zorneskalt: Thriller (German Edition)
dir das nicht verübeln. Ich hätte Verständnis dafür.«
Er stieß mich weg, als hätte ich ihm einen elektrischen Schlag versetzt. » Komm mir nie wieder mit solchem Scheiß«, knurrte er und stürmte aus dem Raum. Dies war das erste Mal, dass ich ihn wütend erlebte, und mir gefiel, was ich sah.
Ein paar Stunden später klingelte die Polizei an meiner Tür: ein aschblonder junger Beamter Mitte zwanzig als Partner einer schwarzhaarigen Kriminalbeamtin, die aussah, als sei sie zu lange im Streifendienst gewesen. Sie hatte eine schlichte Hausfrauenfrisur (wir hatten uns oft geschworen, dass wir niemals so eine haben würden, erinnerst du dich?), deutliche Krähenfüße um die schmalen ungeschminkten Augen und eine senkrechte Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen. Sie stellte sich als Detective Sergeant Richardson vor, und ich bat die beiden herein, ließ sie Platz nehmen und bot ihnen Kaffee an, den sie dankend ablehnten.
» Miss Walsh«, sagte sie, ohne sich mit Nettigkeiten aufzuhalten. Sie schaffte es, durch die Nase zu sprechen und sie gleichzeitig zu rümpfen. » Laut Ihrer Anzeige glauben Sie, dass jemand in Ihrer Wohnung war, während Sie bei unseren Kollegen in Sussex anderweitig beschäftigt waren?«
Ich weiß nicht, warum es mich überraschte, dass sie meinen Namen sofort mit den Ermittlungen in Brighton in Verbindung brachte. Natürlich hatten gestern Abend sämtliche Nachrichtensendungen über meine Verhaftung berichtet. Schon dein Verschwinden war eine große Story gewesen. Nachdem jetzt eine bekannte Kriminalreporterin in sie verwickelt war, enthielt sie alle richtigen Zutaten, wie wir in der Branche sagten. Ich hatte heute Morgen noch keine Zeitung gelesen, aber ich wusste, dass die Schlagzeile » TV -Reporterin unter Mordverdacht!« lauten würde. In Zukunft würden diverse Kollegen mich in ihren Lebenslauf aufnehmen: Ich habe über die Rachel-Walsh-Story berichtet.
Noch vor wenigen Tagen hatten die Leute alles geglaubt, was ich sagte, weil ich den Glanz ausstrahlte, den Erfolg und Bekanntheit mit sich bringen. Jetzt versuchte ich, eine Geschichte zu erzählen, die den meisten Leuten zweifelhaft erscheinen musste. Jemand hat bei mir eingebrochen und ein Lachen abgespielt. Was für ein beschissener Albtraum.
» In der Stereoanlage hat eine CD gelegen. Sie war mit einer Schaltuhr gekoppelt«, sagte Jake. » Die CD liegt immer noch drin.«
Dem Himmel sei Dank für Jake. Wenigstens einer fand meine Story glaubhaft.
DS Richardson ging zur Stereoanlage hinüber und blieb davor stehen. » Sie sagen, dass auf der CD ein Lachen aufgezeichnet ist?«
» Richtig. Es hat mich mitten in der Nacht geweckt. Jemand wollte, dass ich es höre, wollte mich in Panik versetzen.« Ich verabscheute, wie lächerlich das klang.
DS Richardson beugte sich nach vorn und starrte die Stereoanlage an, als erwartete sie sich von ihr irgendwelche Aufschlüsse.
» Darf ich?«, fragte sie mit einem Finger auf der Play-Taste.
Ich nickte, dann hielt ich mir die Ohren zu, um dich auszusperren. Ich wollte dein Lachen nicht wieder hören. Nie mehr, aber es füllte den Raum erneut und ließ mich erschaudern. Und dann hörte es Gott sei Dank auf.
» Das ist widerlich, in Verbindung mit allem anderen einfach widerlich«, sagte Jake.
DS Richardson ignorierte seinen Ausbruch demonstrativ und wandte sich an mich. » Können Sie sich vorstellen, weshalb jemand Ihnen diesen Streich würde spielen wollen?«, fragte sie so ruhig und gelassen, dass ich sie am liebsten an den Schultern gepackt und geschüttelt hätte.
» Es ist ihr Lachen«, sagte ich und wartete auf eine Reaktion. Aber ihr Gesicht war eine Maske, die nichts preisgab. Ich fragte mich, ob sie diesen nichtssagenden Gesichtsausdruck so lange geübt hatte, dass sie zu keiner Veränderung mehr imstande war.
» Wessen Lachen?«
» Claras. Dieses Lachen würde ich überall erkennen.«
Endlich bewegte sich ihr Gesicht, als hinter der Maske kurz Überraschung und Unglaube aufflackerten. Dann nahm sie sich zusammen und fror ihre Gesichtszüge wieder ein.
» Reden wir von Clara O’Connor, die seit zwei Wochen als vermisst gemeldet ist und eine der größten Fahndungen der Sussex Police ausgelöst hat? Sie behaupten, jemand habe ihr Lachen aufgezeichnet, bei Ihnen eingebrochen, ohne Spuren zu hinterlassen, und eine CD in Ihre Stereoanlage gelegt, um Sie mitten in der Nacht zu erschrecken?«
» Ja«, sagte ich und überlegte, ob ich hinzufügen sollte: Ich weiß, dass das nicht
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