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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen
Autoren: Jack Higgins
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sprachlos an. Er drehte sich um, öffnete die Tür und ließ sie allein.
    Mallory stieg hinunter in die Kabine, warf sich auf das Bett und starrte zur Decke. Es hatte natürlich für ihn schon vorher Frauen gegeben, aber immer nur, um einen Trieb zu befriedigen, nie um sich näher auf sie einzulassen. So war das eine ziemlich lange Zeit gelaufen, und er war damit zufrieden gewesen. Jetzt war da dieses seltsame, ruhige Mädchen mit seinem Lockenkopf in sein Leben getreten, und es weigerte sich einfach, beiseite geschoben zu werden. Sein letzter bewußter Gedanke galt ihrem glühenden Gesicht, das ihn aus der Dunkelheit anlächelte. Als er erwachte, hatte er gar nicht das Gefühl, überhaupt geschlafen zu haben. Mit leichtem Entsetzen stellte er bei seinem Blick auf die Uhr fest, daß es schon halb vier war. Er zog sich seine Jacke über und stieg hinauf an Deck.
      Der Seegang hatte erheblich zugenommen und kalter Regen stach ihn ins Gesicht, als er auf dem auf und ab schwankenden Deck entlanglief. Er öffnete die Tür zum Ruderhaus. Anne Grant hielt das Ruder, ihr Gesicht schien im Schein des Kompaßlichts vom Körper losgelöst zu sein.
    »Wie stehen die Dinge?« fragte er.
      »Gut, mir gefällt's. Seit einer halben Stunde hat der Seegang allerdings erheblich zugenommen.«
      Er warf einen Blick zum Fenster hinaus. »Scheint eher noch schlimmer als besser zu werden. Ich übernehme jetzt das Ruder.«
      Sie machte ihm Platz. Ihr weicher Körper preßte sich flüchtig an den seinen, als sie sich aneinander vorbeizwängten. »Ich glaube kaum, daß ich jetzt schlafen könnte, selbst wenn ich wollte.«
      »Dann bereiten Sie noch einen Tee und kommen dann zurück. Es könnte hier oben interessant werden.«
      Er erhöhte die Geschwindigkeit ein wenig, um dem schweren Wetter, das von Osten her drohte, zu entgehen. Ein paar Minuten später kehrte Anne mit dem Tee zurück. Das Ruder schlug wie etwas Lebendiges in Mallorys Händen. Mit angestrengtem Blick starrte er in die graue Öde des Morgens.
      Die See wurde rauher und warf die Foxhunter von einer Seite auf die andere. Mallory steigerte noch einmal die Geschwindigkeit bis der Bug gleichmäßig aus dem Wasser hervorkam, wenn eine Welle unter ihm hinwegrollte.
    Ein halbe Stunde später sichteten sie Alderney. Mallory wurde diese mächtige Gezeitenwoge gewahr, die durch die Kanal Inseln getrieben wird, und die den Meeresspiegel im Golf von St. Malo bis zu zehn Metern hebt.
      Er korrigierte den Kurs in Richtung Guernsey und bat Anne, im Radio den Wetterbericht zu hören. Sie ließ sich Zeit dabei, und als sie zurückkam, brachte sie Tee und ein paar belegte Brote mit.
      »Sieht ganz hoffnungsvoll aus«, berichtete sie, »mäßiger Wind und abnehmende Schauertätigkeit.«
    »Sonst noch was?«
      »Ein paar Nebelfelder zwischen den Inseln, aber nichts Beunruhigendes.«
      Der Wind nahm allmählich ab, die See wurde ruhiger. Sie steuerten in einen klaren Septembermorgen. Nur leichter Dunst stieg vom Wasser auf. Mallory öffnete ein Fenster und atmete die frische Luft ein. Als er sich ihr zuwandte, lächelte Anne ihn an.
      »Sie können ein Schiff führen, Mr. Mallory, das muß ich Ihnen bestätigen.«
    »Vergessen Sie nicht, das in meinem Zeugnis zu erwähnen.«
      Mit einem Lächeln um die Mundwinkel hob sie das Tablett und ging wieder hinaus. Er beugte sich über die Karte und überprüfte den Kurs. Anderthalb Stunden später fuhr die Foxhunter in einem großen Bogen um den Leuchtturm von Les Hanois an der westlichen Spitze von Guernsey. Möwen und Kormorane zogen kreischend ihre Kreise am Himmel und glitten hin und wieder von den Felsen herab über das Schiff.
      Die Sicht wurde schlechter. Nebelbänke trieben über die offene See, als Guernsey am Horizont verschwand. Mallory stellte die automatische Steuerung an und beugte sich abermals über die Seekarte. Anne kam herein.
    »Wie läuft's?«
    »Mit ein bißchen Glück sollten wir die Île de Roc in etwa einer bis eineinhalb Stunden erreichen. Hängt vom Nebel ab; wenn wir in dichte Felder hineingeraten, kann die Sache ziemlich knifflig werden.«
      »In der obersten Schublade befindet sich eine Marinekarte mit sehr großem Maßstab. Darauf sind die Insel und ihre Zufahrtsmöglichkeiten abgebildet«, teilte sie ihm mit. »Ich habe sie extra noch gekauft.«
      Mallory holte sie heraus, und gemeinsam studierten sie die Karte. Die Île de Roc war ungefähr zwei Meilen lang und drei breit.
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