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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Was ist mit mir los?
    Er stieß geräuschvoll die Luft aus und wartete ein paar Sekunden.
    Jetzt fühlte er sich besser.
    »Also«, meinte er dann. »Können wir endlich mal besprechen, wie wir weitermachen?«
    Das taten sie dann auch.
    *
    Wachtmeister Bolldorf gähnte und sah auf die Uhr. Heute war Freitag, seit einer geschlagenen Woche war er nun zum Dienst im Krankenhaus abgestellt. Geschehen war in dieser Zeit so gut wie nichts, abgesehen davon, dass er mittlerweile das komplette Personal der Intensivstation kennengelernt hatte. Beachtet hatte ihn niemand, wenn es hochkam, bedachten ihn die Ärzte mit einem kurzen, unkonzentrierten Kopfnicken. Die einzige Krankenschwester, die ihn ab und zu angelächelt hatte, war seit vorgestern nicht erschienen, wahrscheinlich hatte sie Nachtschicht. Sie hatte ihm gefallen, doch er ahnte, dass ihr Interesse wohl eher einem der Ärzte gelten würde als ihm, dem pickligen, schwitzenden Jungen in der zu groß geratenen Uniform. Seine anfängliche Euphorie war verflogen, er ahnte, dass hier wohl nichts mehr passieren würde. Jedenfalls nichts Spannendes.
    Er las einen Artikel über die Vernehmenstechnik des erweiterten kognitiven Interviews , nach drei Seiten stellte er fest, dass er nichts, aber auch gar nichts verstanden hatte.
    Wachtmeister Bolldorf war müde.
    Der Flur war klimatisiert, trotzdem klebten seine Füße in den schweißnassen Socken. Sein magerer Hintern war wund, schmerzte vom stundenlangen Sitzen auf dem harten Stuhl.
    Der junge Polizist hob die Mütze, strich das Haar aus der Stirn und blätterte zurück. Dann begann er noch einmal von vorn.
    Er ahnte nicht, dass in wenigen Minuten die Hölle los sein würde.
    *
    »Also«, sagte Frieda Borck, »es bleiben drei Personen, auf die wir uns vorerst konzentrieren: Max Brandt, Pastor Giese und Martha Haubold. Bei einem von ihnen liegt der Schlüssel.«
    Seit fast zwei Stunden saßen sie nun beisammen und versuchten, so etwas wie eine Strategie zu entwickeln. Schröder hatte nicht viel gesagt, Zorn, der noch immer beleidigt war, hatte sich meist auf kurze Einwürfe beschränkt.
    »Ich glaube nicht, dass wir von Max Brandt etwas Neues erfahren«, erklärte er jetzt. »Schließlich habe ich ihn bereits ein paarmal vernommen. Die Frage ist, wie wir ihn von jetzt an behandeln.«
    Frieda Borck sah auf.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach: Verdächtigen wir ihn oder sehen wir in ihm das nächste Opfer?«
    »Gute Frage«, nickte Schröder.
    »Aber vorerst nicht wichtig.« Das Handy der Staatsanwältin vibrierte. »Der Junge wird ständig überwacht«, sagte sie zerstreut und sah aufs Display. »Egal, ob er schuldig ist, wir wissen immer, was er tut. Und wir können ihn schützen, falls er in Gefahr gerät.« Sie wurde rot, lächelte und tippte eine Nachricht. Dann legte sie das Telefon auf den Schreibtisch. »Wir müssen davon ausgehen, dass Gieses Laptop manipuliert wurde. Der, der das getan hat, wollte den Verdacht auf den Priester lenken, er wusste, dass wir den Rechner irgendwann überprüfen würden. Es gibt einen konkreten Zeitpunkt, wann die Filme auf die Festplatte geladen wurden. Ein paar Stunden später haben wir die Wohnung durchsucht und den Rechner beschlagnahmt. In diesem Zeitraum muss jemand bei ihm zu Hause gewesen sein und die Filme überspielt haben. Gibt es Einbruchsspuren? Fingerabdrücke? Wenn ja, müssen sie vom Täter sein.«
    »Richtig, das habe ich auch schon überlegt«, schwindelte Zorn. Was die Kombinationsgabe betraf, war ihm die Staatsanwältin um Lichtjahre voraus. Das wurmte ihn.
    »Die Wohnung wird bereits ein zweites Mal untersucht«, sagte Schröder.
    Ach, dachte Zorn zerknirscht. Er also auch.
    *
    Wachtmeister Bolldorf musste aufs Klo. Dringend.
    Das lag am Kaffee, die Thermoskanne neben ihm auf dem Boden war fast leer. Wahrscheinlich zum zehnten Mal an diesem Vormittag sah er auf die Uhr, in einer Stunde wurde er abgelöst. Nein, entschied er, so lange konnte kein Mensch durchhalten. Er stand auf, sank jedoch gleich wieder zurück auf den Stuhl.
    Am Ende des Flures öffnete sich die Tür der Intensivstation. Eine Krankenschwester erschien und kam rasch näher. Sie war groß und schlank, unter der Haube lugten ein paar blonde Locken hervor.
    Sie sah gut aus, fand Wachtmeister Bolldorf, sehr gut sogar. Er öffnete den obersten Knopf seines Hemds und schob die Mütze aus der Stirn.
    »Hallo Schwester«, brummte er und hoffte, er würde so lässig klingen wie die Cops im Fernsehen.
    Für

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