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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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öffnen zu können, wenn Klausberger mit dem Rücken zu ihm steht“, fuhr Kurz dazwischen. „Wir haben den Zeugwart des Paddlerclubs aus dem Bett geholt. Er hat gesagt, die Gitter seien seit Jahren nicht gewartet worden.“
    Ein schlüssiges Argument. „Was ist mit dem Messer?“ fuhr ich fort.
    Das Schrillen meines Handys gab die Antwort. Es war Sargo. „Mit dem Ding hätte man auch ein Schwein durchstechen können, Ferri. Neunundzwanzig Zentimeter ist die Klinge lang.“ Der Professor kam wie immer rasch und unverblümt zur Sache. „Bei einem Soletti wie dir wäre das Messer vorne glatt wieder rausgefahren. Und es ist so scharf, dass du damit ein Blatt Papier in der Luft teilen kannst?
    Soletti. So haben sie mich in der Schule gerufen. Der lange Leimböck, der ungelenke Hüne, der schlaksige Soletti-Ferl, der beim Hochsprung die Einszwanzig nicht schafft. Nicht im Scherensprung, nicht im Kreuzschnepper, nicht im Tauchroller. Und im Flop schon gar nicht. Und das bei der Beinlänge. Woher weiß Raul davon? Oder hat er einfach nur Soletti gesagt, weil er Soletti gemeint hat und nicht Leimböck? Ich war verunsichert. „Was ist mit der Gravur, Raul?“
    „Bin ich Sprachforscher oder Totenschuster? Aber es gibt etwas anderes, das dich interessieren wird. Jemand hat dem Klausberger kräftig die Eingeweide massiert. Ich würde sagen, unser Mörder?
    „Die Eingeweide?“
    „Um es fachlich zu sagen: Er hat ein massives Hämatom im Genitalbereich, an den Rändern stark blutunterlaufen. Ein fester Tritt mit festem Schuhwerk, würde ich meinen. Von hinten durch die gespreizten Beine, würde ich meinen. Sieht nach einem Abschiedsgruß ins Jenseits aus, du verstehst?“
    „Ein Abschiedsgruß? Aber er könnte doch genauso gut auch vorher. . .?“
    „Kaum“, unterbrach mich Sargo. „Keinerlei Abwehrspuren am ganzen Körper, nichts, was auf einen Kampf hindeutet.“ Genau wie Michelin es schon vermutet hatte, dachte ich. „Unter den Fingernägeln scheint nur der übliche Schmutz zu sein. Die Auswertungen dauern noch an, aber es sieht nicht danach aus, dass es was bringt. Daher glaube ich, dass er getreten wurde, als er das Messer bereits im Rücken hatte. Übrigens mitten ins Herz. Von einem Zufallstreffer weit entfernt, weil punktgenau, du verstehst? Ein Meisterstich, würde ich meinen.“
    „Danke Raul? Meine Verwirrung war komplett. Schmieröl. Meisterstich. Abschiedsgruß. Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? „Raul meint, der Stich sei perfekt gewesen“, sagte ich. „Und unser Mörder hat, wie es aussieht, dem Klausberger kräftig in die Eier getreten. Nach der Tat.“
    Zur Spannung in den Gesichtern meiner Kollegen gesellte sich breite Ratlosigkeit. „Sieht nach einer Liebesgeschichte aus, meint ihr nicht?“ Kurz sprach den beherrschenden Gedanken als Erster aus.
    „Wer kann so hassen, wenn nicht ein gehörnter Ehemann“, warf Michelin ein. „Oder eine Liebhaberin, der Klausberger den Laufpass gegeben hat. Oder deren Zuneigung er verschmäht hat. Ein Auftragskiller scheidet aus, der würde nicht zutreten.“ Kurz nickte.
    „Wir müssen seine Sekretärin befragen. Barbara Klausberger meint, sie wüsste Bescheid über seine Liebschaften“, warf ich ein. „Sie glaubt, dass irgendeines seiner, wie hat sie so schön gesagt, Flittchen mit prallen Brüsten damit zu tun hat.“
    Stillhofer senkte den Kopf, die Augenlieder für einen langen Augenblick nach unten gedrückt, was soviel hieß wie: Das übernehme ich. Er hatte die ganze Zeit über geschwiegen. „Wer sagt uns, dass das Motiv hier zu suchen ist“, hob er nun an. „Vielleicht war es kein Mord an Frank Klausberger, sondern am Stadtrat Klausberger.“
    Schon wieder diese absurde Geschichte mit dem politischen Motiv. „Der Kurze denkt das auch“, sagte ich. „Das klingt mir fast nach Robin-Hood-Mythos. Frank Klausberger, der Ausbeuter, der den Bürgern der Stadt das Geld aus dem Säckel zieht und mit billigen Weibern verprasst, stirbt durch die Hand eines Rächers. Des Rächers der Geschröpften. Sei mir nicht böse, Franz, das ist blanker Unsinn. Da hätte sich die ganze Stadt Graz anstellen müssen, um ihm in die Eier zu treten.“
    Fauler grinste. „Wie bei ,Mord im Orient-Express‘. Nur dass es nicht sieben oder acht mit einem Messer sind, sondern 225.000 mit Stahlkappen an den Schuhen.“
    Stillhofer ließ nicht locker. „Schon möglich, Willi. Aber es findet sich manchmal eben doch einer, der es wirklich tut. Sonst säßen wir

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