zuadraht
dem Moserauge geschnipselt und zu uns geschickt. Bis morgen früh müssten wir soweit sein.“
„Gut“, erwiderte ich, „es gibt noch jede Menge weitere Fragen, aber vielleicht sollten wir die, mit eurem Einverständnis, erst aufwerfen und beleuchten, wenn wir restlos alle Fakten beisammen haben. Sagen wir morgen früh um neun, nach dem Rapport beim Kurzen. Bis dahin gibt es auch jetzt schon jede Menge Arbeit. Teilt sie euch gerecht auf. Und euch auch.“ Ein paar sahen mich ratlos an. „Ich meine die Gruppen. Jedes Zweier – oder besser Dreierteam sollte sich aus verschiedenen Gruppen rekrutieren. Sitte mit Betrug, Wirtschaft mit Raub und so weiter. Das macht die Sache dynamischer. Jeder profitiert von jedem. Und vielleicht sehen wir die Dinge dann um einiges klarer.“
Man weiß nie.
*
Im Keller – Sonntag, früher Abend
Das Abendessen ist gerichtet. Feinster französischer Käse, drei Sorten, dazu irische Butter und steirische Semmeln. Leider ist uns der Rotwein ausgegangen, dafür serviert Ihnen das Haus eine frische Flasche Ihres Lieblings-Wodkas!
„Wasser, ich verdurste.“
Natürlich, das hätte ich fast vergessen. Eineinhalb Liter Vöslauer Mild, wenig Kohlensäure, aber trotzdem erfrischend. Alles da, der Herr müsste sich nur zu Tisch bemühen.
„Ich habe keinen Hunger. Fieber. Ich glaube, ich habe Fieber. Mein Kopf glüht, ich kann kaum denken. Alles dreht sich. Verschwommen und milchig. Ich kann kaum sehen.“
Der feine Herr will bedient werden, das ist es. Okay, ich bin ja kein Unmensch. Da, der Pappbecher ist voll. Kaltes Mineralwasser, direkt aus dem Kühlschrank.
„Oh, das tut gut. Mein Gott, wie gut das tut. Zu wenig, bitte noch einmal. . .“
Während du isst, werde ich dir deine nächste Kolumne vorlesen. Lass dich nicht stören, hör nur zu, ich glaube, diese ist dir ganz besonders gut gelungen.
Man sagt, sie vermitteln uns das Wissen, das wir benötigen, um uns später draußen, in der harten Erwachsenenwelt behaupten zu können. Stimmt, aber nur dann, wenn der Lehrer oder die Lehrerin das pädagogische und psychologische Rüstzeug dafür besitzen. Und es auch verstehen, den Schülern ein erfolgreiches Erwachsenensein glaubhaft vorzuleben. Ein guter Lehrer zu sein ist mehr als nur ein Beruf, es muss auch Berufung sein. Vor allem muss ein guter Lehrer immer, in jeder Sekunde seines Zusammenseins mit unseren Kindern, wissen, dass er es nicht mit Namen oder Objekten, sondern mit jungen Menschen zu tun hat, die von ihm für das spätere Leben geformt werden. Leider gibt es nur ganz wenige dieser guten Lehrer. Vielleicht sind sie eine aussterbende Spezies, wahrscheinlich aber haben nie viele davon existiert. Man wird Lehrer, weil man sich damit ein relativ einfaches, ausreichend bezahltes, mit viel Freizeit belohntes Leben einhandelt. Dienst nach Vorschrift, den Lehrstoff heruntergeklopft, die Aktentasche geschlossen, auf nach Hause. Weg von den gehassten Störenfrieden, die einem am Vormittag das Leben schwer machen. Das ist die harmlosere Gattung des schlechten Lehrers. Und wahrscheinlich die große Mehrheit. Sie lieben ihre Schüler nicht, sie hassen sie aber auch nicht, im Grunde genommen sind sie ihnen egal. Was sie tun, ist Gelderwerb und Pflichterfüllung. Wahrscheinlich hat es auch in ihrem Schulleben keine Lehrer gegeben, die es verstanden haben, ihnen das wirkliche Rüstzeug für das spätere Leben zu geben. Leider gibt es aber auch noch eine dritte Lehrer-Art, wir alle kennen sie, und die meisten von uns leiden ein Leben lang an den Folgen dieser Bekanntschaft. Ich meine diejenigen, die diesen Beruf gewählt haben, um Macht ausüben zu können. Sadisten, die Kinder erniedrigen, nur um ihr eigenes mickriges Ich damit größer zu machen, Psychopathen, die viel versprechende Karrieren abwürgen, nur weil ihnen ein Schüler nicht sympathisch ist. Oder weil die Mutter bei einem Sprechtag harte Kritik geübt hat. Oder weil seine Haare zu lang oder zu kurz sind. Viele von uns, die später vielleicht auf irgendeinem Gebiet große Karriere gemacht hätten, durften nicht einmal zur Matura und damit auch nicht auf die Uni, weil ihr weiterer Bildungsweg von solchen Unmenschen brutal gestoppt wurde. Statt Hoffnung, Selbstvertrauen und Aufbruchsstimmung nehmen die Opfer solcher „Pädagogen“ Hass, Selbstzweifel und Frust aus der Schule ins Leben mit. Und niemand tut etwas dagegen. Keiner entfernt diese Krebsgeschwüre aus unserem Bildungswesen. Und doch muss bald etwas geschehen,
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