Zorn - Tod und Regen
Kommissar.«
»Gern.«
»Verdächtigen Sie mich?«
»Wie meinen Sie das?«
»Glauben Sie, dass ich meine Bar selbst in die Luft gesprengt habe?«
Die Antwort kam schnell. »Woher wissen Sie, dass es eine Bombe war?«
»Ihr Kollege, der mich hergefahren hat, erzählte es mir.«
Schröder machte sich schweigend eine Notiz.
»Glauben Sie mir nicht, Herr Kommissar?«
Schröder lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er würde das später nachprüfen, doch er war sicher, dass Stapic die Wahrheit sagte.
»Warum sollte ich Ihnen nicht glauben? Sie sind nicht einmal verpflichtet, mit mir zu reden, Herr Stapic. Dies ist kein Verhör, nicht einmal eine Zeugenbefragung.«
»Was ist es dann?«
»Betrachten wir es als ganz normales Gespräch, wenn Sie so wollen.«
»Gut«, nickte Stapic. »Und ich werde Ihnen helfen, soweit es in meiner Macht steht.«
»Sie sprechen übrigens hervorragend Deutsch, wenn ich das sagen darf.«
»Oh, ich lebe seit fast zwanzig Jahren in Deutschland. Selbst ein begriffsstutziger, ergrauter kroatischer Zausel wie ich lernt in einer solch langen Zeit dazu.« Als Stapic lächelte, erschienen kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln. »Und es ist eine sehr schwere Sprache, das können Sie mir glauben, Herr Kommissar. Aber ich liebe Ihr Land. Ihr Deutschen seid vielleicht etwas unterkühlt, aber das liegt wahrscheinlich am Wetter.«
»Ja«, erwiderte Schröder, »das hört man immer wieder.«
Er kratzte sich nachdenklich an der Schläfe, dann wechselte er unvermittelt das Thema. »Haben Sie Feinde, Herr Stapic?«
»Ich verstehe nicht.«
»Nun, wenn Sie Ihre Bar nicht selbst in die Luft gesprengt haben – und davon gehen wir aus –, dann war es jemand anders. Und dass dieser Jemand nicht unbedingt gut auf Sie zu sprechen ist, liegt auf der Hand. Dazu gehört keine außergewöhnliche Kombinationsgabe.«
Stapic schien verwirrt.
»Wenn ich ehrlich bin, habe ich darüber noch nicht nachgedacht.«
»Angenommen, Sie würden darüber nachdenken. Glauben Sie, es würde Ihnen jemand einfallen? Konkurrenten? Gäste? Irgendjemand?«
Der Kroate betastete vorsichtig das Pflaster über seinem Auge und überlegte.
»Nein«, sagte er dann. »Ich will nicht behaupten, dass ich niemals Ärger mit anderen Menschen hätte. Das lässt sich nicht vermeiden, vor allem, wenn man wie ich einen Nachtclub betreibt. Und erst recht nicht, wenn er einen solch zweifelhaften Ruf besitzt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, Sie werden bemerkt haben, dass meine Kunden vor allem Homosexuelle sind. Ich selbst bin nicht so …«, Stapic schien einen Moment nach dem richtigen Ausdruck zu suchen, »orientiert. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum, aber diese Leute fühlen sich bei mir wohl. Und ich habe kein Problem damit. Mehr noch, mittlerweile bin ich froh darüber. Es geschieht so gut wie nie, dass jemand Randale oder Ärger macht.«
»Bis auf gestern Nacht.«
»Ja.« Stapic zuckte resigniert die Achseln. »Bis auf gestern Nacht. Glauben Sie mir, ich weiß nicht, was da passiert ist, Herr Kommissar. Es kann sich nur um einen Irrtum handeln.«
Schröder nickte, nahm seinen Kugelschreiber und betrachtete ihn eingehend. Seine nächste Frage klang eher beiläufig.
»Kennen Sie eine Sigrun Bosch?«
»Wie bitte?« Stapic warf Schröder einen verwunderten Blick zu. »Ich verstehe nicht, Herr Kommissar.«
Schröder ließ ihn nicht aus den Augen. »Ich fragte, ob Ihnen eine Person namens Sigrun Bosch bekannt ist.«
»Diesen Namen habe ich nie in meinem Leben gehört«, sagte Stapic, fuhr sich mit der flachen Hand über das kurze, graue Haar und sah Schröder verständnislos an. »Wer ist das?«
Wieder antwortete Schröder mit einer Gegenfrage: »Was ist mit Henning Mahler?«
»Henning Mahler?«
»Ja. Sind Sie ihm jemals begegnet?«
»Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht folgen. Hat dieser Mensch etwas mit dem Anschlag auf meine Bar zu tun?«
»Beantworten Sie bitte die Frage.«
»Nein, ich kenne niemanden, der so heißt.« Der Kroate redete jetzt lauter. Es war deutlich zu merken, dass er verärgert war. »Sie sagten, dass dies ein ganz normales Gespräch sei. Aber jetzt klingt es für mich wie ein Verhör, Herr Kommissar. Ich verstehe den Sinn Ihrer Fragen nicht.«
Schröder erwiderte nichts. Der Barbesitzer lehnte sich erschöpft zurück, stieß einen unterdrückten Schmerzlaut aus und rieb sich den Rücken.
Schröder klopfte ein paar Mal mit dem Kugelschreiber auf den Tisch. Dann stand
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