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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ölfleck, der unter der Tür des Maschinenraums hervorsickerte und eine immer größer werdende Lache bildete. Sie öffnete die Tür und erblickte eine wirre Masse zerstörter Rohre und zerschmetterter Klappen und Ventile.
      Sie kniete nieder und starrte in den Motor. Ihre Sinne gefroren. Als sie sich erhob, hallten Schritte auf den Holzbohlen der Anlegestelle, und sie hörte Owen Morgan rufen: »Hallo, Sie da unten!«
      Anne ging die Kabinentreppe hinauf und kam an Deck zurück, gerade als er in das Boot kletterte. Er trug einen alten blauen Lotsenmantel und Gummistiefel. Regentropfen überzogen seine grauen Haare wie Reif. Er lachte sie an, aber sein Lächeln erlosch, als er ihr verstörtes Gesicht sah.
    »Stimmt was nicht?«
    »Sehen Sie sich mal den Motor an.«
      Er stieg hastig die Treppe hinunter. Mit sehr ernster Miene kam er zurück. »Was kann jemanden dazu bewegen, so etwas zu tun?«
      »Er wollte sichergehen, daß wir die Insel nicht verlassen können«, antwortete sie ihm.
      Seine Stirn legte sich in Falten. »Also, was halten Sie davon, wenn Sie mich in die Vorgänge einweihen? Wo ist die Foxhun ter? Ich habe sie heute morgen sehr früh hinausfahren hören.«
      »Das sind bestimmt Colonel Mallory und Monsieur Guyon gewesen«, klärte sie ihn auf. »Sie hätten inzwischen wieder zurück sein sollen. Ich bin sehr besorgt, daß ihnen etwas zugestoßen sein könnte.«
    »Sind sie in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
      »Das könnte sein; aber die Zeit ist zu knapp, um jetzt nähere Einzelheiten zu erklären, Owen. Wir müssen so schnell wie möglich nach Guernsey rüberfahren. Können wir dazu Ihr Boot benutzen?«
    »Ich habe es eigentlich vor zwei Tagen schon die Helling hinaufgezogen und es in das Bootshaus gebracht, um es für den Winter fertig zu machen«, bekannte er. »Natürlich ist es kein Problem, es wieder hinunterzulassen, wenn es wirklich so drin gend ist. Ich kann es in einer halben Stunde seetüchtig machen.«
      »Tun Sie das«, bat Anne. »Ich gehe inzwischen nach Hause, um den anderen Bescheid zu geben. Ich erkläre Ihnen später alles, wenn ich zurückkomme.«
      Sie hastete die Mole entlang, setzte sich hinter das Steuer des Wagens und versuchte, den Wagen zu starten. Es bedurfte eines langwierigen Spiels mit dem Choke, bis der Motor ansprang. Owen hatte schon die Hälfte der Strecke zum Bootshaus, das seitlich vom Hotel stand, zurückgelegt, als sie endlich davonfuhr.
      Die Aufregung jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Was auch immer vorgefallen sein mochte, es mußte etwas sehr Ernstes sein. Soviel war jedenfalls aus Anne Grants Verhalten zu ersehen, und für einen Mann, dessen ganzes Leben aus einer Folge von Abenteuern bestanden hatte, übte die Aussicht auf neue Taten eine ungeheure Faszination aus. Als er nur noch ein paar Schritte vom Bootshaus entfernt war, erinnerte er sich, daß ein Vorhängeschloß die Tür versperrte. Er drehte sich um und eilte den Weg hinauf zum Seiteneingang des Hotels.
      Er ging in die Küche, wo Juliette am Spülbecken stand und das Frühstücksgeschirr abwusch. »Wo ist der Schlüssel zum Bootshaus?« fragte er sie.
      Sie wandte sich ihm überrascht zu: »Am Nagel hinter der Tür, wo er immer hängt. Stimmt was nicht?«
      »Ich muß das Boot klarmachen«, antwortete er. »Die Grants möchten, daß ich sie nach Guernsey hinüberfahre. Kann auch nicht erklären, warum, weiß es selbst nicht. Aber es muß etwas Ernstes sein.«
    Morgan griff nach dem Schlüssel und ging wieder hinaus. Nachdem er die Küche verlassen hatte, stand Juliette Vincente wie erstarrt am Spülbecken und stierte mit leerem Blick zur Tür. Einen kurzen Augenblick später trocknete sie sich sorgfältig die Hände ab, hängte das Handtuch weg und ging die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer.
    Owen Morgan zog die schweren Türen des Bootshauses auf und ging hinein. Seine Barkasse saß fest in einer Betonnut; ein Stahlseil, das auf einer Winde an ihrem Heck aufgerollt war, hielt sie straff an ihrem Platz.
      Er sprang an Deck, zog die Hülle vom Motorgehäuse und erschrak augenblicklich, die Kehle wie zugeschnürt: Der Motor befand sich in genau dem gleichen Zustand wie der von Guyons Boot. Empfindliche Rohre und Ventile waren zerschlagen und irreparabel demoliert. In dem Wirrwarr lag ein schwerer Hammer aus seiner eigenen Werkzeugtasche.
      Er richtete sich wieder auf und vernahm hinter sich das Scharren eines Schuhs auf dem Steinboden. Er

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