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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Rosa?“
    „Bist du nicht ganz bei Trost, Leimböck? Klausberger hat ein Messer im Rücken und ist tot!“
    Das Schnarren in der Leitung formte sich vor meinem geistigen Auge zum Gesicht. Was ich sah, durch den allmählich sich lichtenden Nebel der vergangenen Stunden, war nicht erfreulich. Nicht an meinem freien Tag, nicht um halb acht in der Früh und schon gar nicht nach solcher Nacht. Unter der Nasenspitze prangte ein sichelmondförmiger Schnurrbart. Die Visage von Kripo-Chef Feichtlbauer. „Ich komme, Franz.“
    Seitdem waren keine vierzig Minuten vergangen. Ich war in die Kleider des Vorabends geschlüpft, hatte noch zwei Teppiche auf Parkettbodenverlaufslinie zu bringen und die Falten des Couchüberwurfes zu glätten gehabt, Wolferl und das, was von Jack übrig war, zu verstauen und in meinem Vorgärtchen die Überbleibsel der Jahresernte meiner russischen Reiseparadeiser zu gießen. Drei von ihnen hatte ich in die rechte Außentasche meines Sakkos gleiten lassen. Für unterwegs, weil es für unterwegs keine Besseren gibt, sage ich auch den Kollegen, und weil jede einzelne Frucht ein Kunstwerk für sich ist, Komposition eines Büschels kleiner, verwachsener, ovaler Cocktailparadeiser, leicht zu brechen, ohne die verbleibenden zu beschädigen, patzfrei und ideal für unterwegs. Und säuerlich saftig obendrein, ideal für diesen Morgen also, im Freiland spät reifend und von guatemaltekischen Indios erstmals kultiviert. Mein Indio ist der Stipsits Franz, Paradeisbauer in Rosas Heimatort. Er hat mir die Samen geschenkt, von mir dann fein säuberlich geordnet, nach Größe, farblicher Schattierung, und bis zur Aussaat in einem Eck der Küchenkredenz aufbewahrt. Weil jede Ordnung ihr System und ihre Zeit braucht, Rosa, verstehst du das denn nicht?
    Ich wandte mich an den Insektenkopf. „Wo liegt er?“
    „Unten am Treppelweg, auf einer der Betonbänke vor dem Bootshaus. Am besten gleich da die Stufen hinunter?
    „Wer hat die Stiege bisher benutzt?“
    „Niemand, außer dem Rainer Fritz und mir. Wir waren ganz in der Nähe, als wir den Funkspruch aus der Leitstelle aufgefangen haben, und die ersten am Tatort, noch vor dem Notarzt und den Sanitätern. Ach ja, die sind auch da runter. Und der Kurz.“ „Ich werde Ihre allfällige Bewerbung unterstützen.“
    „Meine allfällige Bewerbung?“ Das anmaßende Grinsen des Streifenpolizisten war fragender Überraschung gewichen.
    „Ihre allfällige Bewerbung zur – wie haben Sie so treffend gesagt? – Spurenvernichtungskommission. Wer bei einem Kapitalverbrechen, und darum scheint es sich dort unten nun doch zu handeln, einen möglichen Fluchtweg des Täters durchlatscht und in einen Trampelpfad von Trugspuren verwandelt, ist ein Naturtalent. Alles nachzulesen in ,Der idiotenfreie Tatort – Vision oder Wunschdenken?‘. Ein Standardwerk, Herr Kollege.“
    Das hüfthohe Gitter am oberen Treppenabsatz war verschlossen. Wer auf direktem Wege ans Murufer wollte, musste drüberklettern und sich mit zumindest einer Hand abstützen. Vielleicht der Ansatz einer Spur. Eine schmale Steintreppe führte am alten Bootshaus des Grazer Paddlerclubs vorbei, mündete in ein zweites, bauartgleiches Gitter und endete in dem geschotterten Treppelweg am Flussufer. Dort unten musste es sein. Ich wollte noch kurz an der Straße verharren und die schattenhaften Konturen beobachten, die sich am Treppenvorplatz gegen das Murwasser abzeichneten, keine zwanzig Meter von meinem Beobachtungsposten entfernt. Sie bewegten sich auf engem Raum geschäftig hin und her.
    „Sorgen Sie dafür, dass nicht noch einer das Gitter antapst“, wies ich den jungen Beamten an. Dann kehrte ich ihm den Rücken und schlenderte los. Ich wählte den Umweg über den altstadtseitigen Kopf der Radetzkybrücke, um dort ans Ufer der Mur zu gelangen. Dem da unten würde es egal sein, er hatte jetzt alle Zeit einer anderen Welt. Mir jedoch war die Gelegenheit eines kleinen Spazierganges willkommen. Bei jedem Atemzug sog ich meine Lungen voll mit frischer, klarer Oktobermorgenluft. Das Umfeld eines Tatortes und dessen Atmosphäre aufnehmen. Irgendwo hatte ich diesen Satz einmal gelesen, ihn nie wirklich befolgt und doch bei jeder Gelegenheit an jüngere Kollegen weitergegeben. An diesem Morgen nach dieser Nacht machte er Sinn.
    Das alte Paddlerhaus. Unweigerlich war ich wieder bei Rosa. Unsere allerersten Abende hatten wir hier verbracht, Hände haltend, leise Zärtlichkeiten austauschend. Gemeinsam durchlebte Stille

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