zuadraht
bei uns alles verziehen wird, nur nicht der Erfolg.“
„Deshalb hast du ja auch keine Feinde“, schallte es aus dem hintersten Eck, wo sich zweimal Zielfahndung und einmal Einbruch zu jenem nun aus tiefster Brust dröhnenden Trio verschworen hatten, das nach Dienstschluss gerne die Wirtshäuser rund ums Paulustor verunsichert.
„Bitte, meine Herrschaften“, ging ich dazwischen. Du musst die Klötze gleich ein wenig zurechthobeln, dachte ich, ehe sie auf einander einschlagen, klackidiklack, ihnen, weil wir ja gerade von einem Messer reden, die Schneid abkaufen, und ihre Forschheit und Tatkraft, die sie gegen Ihresgleichen richten, wieder auf die Sache lenken. Mit dem Rauswurf aus der Sondereinheit zu drohen, bringt gar nix, da tust du manch einem den allergrößten Gefallen überhaupt. Ist ein neues Huhn im Stall, heißt es die balzenden Gockel an den Eiern zu packen, Ferri, überlegte ich weiter, und die sind bekanntlich die nächsten Verwandten des männlichen Stolzes. „Soll denn die junge Kollegin aus Wien gleich merken, dass sie in der Provinz ist?“
Betretenes Schweigen, von der betrügerischen Wirtschaftssitte durchbrochen: „Also, der Hanser war beide Male allein im Tokio. Nichts Ungewöhnliches, wie der Chefkellner versichert hat. Der Klausberger hingegen . . .“ Er machte eine gehaltvolle Pause. „. . . der Klausberger hingegen war mit dem Stocker dort, dem Chefredakteur der Guten . Wenn man bedenkt, dass der eine mit der Frau vom anderen . . . na?“
„Vielleicht haben sie über den Preis geredet?“ Dem Einwurf eines Kollegen der bis dahin schweigsamen Wirtschaftseinbruchsbetrugsecke folgte schallendes Gelächter, das in Wellen den Raum durchflutete, immer wieder aufbrandete und letztlich in heiterem Murren verebbte.
„Zur Erläuterung, Frau Kollegin“, wandte ich mich an Bela Schmaus, die, um, wie ich dachte, nicht ganz humorlos zu erscheinen, mit dem eingefrorenem Mitlächeln eines Unwissenden dasaß, „Frank Klausberger, unser erstes Mordopfer, hatte eine Liaison mit Frau Stocker. So etwas erfährt man hierzulande auf Pressekonferenzen.“ Schmaus nickte mit sich lösender Miene.
„Gab es Streit?“, fragte ich in Richtung Tokio-Experten.
„Nichts, was darauf schließen ließe. Etwas anderes ist jedoch bemerkenswert. Das Tokio wird beinahe ausschließlich von Stammgästen frequentiert. An einem der drei Abende kam ein älterer Mann ins Lokal. So gegen acht Uhr. ,Für Laufkundschaften haben wir eigentlich keine Tische frei‘, hat der Kellner gesagt, hat er gesagt. Und wenn sie einmal nicht restlos ausreserviert sind, dann erst ab halb elf. Es könnten ja noch Stammgäste spontan hereinschauen.“
„Und?“
„An diesem Abend war die Sache anders“, fuhr er fort. „Der Alte hat darauf gedrängt, dass ihm der Chefkellner, weil die Hütte bummvoll war, das Dekorationstischchen neben der Bar freimacht und ihm ein sattes Trinkgeld zugesteckt. Das waren schnell verdiente zwanzig Euro.“
„Name?“
„Nein. Auch keine Kreditkartenabrechnung. Er hat bar gezahlt. Und das nicht zu knapp. Er hat fürstlich diniert, mit keinem außer dem Personal gesprochen, ist fast vier Stunden geblieben und zum Schluss wollte er sich noch persönlich beim Küchenchef bedanken.“
„Er war in der Küche?“
„So ist es. Und er hat sich alles zeigen lassen und auch noch über Gebühr bestaunt. Keine schlechte Gelegenheit für einen Diebstahl, nicht wahr?“
„In solchen Häusern gehört das zum Kundenservice.“ Ihre erste Wortmeldung zur Sache zog die Blicke aller Anwesenden auf die Neue. „Eine Runde durch die Küche, wenn es das Arbeitsaufkommen erlaubt, festigt die Bindung ans Haus“, fuhr sie mit sicherer Stimme fort, als wäre sie seit jeher Teil der Einheit. „Die transparente Gastronomie. Ein Besuch in der Küche macht noch lange keinen Dieb.“
„Wie eine Schwalbe keinen Sommer“, sagte Kurz und presste ein gewiehertes Lachen hervor.
„Beschreibung?“, fragte ich.
„Ganz brauchbar“, gab die betrügerische Wirtschaftssitte zurück. „Um die Ende sechzig, graumeliert, groß, kräftig, toupetverdächtig, Schnauzbart, gepflegte Erscheinung, fast schon betontes Hochdeutsch, leicht gebückter Gang mit Stock.“
„Vielleicht hat es auch nichts zu bedeuten“, sagte ich, „aber festhalten wollen wir die Sache allemal. Bleiben wir beim Klausberger. Was ist mit seinen Jogginggewohnheiten? Wer hat davon gewusst?“
„Ob wir da weiterkommen, ist fraglich.“ Jetzt war das
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