem Spielzeugladen kennen. Die Minimärkte, Fachhandelsgeschäfte, Apotheken und anderen üblichen Verdächtigen waren gründlich geplündert worden, weshalb Mark Spitz sich auf Spielzeugläden verlegte. Die Seuche hatte ihm wieder Urenttäuschungen in Erinnerung gerufen, und in jüngeren Tagen hatte ihn das kleingedruckte BATTERIEN NICHT IM LIEFERUMFANG ENTHALTEN so oft gequält, dass eine dauerhafte Macke zurückgeblieben war. Er hielt diese Taktik für genial – tatsächlich gab es immer noch in nicht wenigen Spielzeugläden Batterien hinter der Ladentheke, sogar im ekelhaften Connecticut, wo er im Zuge eines mittäglichen Beutezugs auf Mim traf. Vorne driftete eine Handvoll Skels die Hauptstraße entlang, und die Kompassnadel in ihren Adern zeigte bis auf den nächsten Platz vor ihnen keinen wahren Norden. Er ging um das Gebäude herum auf den Angestelltenparkplatz, traktierte die Hintertür haarige zehn Minuten lang mit einem Stemmeisen und kratzte daran herum, bis er das gedämpfte »Wer ist da?« hörte.
    Er sagte: »Ich lebe noch«, und sie ließ ihn herein.
    Sie hieß Miriam Cohen Levy, und sie war für lange Zeit der letzte Mensch, der ihm einen vollen Namen nannte. Sie hatte sich von Anfang an auf Spielzeugläden konzentriert. »Ich habe drei Kinder«, erzählte sie ihm später.
    Sie unterhielten sich in dem Gang mit den Robotern. Mims Ausrüstung lag in pfiffigen, sauber geordneten Nylonpacken zu ihren Füßen. Die Waffe ihrer Wahl war eine Feueraxt mit rotem Blatt, von der Wand einer Grundschule oder eines städtischen Gebäudes geklaut, und sie war auch in dem schwachen Licht, das an der Schaufensterauslage vorbeisickerte, blitzsauber. »Keime«, sagte sie. »Aber ich laufe nach Möglichkeit lieber weg. Hab’s mit dem Herzen.«
    Mark Spitz fiel auf, dass es nur zwei Zugänge zum Gebäude gab. Er zeigte auf die Wendeltreppe. »Oben ist noch mehr Spielzeug. Dort kannst du deinen Rucksack abstellen«, sagte sie wie eine gute Gastgeberin. »Willst du nach Buffalo?«
    »Was gibt’s dort?«
    »Da ist jetzt die Regierung. Die haben dort eine große Niederlassung auf die Beine gestellt.«
    Davon hatte er noch nichts gehört, aber es stand in Einklang mit seiner Theorie, dass jede Zufluchsstätte, von der gemunkelt wurde, an einem Ort lag, den aufzusuchen er nie die geringste Absicht gehabt hatte. »Was ich zuletzt gehört habe, ist, dass die Leute nach Cleveland gehen.«
    »Das ist schon eine Weile her.«
    »Buffalo ist das neue Cleveland.«
    So heiße es jedenfalls, sagte sie. Mim hatte sich eine Woche lang mit ein paar Buffalo-Pilgern zusammengetan, aber dann hatte sie sich irgendeine Magengeschichte geholt und den ganzen Tag auf der Seite liegen müssen, das Einzige, was half. Sie hatten sich entschuldigt, aber sie müssten sie zurücklassen, das sei nichts Persönliches. Sie nahm es ihnen nicht übel. »Das sind nun mal die Regeln«, sagte sie zu Mark Spitz, und ihre Schultern hoben sich zu einem kurzen Achselzucken.
    Mim war mobil, seit ihr letztes Camp implodiert war. Den Sommer und den größten Teil des Herbstes hatte sie in einer Villa in Darien verbracht: zweieinhalb Mahlzeiten pro Tag, Steinmauern und ein Generator. Die Besitzer waren tot, aber der Sohn des Gärtners, Taylor, besaß Schlüssel und hatte dort gleich zu Beginn der Greuel sein Lager aufgeschlagen. Als Kind hatte er auf dem Grundstück Space War gespielt und kannte die während der Herrschaft der Prohibition gegrabenen und während der Blütezeit des Seitensprungs instand gehaltenen geheimen Tunnel. Jede Menge zusätzlicher Ausgänge, falls andere von Skels belagert wurden. Taylor rekrutierte andere Überlebende auf