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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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überlegte ein paar Sekunden, dann begann er. Die jäh aufschießende Hoffnung raubte ihm fast den Atem. Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Aber er war stolz darauf, eine geniale Idee gehabt zu haben. EINE LIST RETTETE IHM DAS LEBEN, würden die Zeitungen schreiben. DER ENTFÜHRTE VON HERMSDORF VERDIENT SICH SELBER DIE BELOHNUNG… RETTENDE IDEE IN LETZTER SEKUNDE… Der Kugelschreiber flog über das Papier. Als Unterlage diente ihm die Ledersohle seines rechten Schuhs.
    Was er vorhatte, war einfach genug. Bestimmte Buchstaben des Textes hob er besonders hervor, indem er stark aufdrückte, das Papier mit dem Kugelschreiber leicht durchstieß oder sie mit einem zweiten Strich wie zufällig nachzog. Wenn man diese Buchstaben hintereinander las, ergaben sie den Ort, an dem er gefangengehalten wurde: Benediktinerstraße hundertzehn. Eines war sicher: wenn seine Mutter diese beiden Zettel wirklich in die Hände bekam, dann erfuhren auch die Kriminalbeamten davon und nahmen sie unter die Lupe. Und denen mußte doch sofort ins Auge springen, was da bezweckt wurde… Wenn es dazu kam, war er gerettet. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!
    Schweigend und mit unbewegtem Gesicht sah Tomaschewski zu, wie er schrieb. Endlich war er fertig. Mit brennenden Augen überflog er noch einmal die Zeilen. Das war seine letzte Chance, und ein Irrtum konnte den Tod bedeuten. Doch er konnte sich kaum noch konzentrieren, in seinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Immer wieder versuchte er, eine sinnvolle Ordnung in den durcheinander schwirrenden Buchstabenreihen zu finden.
     
    Liebe Mutter!
    Ich lebe noch und mir geht es den Umständen entsprechend wirklich gut. Wir werden uns sicher bald gesund und munter wiedersehen. Du kannst Dich drauf verlassen! Du brauchst keine Angst um mich zu haben, es wird alles wieder gut werden. Mir ist zum Glück nichts weiter passiert, ich bin kerngesund. Ich danke Dir für alles, was Du für mich getan hast!
    Mit herzlichen Grüßen und Küssen
    Dein Sohn Günther
     
    Mit zitternden Fingern schrieb Feuerhahn noch Namen und Adresse seiner Mutter auf den Umschlag. Dann legte er die beiden Zettel auf das Kuvert und reichte alles nach draußen.
    Atemlos sah er zu, wie Tomaschewski einen ersten Blick auf die Blätter warf. Das Blut rauschte in seinen Ohren.
    Schon wollte Tomaschewski die beiden Zettel in den Umschlag stecken, da erstarrte er plötzlich. Er brauchte Sekunden, um sich zu vergewissern.
    «Ein ganz raffinierter Trick!» lachte er dann. «Aber Pech gehabt, mein Lieber!»
    Er zerriß die beiden Blätter.
    Nach einem Augenblick der Lähmung schien es Feuerhahn, als stürzte er in den glühenden Schlund eines Vulkans, um sofort als zerberstender Feuerball herausgeschleudert zu werden. Haß und Zorn und Todesangst peitschten ihn vorwärts. Er stieß einen tierischen Schrei aus und sprang gegen das Gitter. Hart prallte seine Stirn auf. Der Schmerz ließ ihn rasen. Wie zwei Schlangen schossen seine Arme durch die Stäbe. Seine Hände packten Tomaschewski, bekamen den rechten Unterarm zu fassen. Tomaschewski stemmte die Füße gegen das Gitter und warf den Oberkörper nach hinten, aber es half ihm nichts; Zentimeter um Zentimeter zog Feuerhahn den Arm zu sich in die Zelle hinein.
    «Loslassen!» schrie Tomaschewski. «Loslassen!» Seine Adern schwollen an; mit der freien Hand versuchte er, Feuerhahns Finger aufzubrechen.
    Feuerhahn zerrte aus Leibeskräften. Wenn ich seinen Arm vollends hereingezogen habe, bin ich gerettet, schoß es ihm durch den Kopf. Dann kann ich ihm den Daumen nach hinten biegen und notfalls brechen. Dann entkommt er mir nicht… Ich muß ihm den Daumen brechen, dann wird er ohnmächtig, und ich kann ihm die Schlüssel aus der Tasche ziehen. Oder ich warte, bis oben jemand auftaucht. Dann brauche ich nur zu schreien, und sie befreien mich… Mein Gott, ist das Schwein kräftig! Aber ich muß ihn festhalten, ich muß! Mit meinem Ledergürtel kann ich ihn an die Stäbe binden. Die Leute aus seinem Betrieb werden ihn schon suchen kommen, wenn er heute nicht im Büro erscheint… Sie werden mich finden… Noch zehn Zentimeter, dann ist er erledigt. Ich muß es schaffen, ich will leben!
    Auch Tomaschewski wußte, um was es ging.
    Ihr Kampf war lautlos und verbissen.

 
    10
    OBERKOMMISSAR MANNHARDT
     
     
     
    Wieder einmal saß er niedergeschlagen und innerlich fluchend im Büro herum und konnte es nicht verdauen, daß er in den letzten drei Tagen nichts erreicht hatte. Keine Spur

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