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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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Sicherheit war es kein Zufall, dass Robert jeden Mittwoch mehr
oder minder zur gleichen Zeit in der Mt. Zion Baptist Church erschien.
    Die unausgesprochene Übereinkunft sah folgendermaßen aus: Wir trafen
uns dort, um das Gespräch der vorhergehenden Woche wieder aufzunehmen. Robert
brachte die Laube in Ordnung, und ich sah ihm von der Bank aus bei der Arbeit
zu, während wir uns über unsere Hoffnungen und Träume unterhielten. Irgendwann
nahm ich selbst Rechen oder Besen in die Hand. Meine Mutter rümpfte die Nase
über körperliche Arbeit und hielt sie wie das Autofahren für eine Dame
unziemlich, doch mir machte sie Spaß. Besonders in Gesellschaft von Robert.
    Bei einem unserer Treffen erfuhr ich, dass mein Vater Cora mehr
Geld gab, damit Robert die Schule beenden konnte. Ich fragte mich, was meine
Mutter dazu wohl sagen würde oder ob sie überhaupt davon wusste. Wahrscheinlich
nicht. Ich hätte eifersüchtig sein können, aber Roberts Dankbarkeit gegenüber
Daddy ließ keine Eifersucht aufkommen. Außerdem ahnte ich, dass Vaters
Großzügigkeit nicht nur von dem Gefühl herrührte, weniger Privilegierten helfen
zu müssen. Er sah in Robert etwas Besonderes – schon lange, bevor ich es tat.
Je mehr Zeit ich mit Robert verbrachte, umso mehr erstaunte mich sein wacher
Verstand. Ich kannte keinen anderen Jungen, der so belesen gewesen wäre wie ich
und es gewagt hätte, über das Tagesgeschehen mit mir zu diskutieren – der es
überhaupt gewagt hätte, so viel mit mir zu reden, wie Gerald erst vor ein paar
Tagen bewiesen hatte. Und im Gegensatz zu ihm hatte Robert auch eine Ahnung von
den Ereignissen in Europa, von der neuen Allianz zwischen England und Russland,
von den Pogromen gegen die Juden.
    Â»Amerika sollte sich da raushalten«, erklärte ich voller
Überzeugung.
    Aber Robert schüttelte vehement den Kopf. »Isa«, sagte er. So nannte
er mich seit ein paar Wochen. Der Spitzname gefiel mir; er klang nicht so
kindisch wie das »-belle«, bei dem ich mir immer vorkam wie eine naive
Märchenprinzessin. »Amerika wird’s bedauern, den Kopf so lange in den Sand
gesteckt zu haben. Denk an meine Worte.«

ZEHN
    DORRIE, GEGENWART
    Den Kindern ging’s gut. Jedenfalls BiBi. Soll heißen, sie
lag frisch geduscht mit einem ihrer Lieblingsschmöker im Bett. Eine meiner
Kundinnen brachte mir immer einen ganzen Stapel Bücher mit, weil sie wusste,
wie gern BiBi las.
    BiBi gab ihrem Bruder das Telefon. »Wie läuft’s, Stevie Wonder?«,
fragte ich. Damit entlockte ich ihm normalerweise wenigstens ein verächtliches
Schnauben.
    Â»Gut.«
    Jedermann weiß, dass es einem Jungen in dem Alter, der so einsilbig
antwortet und dann schweigt, alles andere als gut geht. Sonst würde er entweder
das Gespräch so schnell wie möglich beenden und sich wieder den wichtigen
Dingen des Lebens zuwenden oder einem die Ohren vollquasseln über die Superkarre,
die er gesehen hat, sein Traumauto, mit einem Zu-verkaufen-Schild hinter der
Windschutzscheibe. Preis gerade mal ein paar Tausender, na ja, fast fünftausend,
ein Schnäppchen. Und wie er, wenn er den oder irgendeinen anderen Wagen erst
mal hätte, sechs Wochen mit seinen Kumpels auf Achse sein könnte nach der
Abschlussfeier. Würde jeden nur einen Tausender kosten.
    Mich würde es einen Tausender kosten …
    Aber er sagte einfach nur: »Gut.«
    Ich versuchte, ihm etwas aus der Nase zu ziehen, erkundigte mich
nach Bailey, warum sie in letzter Zeit so ein langes Gesicht machte.
    Â»Verdammt, ihr geht’s auch gut, Mom. Gott, bist du neugierig.«
    Das tat weh, und ich verabschiedete mich von ihm.
    Wenig später wählte ich die Nummer von Teague. Hoffentlich brachte
er nicht gerade seine eigenen Kinder ins Bett. Seine drei wunderbaren kleinen Kinder. Noch ein Grund für mein Zögern. Stevie
junior und BiBi waren aus dem Gröbsten raus, und ich war mir nicht sicher, ob
ich das Ganze von der Grundschule bis in die Teenagerjahre noch einmal
durchmachen wollte.
    Außerdem sah Teague seine Kinder nicht nur jedes zweite Wochenende.
Seine Ex hatte ihn ohne Vorwarnung sitzen gelassen. Hatte gemerkt, dass sie
doch noch nicht bereit war für Ehe und Kinder. Hatte ihre Prioritäten neu
geordnet – was mit Nachwuchs eigentlich nicht mehr geht. Jedes erste, dritte
und fünfte Wochenende spielte sie Mom, und die übrige Zeit

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