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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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super gefallen. Schön, dass Sie ihn eingeladen
haben, und schade, dass es nicht mehr klappt, aber bitte haben Sie kein
schlechtes Gewissen.«
    Â»Dorrie, es ist mir egal, was die sagen. Geben Sie mir Stevie
trotzdem mit.«
    Â»Nein. Dann kriegen Sie Probleme und sind bloß noch ›diese Frau‹.
Und die sollten Sie in einer Gegend wie dieser nicht sein, glauben Sie mir.«
    Sie schluckte.
    Â»Machen Sie sich keinen Kopf deswegen. Wirklich. So was bin ich
gewohnt. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie’s versucht haben.«
    Sie hob frustriert die Hände.
    Später löcherte Stevie junior mich mit Fragen, warum er nicht zur
Bibelstunde durfte. Irgendwann habe ich es ihm erklärt. Mit fast sieben war er
meiner Ansicht nach alt genug, die Wahrheit zu erfahren.
    Â»Manche Leute meinen immer noch, dass Schwarze nicht so viel wert
sind wie Weiße. Mit ihnen ist schwer auszukommen.«
    Â»Aber Miss Liz hat in der Stunde gesagt, dass Jesus alle Kinder liebt. Wir haben ein Lied darüber gesungen.
Schwarze Kinder und rote und gelbe und weiße …«
    Das Lied kannte ich aus meiner Kindheit. Heutzutage war es zwar
politisch nicht mehr korrekt, Menschen rot oder gelb oder schwarz zu nennen,
aber vermutlich hatte Liz das Lied eigens für Stevie aus der Mottenkiste
geholt.
    Â»Stimmt, trotzdem glauben manche dummen Leute das nicht. Miss Liz
tut’s leid, dass du morgen nicht dabei sein kannst. Sie möchte aber, dass du
weiterhin mit Ashley im Park spielst.«
    Sogar in einer großen Stadt wie Arlington, wo Miss Isabelle und ich
lebten, herrschte Rassismus. Von Angie, einer jungen Weißen mit einer
gemischtrassigen Tochter, die eine Weile bei mir im Salon einen Friseurstuhl
gemietet hatte, erfuhr ich eine traurige Geschichte: Ihre Kleine war eines
Tages weinend von der Schule heimgekommen, weil sie weder von den weißen noch
von den schwarzen Kindern akzeptiert wurde. Eine Mutter, die alle Kinder vom
Spielenachmittag abholen sollte, hatte die Kleine gesehen und gesagt, sie hätte
zu Hause einen Notfall und könnte sie nicht mitnehmen. Am Ende hatte die
Schulsekretärin Angie angerufen, dass sie ihr Mädchen im Büro einsammeln soll.
    Sogar meine Mutter machte mir Vorwürfe, weil ich Weiße bediente. Sie
konnte nicht verstehen, warum mehr als die Hälfte meiner Kunden Weiße waren.
Ich hatte in der Ausbildung gelernt, alle möglichen Arten von Haaren zu
frisieren, und im Lauf der Zeit gemerkt, dass ich mit denen von Weißen gut
zurechtkam. Ich würde niemanden wegen seiner Hautfarbe abweisen.
    Doch während ich weiter Richtung Memphis fuhr, ich mit meinen
eigenen Gedanken beschäftigt und Miss Isabelle in ihr Kreuzworträtselheft
vertieft, wurden mir meine eigenen Vorurteile nur allzu deutlich bewusst.
    Das eine Mal, wo ich bei Teague zu Hause gewesen war, hatte ich
Fotos von seinen Kindern gesehen, auch eins von Teague und seiner Exfrau vor
der Trennung. Sie war weiß, die Kinder waren golden – anders kann ich sie nicht
beschreiben. Die Mädchen hatten goldbraune Haut und Augen, so blau wie der
Pazifik.
    Obwohl ich im Hinblick auf meine Kunden tolerant war und mir auch
nichts dabei dachte, dass mein Sohn eine weiße Freundin hatte, die
möglicherweise die Mutter meines halbweißen Enkels werden würde, fragte ich
mich, wie gut ich mich als Momma von Kindern eignete, deren leibliche Mutter
weiß war. Und was besagte Mutter davon halten würde. Hätte sie was dagegen,
wenn eine Schwarze – sogar eine ziemlich Schwarze – eine wichtige Rolle in dem
Leben ihrer Kinder übernahm?
    Stevies Schlamassel schürte diese Zweifel noch, und als das Handy
klingelte und ich Teagues Nummer auf dem Display sah, schaltete ich es aus und
legte es ins Handschuhfach.

NEUNZEHN
    ISABELLE , 1940
    An einem frostigen Samstag Ende Januar, an dem die Sonne
mittags kaum zwischen den Wolken hervorlugte, ging ich mit meiner Büchertasche
aus dem Haus, angeblich, um in der Bibliothek zu lernen. In den vergangenen
Wochen hatte sich die Wachsamkeit meiner Mutter wegen der
Weihnachtsvorbereitungen verringert und die Bücherei sich wieder zu meinem
Rückzugsort entwickelt. Ich holte den kleinen Koffer, den ich am Morgen
versteckt hatte, unter einer Hecke hervor und legte die Büchertasche an seine
Stelle. Ich konnte nur hoffen, dass Miss Pearce mir vergeben würde; die Bände
würden verrotten, wenn nicht jemand sie

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