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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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er da, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann stand er ächzend auf, schob das Gestrüpp beiseite und sah sich um. Er stand mit dem Rücken zum Gasometer, vor ihm lag ein verlassener Parkplatz, der von den Ruinen alter Industriegebäude umgeben war. Erst, als er das riesige Emblem des Autohauses bemerkte, das sich weiter hinten in sechzig Meter Höhe langsam um sich selbst drehte, wusste er, wo er sich befand.
    Nach kurzem Überlegen hatte Zorn einen Plan gefasst. Er hatte keine Ahnung, wo Mahler sein konnte, ja, er wusste nicht einmal, ob er hier irgendwo in der Nähe war. Allein war hier nichts auszurichten. Es würde nicht länger als zwei, drei Minuten dauern, bis er die Straße erreicht hatte, die direkt am alten Gaswerk vorbeiführte. Dort konnte er ein Auto anhalten und sich mit dem Präsidium in Verbindung setzen.
    Er würde Verstärkung kommen lassen. Und Schröder, mit ihm konnte er besprechen, was sie jetzt tun sollten.
    »Ja«, murmelte Zorn vor sich hin und lief los. »Das ist ein guter Plan. Schröder weiß immer, was zu tun ist.«
    Plötzlich hörte er leise, undeutliche Stimmen hinter sich. Er blieb stehen und drehte sich um. Die Außenwand des Gasometers ragte vor ihm auf wie die Mauer einer mittelalterlichen Zitadelle.
    Die Stimmen kamen aus dem Inneren. Und er erkannte sie sofort.
    Zorn brauchte eine Sekunde, um seinen Plan zu ändern.
    *
    Gegen Mitternacht wurde Frieda Borck unruhig. Zorn war jetzt seit über sechs Stunden nicht zu erreichen, Schröder hatte sich ebenfalls nicht gemeldet, obwohl sie abgesprochen hatten, dass er sie nach der Durchsuchung der Bar anrufen sollte.
    Die Staatsanwältin lehnte sich gähnend in ihrem Sessel zurück. Sie war seit siebzehn Stunden im Präsidium und sehnte sich nach einem Glas Rotwein und ein paar Stunden Schlaf.
    Eine Weile kaute sie unentschlossen auf der Unterlippe und überlegte. Dann nahm sie das Telefon und rief Schröder an. Erfolglos, das Telefon war aus. Sie wählte die Nummer der Zentrale.
    »Verbinden Sie mich mit der Streife, die in der Innenstadt vor der Bar dieses Kroaten stationiert ist«, befahl sie knapp. Während sie wartete, kam ihr der unerfreuliche Gedanke, dass es wohl noch eine Weile dauern konnte, bis sie ins Bett kommen würde.
    *
    »Ich bin allein hier, Sivo.«
    »Das ist mir klar, Jungchen. Du solltest mittlerweile wissen, dass ich ernst meine, was ich sage.«
    »Lass uns Ella hier rausbringen. Dann kannst du mit mir machen, was du willst.«
    Zorn lehnte außen mit dem Rücken zur Wand neben der Gittertür. Die Stimmen drangen nur undeutlich aus dem Innenraum, aber verstehen konnte er jedes Wort. Vorsichtig schob er den Kopf vor und warf einen kurzen Blick hinein. Das Innere des Gasometers mochte ungefähr fünfzig Meter im Durchmesser betragen, Mahler stand mit dem Rücken zu Zorn und verdeckte den Kroaten, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Undeutlich erkannte er die Umrisse des Rollstuhls, der neben Stapic stand.
    »Sieh sie dir an«, hörte er Stapic sagen. »Sie schläft so schön. Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Willst du sie tatsächlich wecken?«
    Zorn zog sich zurück. Du bist ein Blödmann, Henning Mahler, dachte er wütend. Hättest du mich eingeweiht, wäre das gesamte beschissene Gelände umstellt! Stapic hätte keine Chance, zu entkommen. Was mache ich jetzt? Ich kann doch nicht einfach da reinspazieren und Dirty Harry spielen!
    Sein Pulsschlag hatte sich beruhigt. Langsam spürte er die Kälte durch die nassen Kleider dringen. Der Hals schmerzte beim Schlucken, die Kehle fühlte sich wund an und trocken.
    Na ja, überlegte er weiter, Clint Eastwood würde wahrscheinlich nach einem zweiten Eingang suchen.
    Und so wandte er sich leise nach rechts und machte sich auf den Weg, um den Gasometer von außen zu umrunden. Ein schmaler Trampelpfad verlief in einigen Metern Entfernung direkt am Fuße des alten Gemäuers. Zorn folgte ihm, immer wieder schlugen ihm feuchte Zweige ins Gesicht, Unrat, vermodernde Dachpappe und herabgefallene Steine versperrten ihm den Weg. Er achtete sorgfältig darauf, auf dem schlammigen Boden nicht auszurutschen. Unterwegs stolperte er über ein rostiges, ungefähr einen Meter langes Eisenrohr. Er hob es auf. Ob er es benutzen würde, wusste er nicht. Aber es gab ihm ein unbestimmtes Gefühl der Sicherheit.
    Als er den Gasometer zur Hälfte umkreist hatte, blieb er stehen. Bisher hatte es nur leicht genieselt, langsam wurde der Regen stärker. In einiger Entfernung

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