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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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bin – woher auch?
nehmt euch vor mir in acht und wagt es ja nicht, mir im weg zu stehen – ich komme aus einer anderen dimension – ich lebe in der hölle
ab und zu steige ich herauf und zeige euch, wie meine welt beschaffen ist – dann tauche ich wieder ab
versucht nicht, mir zu folgen, ihr werdet mich nicht finden
nicht, wenn ich es nicht will
ich bin anders als ihr
vergesst das niemals
    *
    Was das Wetter betraf, brachte der Sonntag wenig Abwechslung: Die Sonne strahlte, keine Wolke stand am stahlblauen Himmel, einzig ein leichter Westwind versprach ein wenig Abkühlung für die schwitzende Stadt.
    Claudius Zorn hatte schlecht geschlafen, sehr schlecht. Immer wieder war er aufgewacht, er hatte geträumt, schräges, unheimliches Zeug. Einmal hatte Udo Kempff in Radfahrerkleidung vor seinem Bett gestanden, sein Kopf war fast vollständig abgetrennt, mit einem großen Messer hatte er sich immer wieder in den Bauch gestochen und dabei gemurmelt, dass er niemanden nich umgebracht habe. Später war Malina erschienen, sie stand im Wohnzimmer vor seiner Plattensammlung und fragte lachend, ob er denn nicht etwas anderes als dieses uralte Zeugs im Angebot hätte.
    Schlechte Träume. Sehr schlechte Träume.
    Er war zeitig aufgestanden, hatte gepinkelt, geraucht, Kaffee getrunken und geduscht. Wie immer. Jetzt war er halbwegs munter, wanderte unentschlossen durch die Wohnung und wusste nicht, was er mit seinem freien Tag anfangen sollte.
    Schließlich hatte er eine Idee, nahm das Telefon und rief Schröder an.
    »Ja, Chef?« Das klang verschlafen.
    »Ich will die Kleingartensparte unter die Lupe nehmen.«
    »Das ist …«, jetzt war ein deutliches Gähnen zu hören, »eine tolle Idee.«
    »Kommst du mit?«
    Eine kurze Pause.
    »Natürlich, Chef. Mit dem größten Vergnügen.«
    »Gut. Wir nehmen Schwimmzeug mit, das Bad ist ja gleich nebenan. Ein bisschen Sonne kann dir nicht schaden. Ich fahr jetzt los und hol dich ab.«
    »Gib mir noch eine halbe Stunde.«
    »Aber keine Sekunde länger«, meinte Zorn und legte auf.
    *
    »Ist das nicht ein wundervoller Tag, Chef?«
    »Wenn du das Wetter meinst: Da gebe ich dir recht.«
    Zorn blinkte und nahm die Ausfahrt zum unteren Knoten. Er hätte auch geradeaus über die Hochstraße zum Kreisverkehr am Bahnhof und von dort aus weiter nach Norden fahren können. Diese Strecke allerdings mochte er nicht, sie war zwar schneller (da sie zum großen Teil vierspurig war), führte aber durch verwitterte Industriebrachen und halb leer stehende Wohngebiete. Da war ihm die schmale, geteerte Straße, die sich parallel zum Fluss durch die Stadt schlängelte, wesentlich lieber.
    Auf dem Rücksitz hatte Schröder einen Picknickkorb, eine braune Decke und einen großen Sonnenhut deponiert. Er trug ein buntes Hawaiihemd, seine Cordhose hatte er gegen halblange Shorts getauscht, die den Blick auf eine gewagte Kombination aus karierten Kniestrümpfen und braunen Ledersandalen lenkten. Hatte er am Telefon noch verschlafen geklungen, so machte er jetzt ganz den Eindruck eines vergnügten Sommerfrischlers, der sich auf den lange geplanten Familienausflug freut.
    »Sag mal«, meinte er dann auch, »müssen wir denn unbedingt heute in die Gartensparte? Ich habe irgendwie überhaupt keine Lust zu arbeiten.«
    »Was ist denn mit dir los? Bist du krank?«
    »Nein«, lachte Schröder. »Ich denke nur, dass wir eigentlich frei haben.«
    Zorn brummte zustimmend. »Na ja, wenn ich’s mir recht überlege, bin ich auch nicht sonderlich scharf auf eine Horde verschwitzter Kleingärtner samt Frau und Kittelschürze. Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass wir da was Nützliches zu hören bekommen.«
    »Dann lass uns gleich ins Bad fahren«, schlug Schröder vor und klang, als hätte er einen besonders verwegenen Plan ausgeheckt.
    Warum eigentlich nicht?, dachte Zorn und nickte. »Gut, wenn du meinst.«
    »Fein. Weißt du, was mir daran am besten gefällt?«
    »Was?«
    »Wir können endlich mal über was anderes reden. Und nicht nur über den Job.«
    »Stimmt«, sagte Zorn und überlegte, wann er das letzte Mal mit Schröder ein privates Wort gewechselt hatte. Es fiel ihm nicht ein, und während sie schweigend weiterfuhren, fragte er sich, ob das überhaupt jemals der Fall gewesen war.
    Sie näherten sich jetzt der Burg, deren Ruine auf einem Felsen hoch über dem Fluss thronte. An einer roten Ampel bremste Zorn ab. Eine Weile standen sie still.
    »Ich habe noch nie erlebt, dass diese Scheißampel grün ist, wenn

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