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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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müssten sie in Gruppen und dabei womöglich auch gegeneinander antreten. „Wahrscheinlich hat er sowieso gewartet“, fuhr die Raubecke fort, „bis Freund Moser ausgezappelt hat. Dann ist es doch wurscht, welcher Knoten ihn da oben hält.“
    „Die Wahl des Knotens ist niemals wurscht, Herr Kollege. Niemals? Sitte gegen Raub. „Wer einen auf Slip aufknüpft, ist nicht dicht im Schädel.“
    „Aber zumindest ein Segler“, warf ich ein mit dem Versuch, das aufwallende Brodeln zwischen den Abteilungen abzukühlen.
    „Von wegen Segler“, konterte die Sitte mit funkelnden Augen. „Das lernst du genauso gut, wenn du bei den Pionieren bist. Oder als Bergsteiger. Die verwenden dieselben Knoten. Oder nehmen wir zum Beispiel einen . . . einen Palsteck, den verwenden sogar die Nachwuchseipeldauers in ihren Gärten, nicht wahr, Ferri?“
    „Bitte, meine Herren, bitte“, sagte ich. „Nicht jetzt schon Aggressionen. Die kommen ganz von selbst, wenn wir erst ein paar Tage aufeinander picken und nicht weiterkommen. Ich brauche euren klaren Verstand, euren von jeglicher störender Emotion frei geräumten Verstand, also bitte.“ Sitte und Raub versanken unter finsteren Gruppenblicken zurück in lauschendes Schweigen. „Der Täter hat das landesrätliche Gesicht als Pinnwand benutzt und dem Moser mit einem Kugelschreiber das rechte Auge ausgestochen“, fuhr ich fort. „Auch eine Art Abschiedsgruß, wenn man so will. Nur dass der Gruß womöglich vor dem Abschied kam, als der Moser noch am Leben war. Ein Indiz dafür, dass unser Mörder vor keiner Form von Gewalt zurückscheut. Über den Kugelschreiber war ein Blatt Papier gestülpt, auf dem in Großbuchstaben das Wort Monster geschrieben steht.“
    Die Pupillen einiger Kollegen fixierten mit einem Mal einen imaginären Punkt hinter mir. Der Punkt war Michelin, er stand mit fülligem Grinsen im Türstock. „Wie weit seid ihr, Ferri?“ „Beim Monsterzettel.“
    „Ich weiß jetzt, was mich die ganze Zeit irritiert hat“, fuhr Willi fort, als hätte er die Frage gar nicht gestellt und die Antwort erst recht nicht empfangen. „Also zumindest seit heute Vormittag. Es ist alles eine Frage der Fingerstellung.“ „Fingerstellung?“
    „Die Stellung der Fingerabdrücke auf dem Messer.“
    „Was ist damit, Willi?“
    „Sie passt nicht.“
    „Sie passt nicht?“
    „Sie passt nicht, Ferri. Ganz genau. Hanser hat das Messer gehalten, als würde er ein Stück Fisch filettieren, den Griff fest umschlossen und den Daumen am vorderen Griffende, also dort, wo die Klinge beginnt. In dieser Haltung kannst du bestenfalls einen Stich aus der Hüfte heraus anbringen.“ Willi stand da, als zöge er jeden Moment eine imaginäre Pistole, und ließ den angewinkelten rechten Arm mehrmals vor und zurück fahren. Dann riss er ihn zur bedrohlichen Pose empor. „Aber von oben“, schnaufte er, „wenn du von oben zustechen willst, hältst du das Messer anders, den kleinen Finger vorne bei der Klinge, und de Daumen ganz am Ende. Unser Mörder hat mit Sicherheit von oben zugestochen, wie man eben zusticht, wenn es in den oberen Bereich des Rückens gehen soll, verstehst du, Ferri?“
    Aus den Augenwinkeln sah ich das anerkennende Nicke der Kollegen in Richtung Michelin. Michelin verzichtete niemals auf eine Frage, wenn er sie einmal gestellt hatte. Ganz der kleine Prinz.
    „Aber das allein ist es nicht“, fuhr Michelin fort. „Hanser hat das Messer genau einmal in der Hand gehabt. Ein einziger Satz Fingerabdrücke, mehr ist da nicht. Du weißt, was das bedeute Ferri.“
    Gnade Ihnen Gott und meine Frau, wenn es nicht der Hanser ist, hat der Kurze gesagt, dachte ich, nickte bedächtig un blickte in das Halbrund der Kollegen. „Willi hat uns soeben erklärt“, sagte ich akzentuiert, „dass Martin Hanser nicht der Mörder von Frank Klausberger ist. Oder glaubt einer von euch dass er zuerst lupenreine Abdrücke hinterlässt, gleichsam nur für uns und noch dazu in falscher Stellung, und dann Handschuhe anzieht, um damit zuzustechen. Reichlich absurd, nicht wahr?“ Versteinerte Mienen.
    „Das heißt, dass es einen Komplizen gibt“, kam es aus der Raubecke.
    „Das heißt nur, dass es zumindest einen Zweiten gibt, nach dem wir suchen müssen“, wandte Stillhofer blitzartig ein. „Ob der Hanser und der Zweite Komplizen sind, wissen wir erst, wenn wir die Rolle des Martin Hanser lückenlos aufgeklärt haben. Aber davon entfernen wir uns mit jeder Minute mehr und mehr.“
    Du bist ein

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