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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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würden mir hier nichts nutzen.
    Â»Das wär’s also, unser neues Zuhause«, bemerkte Robert. Vom Bett bis
zum Essbereich waren es nur wenige Schritte; in einer Ecke stand ein einzelner
alter Sessel.
    Â»Unser neues Zuhause«, wiederholte ich mit einem unsicheren Lächeln.
    Robert räusperte sich. »Das … äh … Bad ist auf dem Flur. Wir teilen
es uns mit den Bewohnern von zwei anderen Zimmern.« Er zuckte verlegen mit den
Achseln. Bei mir zu Hause gab es zwar zwei Badezimmer, aber wir alle benutzten
nur das im ersten Stock. Als so schlimm empfand ich das hier also nicht.
    Â»Glaubst du, ich hätte etwas anderes erwartet? Eine Suite im Palace
zum Beispiel?«
    Robert stand von dem Stuhl auf und zog mich auf die Bettkante.
»Nein.«
    Plötzlich fühlten wir uns beide befangen.
    Â»Isa. Du weißt, dass ich dich liebe«, sagte er.
    Ich nickte nervös.
    Â»Ich könnte es verstehen, wenn du noch nicht bereit bist.« Er strich
mit der Hand über die Decke. »Es war ein langer Tag für uns beide. Du bist
sicher müde. Lassen wir’s langsam angehen.«
    Wieder einmal erwies er sich als Gentleman. Ich küsste ihn auf die
Lippen, um ihm zu zeigen, dass ich durchaus bereit war. Anschließend ging ich
mit einem kleinen Bündel – Nachthemd, Haar- und Zahnbürste, Zahnpasta und ein
kratzendes Handtuch aus der Schublade – in das Gemeinschaftsbad auf dem Flur,
wo ich mich für Robert zurechtmachte. Als ich ins Zimmer zurückkehrte, hatte er
die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet; es brannte nur noch die Leselampe auf dem
Nachtkästchen.
    Nell hatte mein bestes Nachthemd mit den schmalen Trägern für mich
gewaschen und gebügelt. Es roch, als hätte sie es in Rosenwasser gespült. Was
sie wohl dabei gedacht hatte? Ich zog meinen abgetragenen Bademantel enger um
den Leib und schlüpfte unter die Bettdecke. Obwohl er viel Platz im Koffer
eingenommen hatte, war ich froh, ihn eingepackt zu haben.
    Nun ging Robert ins Bad. Als er zurückkehrte, zog er Hose und Hemd
aus und legte sich zu mir ins Bett. Er trug nur noch weiße Shorts und ein
weißes Unterhemd und roch nach Seife.
    Hatte Robert mehr Ahnung von der Kunst der Liebe als ich? Mein Gefühl
sagte mir, dass ihm seine Ausbildung wichtiger gewesen war. Außerdem konnte ich
ihn mir nicht in Gesellschaft von Mädchen vorstellen, die solche Dienste
anboten.
    Â»Robert«, fragte ich mit leiser Stimme. »Hast du je …?«
    Â»Nein.«
    Seine Antwort tröstete mich und machte mir zugleich Angst.
Einerseits hatte ich gehofft, wenigstens er wüsste Bescheid. Andererseits war
ich erleichtert, dass es auch für ihn das erste Mal war.
    Â»Aber ich habe mit Freunden geredet. Ich glaube, die technische
Seite habe ich im Griff.«
    Ich musste über seine Ausdrucksweise lachen, und wir entspannten uns
ein wenig.
    Robert stand auf, kniete neben dem Bett nieder, zog mich zu sich
heran, ließ seine Hände über meine Haare gleiten und streichelte mich durch den
Bademantel hindurch. Schließlich schob er einen Finger unter den dünnen Stoff
und berührte meine Schulter. Ich bekam eine Gänsehaut.
    Er sah mir in die Augen. »Ich muss dir etwas sagen, Isabelle McAli…
Prewitt!«
    Ich schmunzelte über seinen Versprecher.
    Â»Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Ich hätte nie
gedacht, dass ich je ein Mädchen so sehr lieben könnte wie dich. Ich glaube, es
hat an dem Abend in Newport angefangen, weil du dich in meiner Gesellschaft
nicht geschämt hast. Ich kannte zuvor kein weißes Mädchen, das sich so etwas
traut.«
    Ich mich seiner schämen? Ich war so froh über seine Hilfe gewesen.
    Â»Ich bin dir dankbar für all deine verrückten Ideen, auch wenn ich
dich manchmal am liebsten erwürgt hätte. Ich will dich glücklich und stolz auf
mich machen und für dich sorgen. Ich möchte dich beschützen und dir nicht
wehtun. Nicht heute Nacht und auch sonst niemals.«
    Womit hatte ich diesen Mann verdient? Ich schluckte, und eine Träne
lief meine Wange hinunter. Robert wischte sie behutsam mit dem Finger weg.
    Ich zog ihn zurück aufs Bett. Als ich seinen Körper spürte, fiel mir
der Fingerhut ein, den ich den ganzen Abend bei mir getragen hatte, zuerst in
der Tasche meines Kleides, jetzt in der meines Nachthemds. Ich holte ihn heraus
und gab ihn Robert. Er legte ihn auf das

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