zuadraht
sonst ist es für viele unserer Kinder zu spät!
„Das ist gut, wirklich gut. Erinnert mich an meine Schulzeit, da war auch so einer. . .“
Professor Doktor Lorenz Geier, ich weiß. Dein nächstes Opfer!
„Den Geier, du willst den Geier..?
Nicht ich, es ist deine Rache am alten Latein-Scheusal. Sechste und siebte Klasse wiederholt, habe ich Recht?
„Ich habe oft daran gedacht, ihm den Hals umzudrehen. Früher. Einmal, es muss vor zehn oder mehr Jahren gewesen sein, habe ich ihn bei einem Empfang nach ein paar Drinks allein an der Theke erwischt und ihn ein sadistisches altes Arschloch geschimpft. Das hat gut getan, aber das war s. Ich habe es auch ohne ihn, oder besser: trotz ihm im Leben geschafft. Das hat ihn wahrscheinlich am meisten geschmerzt. Zu sehen, dass ich mehr bin, als er jemals war.“
Ich werde ihn fragen, was er heute von dir hält. Mit Sicherheit hat er deine atemberaubende Karriere in der Guten mitverfolgt. Ich wette, er wird sagen, dass er stolz ist auf dich. Die sehen das immer so, diese alten Scheißer. Und dieser ist ja auch schon 81.
„81. . . er wird ohnehin bald sterben.“
„Ja, in drei, vier Jahren vielleicht. Völlig sinnlos. Aber du, mein Lieber, du gibst seinem Tod jetzt einen Sinn. Der alte Menschenquäler stirbt in . . . lass mal sehen . . . in zweieinhalb Stunden durch dich. Als Warnung für alle anderen miesen Lehrer, die glauben, Götter zu sein und über Schicksale bestimmen zu können. Deine Kolumne erklärt die Hintergründe. Du wirst zum Helden aller geknechteten Schüler.
„Du willst den alten Mann abknallen, einfach so . . .“
„Oh nein, viel diffiziler, viel wirksamer. Du kennst mich doch. Ich habe ihn heute Morgen angerufen und mich als Alexander Weinberger vorgestellt. Euer Klassensprecher von damals. Der lebt seit 30 Jahren als Versicherungs-Mathematiker in Berlin und hat den Alten mit Garantie seit der Matura nicht mehr gesehen. Hat also keine Ahnung, wie der Mann aussieht. Deine Klasse feiert im nächsten Jahr das 35. Maturajubiläum, das weißt du doch, oder nicht? Und ich, der Weinberger, soll die große Feier in der Schule organisieren. Ich bin nur kurz in Graz und hätte die alte Schule gerne wieder einmal besucht. Mit Freuden hat er zugesagt, der Alte. Er wird um punkt 22 Uhr vor dem Hintereingang sein und sogar eines der alten Klassenbücher mitbringen. Hat er noch, hat er gesagt. Keine Ahnung woher.
„Oh Gott!“
*
„In welchen Scheißdreck hast du mich da hineintheatert, die sind über uns hergefallen, als hätten wir die Pest ins Land gebracht.“ Kurz war erregt wie selten zuvor. Sein in die offene Türe zu meinem Büro gelehnter Leib bibberte. „Von wegen Kommunikation nach außen. Da gibt es nicht viel zu kommunizieren. Was sollen wir denn schon großartig kommunizieren, außer dass wir so gut wie nix wissen? Die haben uns in der Luft zerrissen. Dass die Hanser-Kolumne über den Klausberger ein Riesenskandal ist, haben sie gesagt, und was wir denn dagegen zu tun gedenken, gegen das Morden und gegen diese Art von Journalismus, von journalistischer Mittäterschaft.“
„Da siehst du, welch schweißtreibenden Job unser geschätzter Herr Direktor das ganze Jahr über macht“, entgegnete ich. „Ständig mit Chefredakteuren und Leitern der Chronikredaktionen Essen gehen zu müssen, ist Knochenarbeit.“
Kurz blickte irritiert. „Sehr witzig, Ferri. Sehr witzig. Da fielen Worte wie mediale Mitwisserschaft. Die haben längst herausbekommen, dass wir den Hanser suchen. Woher auch immer.“ Kurz schien mich mit dem grimmigsten aller kurzschen Blicke durchbohren zu wollen. „Und irgend so ein Fernsehkasperl hat in den Raum gestellt, dass wir, die Polizei, nicht nur unfähig sind, zwei Morde an Politikern zu verhindern und erst recht zu klären, sondern auch noch mit denen von der Guten packeln. Was glaubst du, was erst los war, als der Herr Direktor gesagt hat, dass der Hanser nur gesucht wird, um mit ihm ein paar Ungereimtheiten abzuklären. Ungereimtheiten . . . ha! Kniefall vor dem marktbeherrschenden Boulevard, hat einer geschrieen, weil wir den Chefredakteur Stocker den polemischen Schmarren vom Hanser verbreiten lassen, anstatt die Bude auf den Kopf zu stellen. Und dass der Stocker selber mit drin hängt, weil der Klausberger seine Alte geschnackselt hat.“
„Der Klausberger und die Frau vom Stocker?“
„Richtig. Das pfeifen die Spatzen vom Dach, hat einer gesagt. Nur wir hören das Gezwitscher nicht. Und dass wir den Hanser
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