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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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sieht zwar nicht so aus, aber eigentlich ist er kein schlechter Kerl.«
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Schröder mit einem feinen Lächeln.
    *
    »Wo warst du am Donnerstag zwischen fünf und sieben Uhr morgens?«
    Udo Kempff starrte verbissen auf seine Hände. Sein Mund war geschlossen, die Kiefer mahlten, als würde er an einem zähen Stück Gummi kauen.
    »Ich sag nichts mehr.«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Was?«
    »Dass du nichts sagst.«
    »Sag ich ja.«
    Zorn wartete geduldig. Frieda Borck fiel ihm ein, die gesagt hatte, er solle sich nicht so aufführen wie bei CSI Miami . Warum eigentlich nicht?, überlegte er, ein bisschen Kasperletheater kann nicht schaden.
    Er seufzte übertrieben, schlug sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel und stand auf. »Okay, offensichtlich bist du noch bescheuerter, als ich dachte. Ich lasse dich jetzt in eine Zelle bringen. Ich glaube nicht, dass du so schnell wieder rauskommst. Du wirst eingebuchtet, bis du schwarz wirst, Dicker. Mindestens für die nächsten fünfzehn Jahre. Kannst du schon bis fünfzehn zählen? Oder muss ich dir erklären, wie lange das dauern wird?«
    Ihre Blicke kreuzten sich über dem Tisch. Eine Sekunde, zwei, drei. Dann schlug Udo Kempff die Augen nieder. Zorn wartete noch einen Moment, dann fügte er leise hinzu: »Jetzt würdest du mir am liebsten eine reinhauen. Ist doch so, oder?«
    Udo Kempff sah auf. Seine kleinen Augen verengten sich. »Ja. Genau das brauchst du, Inspektor.«
    »Hauptkommissar«, verbesserte Zorn lächelnd. »Inspektor nennen mich nur Idioten.«
    Später würde er sich eingestehen, dass er die Situation genossen hatte. Die Macht, die er über den anderen hatte, auskostete. Die Lage ausnutzte, um es ihm heimzuzahlen. Nicht ausschließlich, es handelte sich hier ja um eine offizielle Vernehmung. Das änderte nichts an der Tatsache, dass er Rache nahm. Gemeine, niederträchtige Rache an einem, der schon am Boden lag, der hoffnungslos unterlegen war.
    Er ging zur Tür und öffnete sie. »Abführen!«, rief er in den Flur. Ein uniformierter Beamter trat ein.
    »Ich war im Bett«, sagte Udo Kempff leise.
    Zorn gab dem Beamten einen Wink, dieser ging wieder hinaus und schloss die Tür.
    »Lauter bitte, ich kann dich nicht verstehen.«
    »Am Donnerstagmorgen, da war ich im Bett.«
    »Allein?«, fragte Zorn. Jetzt hatte er Udo Kempff wirklich da, wo er ihn haben wollte. Er beschloss, noch ein wenig nachzutreten: »Entschuldige, was für eine blöde Frage, natürlich warst du allein. Jemand wie du hat keine Freundin.« Er tat, als würde er überlegen. »Oder hast du einen Freund?«
    Ein kurzer Blick zu Zorn. Dann wieder auf die Hände.
    »Ich bin keine Schwuchtel. Max ist eine Schwuchtel. Ich nicht.«
    »Und Björn? War der auch eine Schwuchtel?«
    »Björn war mein Kumpel. Ich hab ihm nichts getan.«
    »Hast du eine Ahnung, wer ihn getötet haben könnte?«
    »Nein.«
    Zorn öffnete die Tür ein zweites Mal.
    »Du kannst gehen.«
    »Was?«
    »Verpiss dich, bevor ich’s mir anders überlege.«
    *
    »Ich glaube nicht, dass Udo Kempff unser Mörder ist«, sagte Zorn. Sie hatten sich in seinem Büro getroffen, um die Vernehmungen noch einmal durchzusprechen. »Ich hab ihn ziemlich hart rangenommen, aber ich bin sicher, er war’s nicht. Jedenfalls nicht alleine. Er würde niemals auf die Idee mit dem Draht kommen, dazu ist er einfach zu doof.«
    »Man muss kein Genie sein, um jemanden auf diese Weise zu töten, Chef.«
    »Stimmt. Aber der Kerl ist dermaßen bescheuert, er würde wahrscheinlich selbst in die Falle laufen und sich die eigene Rübe abtrennen.«
    »Man könnte fast meinen, du hättest eine persönliche Rechnung mit ihm offen.«
    »Blödsinn.«
    Zorn griff eine Zigarette und steckte sie in den Mund. Nahm sie wieder heraus, betrachtete sie kurz und legte sie dann auf den Tisch. Seit ein paar Wochen rauchte er nicht mehr im Büro, oder wenn, dann heimlich am offenen Fenster. Eine Zeitlang hatte Frieda Borck ihn regelrecht verfolgt, war zu den unmöglichsten Zeiten in seinem Zimmer aufgetaucht und hatte ihm jedes Mal die Hölle heißgemacht, wenn sie ihn beim Rauchen erwischte. Schließlich hatte er aufgegeben. Nein, er mochte die Staatanwältin nicht. Ganz und gar nicht.
    »Frieda Borck wird stinksauer sein«, meinte Schröder, als hätte er Zorns Gedanken gelesen. »Wir haben die beiden ohne besonderen Grund festgehalten, das kann Ärger geben.«
    »Schreib einen Bericht. Von wegen dringender Tatverdacht, oder«,

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