Zorn: Thriller (German Edition)
Aktivität in der Kleingartenhütte festgestellt hätten.
Als Kerstin Holm und Jorge Chavez kurz darauf in einer Kleingartenhütte einige Hütten entfernt standen, um die es vor Einsatzkräften nur so wimmelte, und die Inneneinrichtung betrachteten, meinte Chavez: »Da kommt fast ein wenig Nostalgie auf, oder?«
»Ziemlich lange her, dass sich Verbrecher in Kleingartenhütten verbarrikadiert haben«, entgegnete Kerstin Holm. »Wie ein Besuch in einer vergangenen kriminellen Welt.«
»Aber das bedeutet doch, dass er absolut auf der falschen Fährte ist«, sagte Chavez. »Immerhin war er persönlicher Leibwächter eines weltweit führenden Waffenhändlers.«
»War, das ist vermutlich das Schlüsselwort«, meinte Holm. »Entweder weiß er nicht, wohin, seit Isli Vrapis Tod, oder er wird von einem von Vrapis Nachfolgern verfolgt, wer auch immer das sein mag. Weil er Vrapi nicht ausreichend beschützt hat.«
»Also vermutlich weiß er einfach nicht, wohin«, meinte Chavez. »Die Kleingartenhütte der Schwester, ich bitte dich. Reiner Selbstmord.«
Kerstin Holm wandte sich dem Leiter der Einsatzkräfte zu: »Sind Sie bereit?«
»Ja«, antwortete der Einsatzleiter. »Weiterhin Aktivität in der Hütte.«
»Dann legen wir los«, entschied Kerstin Holm. Schnell und lautlos liefen sie vornübergebeugt los, eine Kette schwarz gekleideter Einsatzkräfte mit erhobenen Maschinengewehren, gefolgt von zwei etwas langsameren Kriminalpolizisten. Zum Glück war es ein gewöhnlicher Mittwoch im Mai, und die wenigen Rentner, die ihre Schrebergärten besuchen oder einfach nur ein wenig Frühlingsluft schnappen wollten, waren an den Zufahrtswegen diskret umgeleitet worden. Im Tanto war es demnach vollkommen leer, als die Polizisten in den Schrebergarten drangen, der Maja Svensson, geborene Targamadze, gehörte. Als die Tür der kleinen Hütte eingetreten wurde und die Beamten laut brüllend hineinstürmten, hockte Nukri Targamadze auf einem gelben Plastikeimer mitten auf dem Boden.
Es war kein schöner Anblick.
Eine Stunde später saß er in einem Vernehmungsraum im Polizeigebäude und wirkte sauer. Einfach nur sauer, wie Holm und Chavez durch den Venezianischen Spiegel feststellen konnten. Andererseits war er ein Profi. Beziehungsweise war er es gewesen.
Sie betraten den Raum.
»In diesen kleinen Hütten gibt es ja keine Toilette«, war das Erste, was Targamadze in leidlichem Englisch sagte.
»Es erstaunt uns wirklich ungemein, dass Sie sich dort aufgehalten haben«, entgegnete Chavez und setzte sich ihm gegenüber. »Ist die Organisation nach Isli Vrapis Tod denn so geschwächt?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, antwortete Targamadze.
»Natürlich nicht«, sagte Chavez. »Aber wie ich in meinen Unterlagen sehe, verzichten Sie auf die Anwesenheit eines Anwalts.«
Kerstin Holm setzte sich neben Chavez und erklärte: »Wir haben gerade die Bestätigung der Kriminaltechniker erhalten. Die Waffe, die wir in der Kleingartenhütte gefunden haben, übrigens in unprofessionell großer Entfernung von dem gelben Plastikeimer, war die Pistole, aus der am elften Mai dieses Jahres um 23.12 Uhr der tödliche Schuss auf einen Mann namens Taisir Karir in der Götgatan abgegeben wurde.«
»Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen«, erklärte Chavez. »Sie werden wegen Mordes verurteilt werden und mindestens zehn Jahre in Schweden im Gefängnis sitzen. Was normalerweise von Kriminellen aus den ehemaligen Ostblockstaaten als Luxus angesehen wird. Also nicht weiter schlimm. Außer dass Sie dort drinnen langsam in die Jahre kommen werden. Ihre gesamte virile Zeit wird darüber vergehen, und das nächste Mal, wenn Sie einer Frau begegnen, sind Sie ein alter Tattergreis. Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?«
»Nein«, antwortete Nukri Targamadze missmutig.
»Das Interessante ist allerdings, dass Sie eine gute Woche in der kleinen Hütte gewohnt haben«, sagte Kerstin Holm. »Wovon haben Sie sich denn eigentlich ernährt?«
»Von den eingelegten Gurken und Birnen meiner Schwester«, antwortete Targamadze mit einem zaghaften Lächeln. »Ich freu mich schon auf die Gefängniskost.«
»Jetzt verstehe ich Ihr dringliches Bedürfnis ein wenig besser«, meinte Chavez.
»Keiner rechnet damit, dass Sie etwas über Isli Vrapis Organisation ausplaudern«, erklärte Holm. »Aber ich frage mich, warum man Sie nicht schon längst geschnappt hat. Sie stellen schließlich ein Sicherheitsrisiko dar.«
»Ich bin mir nicht einmal sicher, ob
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