zorneskalt: Thriller (German Edition)
Webseite stand sieben Tage, was bedeutete, dass ich noch eine ganze Woche lang nicht wissen würde, ob jemand in meine Wohnung kam.
» Überlass das mir«, sagte Jake. » Der Kerl, von dem wir die verdeckten Kameras für Clerkenwell bekommen haben, ist mir einen Gefallen schuldig.«
» Danke«, sagte ich und ließ den Kopf an seine Brust sinken. » Danke, dass du dich meiner annimmst.«
Er nahm mich fest in seine Arme. » Das ist das Alphatier in mir.«
» Weißt du«, sagte ich, indem ich mich aus seiner Umarmung befreite und zu ihm aufsah, » wenn dies alles vorüber ist, möchte ich einen langen Urlaub machen – an irgendeinem Ort, der so weit wie nur möglich von hier entfernt ist.«
» Australien, die andere Seite der Welt.«
» Ich weiß nicht, ob das weit genug entfernt ist.«
» Darf ich auch mit?«
» So leicht kommst du mir nicht davon«, sagte ich und war in Gedanken schon sehr weit weg.
Als Nächstes rief ich Mickey vom Schlüsseldienst an, um mich zu vergewissern, dass er alle Tür- und Fensterschlösser ausgewechselt hatte. Meine Nachfrage schien ihn zu irritieren. » Jedes einzelne ist ausgewechselt worden, Schätzchen, genau wie Sie’s verlangt haben.«
» Ich möchte sie noch mal gewechselt haben«, sagte ich und wog den Schlüsselring in der freien Hand.
» Irgendwas nicht in Ordnung?«
» Ich möchte absolut sichergehen, das ist alles. Und ich möchte einen zusätzlichen Riegel für die Vorder- und Hintertür.«
» Wenn Sie das wollen …«
» Und ich brauche alles noch heute.«
» Samstags arbeite ich nur bis Mittag.«
» Ich brauche alles noch heute.«
» Okay, bin im Bilde, Schätzchen. Ich komm in einer halben Stunde vorbei, aber das kostet wohlgemerkt extra, weil’s so kurzfristig ist. Soll ich wieder vier Schlüssel machen für den Fall, dass Ihr Freund seine wieder verliert?«
Ich erstarrte. Aus dem Wohnzimmer kam Jakes Stimme, der am Telefon über Kameras sprach und seine Bestellliste herunterrasselte. » So schnell wie möglich, Kumpel«, sagte er, aber seine Stimme schien leiser zu werden, wurde von dem Lärm in meinem Kopf übertönt.
» Was haben Sie gesagt?«, brachte ich schließlich heraus.
» Wieder einen weiteren Satz für Ihren Freund? Er hat erzählt, dass er seine immer verliert.«
Ich stellte mir einen Augenblick lang vor, ich hätte noch einen Freund. Wie typisch für Jonny, seine Schlüssel zu verlieren. Und dann zerstob diese schöne Vorstellung.
» Mein Freund ist tot.«
Am anderen Ende waren ein Hüsteln und das Rascheln von Papier zu hören.
» Aber er war neulich hier bei mir, hat gesagt, er wäre ausgesperrt und Sie wären in der Arbeit. Ich hätte’s normalerweise nicht getan, aber er hatte einen Brief mit seiner Adresse drauf, und weil’s schon spät war, hab ich gedacht, ich sollte ihm den Gefallen tun.«
Mein Körper erstarrte, mein Puls pochte in den Schläfen.
Er.
Ein Mann.
Nicht du. Clara.
Ausgerechnet jetzt, wo mir alles klar geworden zu sein schien.
Ich hielt den Hörer umklammert und schrie hinein: » Wie hat er ausgesehen?«
Mickey räusperte sich. Ich konnte hören, dass er mehrmals tief durchatmete. » Ende zwanzig, hat einen grünen Parka getragen. Er hatte eine Mütze auf, also hab ich sein Haar nicht gesehen. Ist irgendwas passiert, Schätzchen?« Seine Stimme klang zittrig, bittend. » Ich komme gleich vorbei und wechsle sie aus, natürlich kostenlos.«
Die in meinem Kopf umherkollernden Gedanken machten solchen Lärm, dass ich ihn kaum verstand.
Das ist nicht Bob der Stalker.
Das bist du, denke ich.
Und du hast irgendwie jemanden beschwatzt, dir zu helfen.
» Ich suche nur mein Zeug zusammen und bin in zehn Minuten bei Ihnen«, sagte Mickey, um mich zu beruhigen.
23
Jonnys Beerdigung fand drei Wochen nach dem Auffinden seiner Leiche statt. An einem regnerisch trüben Tag, an dem kein einziger Sonnenstrahl zwischen den bleigrauen Wolken hervorkam.
Die Vorstellung, dass er auf ewig kalt und nass in der Erde eines Friedhofs in St. Albans liegen würde, verfolgte mich. Dass er beerdigt werden sollte, hatte Sandra entschieden. Hätte sie mich gefragt – was sie nicht tat –, hätte ich ihr erklärt, dass Jonny irgendwo hätte frei sein wollen, aber ich hatte nicht die Nerven, mit ihr zu streiten. Tatsächlich waren wir zu sehr damit beschäftigt gewesen, unser Leben zu leben, um unsere Beisetzung zu planen. Und Sandra hatte offenbar das Bedürfnis nach einem Erinnerungsort, an dem sie ihn besuchen und Nelken und
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