Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
und allem, was Kenny und er in den letzten zwei Stunden beseitigt hatten, war das nicht mehr viel.
»Ein Chaos«, murrte Kenny. »Und wenn es eine Verbindung zum Brand im Lagerhaus gibt …«
»Ja. Ein noch größeres Chaos.« Joe dachte daran, dass Summer im Keller gewesen war, dort geschlafen hatte, allein. Verletzbar. Wenn sie ihr Handy nicht bei sich gehabt hätte, wenn sie nicht aufgewacht wäre …
Sein Magen zog sich heftig zusammen.
»Was ist?«, fragte Kenny.
»Sie hätte sterben können.«
»Ja. Also lass uns mit dem, was wir hier gefunden haben, beweisen, ob das hier ein Mord hatte werden sollen oder nicht.«
Einige Stunden nachdem Joe fortgegangen war, drehte Summer sich in ihrem Bett auf den Rücken. Sie hielt die Augen noch geschlossen, streckte sich und fühlte sich einfach herrlich. Dank Joe.
Sie öffnete die Augen und schnappte nach Luft.
»Entschuldigung, Süße«, sagte Tina. Sie und Camille standen am Bett, beide mit besorgtem Gesichtsausdruck. »Wir wollten dich nicht erschrecken.«
Summer atmete tief ein und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ein wenig Koffein würde dir sicherlich guttun.«
»Ja. Und etwas zu essen.«
Sie versammelten sich in Summers winziger Küche an dem noch winzigeren Tisch.
»Erzähl uns alles«, sagte Tina und schob Summer ein Croissant zu.
Camille sagte kein Wort, schenkte stattdessen Tee ein.
Socks, die mit ihnen gekommen war, schlängelte sich schnurrend um ihre Füße und wartete auf herunterfallende Krümel.
Summer zog die Füße an und versuchte den Tee zu riechen, um heraufzufinden, mit welch heilendem Zaubertrank Camille sie versorgte, aber sie hatte den Geruch des Qualms immer noch auf der Haut und in der Nase und konnte nur sich selbst riechen.
Und Joe. Sie konnte Joe riechen.
»Erzähl«, sagte Tina.
»Jaaa.« Sie vermutete, dass Tina nicht den Teil der Geschichte meinte, als Joe seine talentierten Finger und seinen Mund auf sie gelegt oder sie so erregt hatte, dass sie erschreckt gewesen wäre, wenn sie ihn nicht ebenso überwältigt erlebt hätte.
Wer hätte gedacht, dass Joe Walker zu einem solch leidenschaftlichen, fordernden, hingebungsvollen und großartigen Liebhaber heranwachsen würde?
»Summer? Kannst du es uns erzählen?«
Sie schüttelte die Erinnerungen an Joe ab und überlegte, womit sie hinsichtlich des Brandes beginnen sollte, aber allein der Gedanke, es laut auszusprechen, verursachte ihr heftiges Herzklopfen. »Also … Ich wollte die Tür abschließen und musste die Treppe hinuntergehen, um das Licht auszumachen. Der Sitzsack stand da, sah so bequem aus und …« Und da habe ich mich so allein gefühlt. » Ich setzte mich kurz hin. Ich glaube, ich bin eingeschlafen.« Und erwachte mit dem Gefühl, an Rauch zu ersticken. In ihrer Brust wurde es eng.
Verdammt.
» Ach, Süße.« Tina stand auf, stellte sich hinter sie und streichelte ihr übers Haar und über die Schultern. »Es tut mir so leid, dass du das noch einmal erleben musstest. Das ist nicht fair.«
Ihre Mutter hielt die Teekanne so fest, dass ihre Handknöchel fast weiß wurden.
»Sie erinnert sich nicht an das erste Feuer.«
»Ich erinnere mich an sehr vieles davon«, gestand Summer ein.
Camilles Augen weiteten sich. »Wirklich?«
»Einiges.«
Camille schien noch mehr sagen zu wollen, presste aber stattdessen die Lippen aufeinander.
Tina war nicht so zurückhaltend. »Woran erinnerst du dich?«
»Ich habe die Tür geöffnet. Habe gehört …« Überwältigt von der Erinnerung, vergrub sie das Gesicht in den Händen.
Tina gab einen Ton des Mitgefühls von sich und streichelte Summer über das Haar. »Ach, Süße, es tut mir so leid. Denk einfach nicht mehr dran, ja? Lass uns bei diesem Feuer bleiben.«
»Es war nicht so schlimm.« Sie schluckte den Schrecken hinunter. »Ich mag mich nur nicht riechen. Dann tränen mir die Augen.« Lügnerin, Lügnerin. Sie wischte sich die Augen mit der Serviette, die Tina ihr gereicht hatte. »Egal … Als ich aufwachte, war ich von Rauch umgeben und ein bisschen desorientiert, das ist alles.«
»Das wäre jedem so gegangen«, sagte Camille leise und schien so ruhig zu sein wie der Tee, den sie einzuschenken begann.
Und doch lagen Sorge und blankes Entsetzen in ihrem Blick. Summer nahm beides wahr, und da wusste sie, dass sie ihnen nicht erzählen konnte, wie sie in Panik geraten war, wie sie sich in ihrem alten Albtraum verloren hatte. Sie konnte ihnen nicht erzählen, dass sie die Notrufnummer wegen des
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