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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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gefasst haben werde. »Ich bin betroffen und fassungslos«, sagte sie und klang, als würde sie die Bedienungsanleitung einer Mikrowelle vorlesen. »Meine Gedanken sind bei den Angehörigen von Philipp Sauer, den ich persönlich geschätzt habe. Er war ein Mann, der dieser Stadt sehr große Dienste geleistet hat.«
    Als sie hinzufügte, dass die besten und erfahrensten Ermittler der Polizei jede noch so kleine Spur verfolgten, lachte Zorn freudlos auf und schaltete das Radio aus.
    Die besten und erfahrensten Ermittler, dachte er, blinkte und ordnete sich links ein, was für ein guter Witz. Aber dass wir ein paar Spuren haben, das stimmt immerhin. Wir wissen jetzt, dass Hannahs Verschwinden mit den Morden an Sigrun Bosch und Staatsanwalt Sauer zusammenhängt. Es kann kein Zufall sein, dass ein und dieselbe Buchstabenkombination an der Leiche von Sigrun Bosch und dort, wo Sauer ermordet wurde, gefunden wurde. Man müsste nur wissen, was das bedeutet.
    SIVO
    Wir hätten das besser prüfen müssen.
    HANNAH
    Alles hängt zusammen. Das muss die Verbindung sein, von der Keitel gesprochen hat.
    Die Dämmerung lag über der Stadt wie ein verdrecktes Laken. Zorn schaltete das Licht ein, bremste ab und kam zum Stehen. Rechts von ihm donnerte eine S-Bahn in Richtung Norden. Er war jetzt in der Nähe des Zoos, hier wurde die Schnellstraße einspurig.
    Warum bin ich so ruhig?, überlegte er, schob den Sitz zurück und streckte die Beine. Weil alles sinnlos ist? Weil ich weiß, dass ich zu spät komme? Dass ich Hannah nicht mehr helfen kann? Wird mir das alles zu viel?
    »Allein schaff ich das nicht«, seufzte er leise, nahm das Handy und wählte Schröders Nummer. Der meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »Chef?«
    »Wie weit seid ihr?«
    »Warte mal kurz.«
    Er hörte, wie Schröder halblaut ein paar Anweisungen gab. Dann knallte eine Tür.
    »Wo bist du?«, fragte Zorn.
    »Auf dem Turm, im Treppenhaus.« Schröders Stimme hallte jetzt ein wenig nach. »Die Spurensicherung legt gerade die Kabel für die Scheinwerfer.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht, Chef. Es wird eine Weile dauern, bis wir wissen, ob die Zeichen tatsächlich frisch sind. Und ob sie etwas mit den Morden zu tun haben.«
    »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten.«
    »Das tu ich ungern.«
    »Würd ich an deiner Stelle auch.«
    Sie schwiegen für ein paar Sekunden.
    »Glaubst du wirklich, dass Mahler in die Sache verwickelt ist?«, fragte Schröder dann.
    »Das weiß ich, wenn ich mit ihm gesprochen hab. Ich ruf dich an.«
    »Okay.«
    »Du fährst ins Präsidium und findest raus, was diese Buchstaben bedeuten.«
    »Sivo?«
    »Ja.«
    »Es ist ein Name.«
    »Mir ist klar, dass das kein Korkenzieher ist, Schröder.«
    »Hahaha.«
    »Wir müssen wissen, wer das ist. Und sieh nach, ob wir irgendetwas über Henning Mahler haben.«
    »Das mach ich als Erstes, Chef. Ich lasse mir seine Akte raussuchen. Wenn es denn eine gibt.«
    »Tu das. Und mach vor allem der beknackten Fahndung Beine«, sagte Zorn und legte auf.
    *
    Als er endlich die Waldstraße erreichte, war die Dunkelheit vollständig hereingebrochen. Er parkte direkt vor Mahlers Haus, stieg aus und trat als Erstes mit dem linken Bein in eine tiefe Pfütze. »Verdammt«, murmelte er und erinnerte sich, dass ihm bei seinem ersten Besuch genau dasselbe passiert war. Allerdings mit dem anderen Bein. Wie lange war das jetzt her? Zwei Wochen? Nicht ganz, aber fast. Es kam ihm vor, als seien inzwischen Ewigkeiten vergangen.
    Das Haus lag still und verlassen da. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, drückte er auf den Messingknopf unter dem Namensschild. Wartete einen Moment. Klingelte erneut. Steckte die Hände in die Jackentasche und dachte nach. Dann öffnete er das niedrige Tor und ging den kurzen Weg durch den Garten zum Haus.
    Er stellte sich auf die Zehenspitzen, schirmte die Augen mit den Händen ab und sah durch eines der Fenster ins dunkle Wohnzimmer. Drinnen erkannte er die schemenhaften Umrisse des Sofas, den Couchtisch und den großen Sessel gegenüber. In einer Ecke leuchtete die Digitalanzeige eines Weckers.
    »Darf man fragen, was Sie da treiben?«
    Auf der Straße stand ein älterer Herr und beugte sich über die Hecke. Zorn zögerte einen Moment, dann ging er zu ihm. »Darf man fragen, wer Sie sind?«
    »Allerdings.« Der Alte hob einen Krückstock und wies auf das Nachbarhaus. »Ich wohne hier. Ich kenne Sie nicht und möchte gern wissen, was Sie hier zu suchen haben. Sie befinden sich auf einem

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