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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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„Wenn ich richtig liege, ist es das, was uns beide vereint: die unterschiedlichen Standpunkte.“ Kurz sank schmollend in sich zusammen, als wäre der Kuckuck beim ersten Schrei des Mittagsrufes stimmbrüchig geworden.
    „Habt ihr den Nachtportier bei der Guten erreicht, der im Dienst war, als die erste Kolumne in den Postkasten eingeworfen wurde?“
    „Ja, aber Fehlanzeige“, meldete sich der mörderische Erkennungsraub erstmals zu Wort. „Zwei, drei Pärchen, ein Wachdienstler auf Streifgang, ein paar Besoffene, das Übliche. Gesehen hat er nix. Welcher Nachtportier blickt denn schon die ganze Nacht auf seinen Überwachungsschirm.“
    „Ja, wer schon. Aber wenn ihr gerade auf Kolumnenjagd seid, dann fahrt zum Hauptpostamt beim Andreas-Hofer-Platz. Dort wurde heute früh die dritte Hanser-Kolumne per Fax an die Gute geschickt. Findet heraus, von wem. Ich will zumindest eine genaue Beschreibung?
    Nicken aus dem Eck des mörderischen Erkennungsraubes. „Was ist mit Hanser und seinen Kontakten in den sechsundneunzig Stunden vor seinem Verschwinden?“, setzte ich nach, wieder ans Wirtschaftsbetrugseck gerichtet.
    „Seine Kollegen brauchen sich nicht einmal hinter ihrem hoch gepriesenen Redaktionsgeheimnis zu verschanzen, die wissen nix. Der Hanser ist ein Einzelgänger. In seinen Stammlokalen war er in den vergangenen Tagen so regelmäßig und besoffen wie immer. Allein. Und was die Telefongespräche angeht . . . du weißt doch, wie schwierig das in den letzten Jahren geworden ist, Ferri. Seit der Liberalisierung des Marktes. Die Kontakte zu den Anbietern sind auch nicht mehr die von früher. Die verweisen dich alle auf den Amtsweg. Und der Herr Untersuchungsrichter lässt sich gehörig bitten, was die Freigabe der Nummern angeht.“
    „Darum wird sich mit Sicherheit unser geschätzter Direktor kümmern“, entgegnete ich, gell, mein lieber Kurzer, dachte ich, das ist deine Ebene, die Ebene der Geschniegelten und Gestriegelten.
    „In einem Punkt waren wir allerdings auf kurzem Wege erfolgreich.“ Ein Anflug von Frohmut glitzerte mir aus dem Wirtschaftsbetrugeseck entgegen. „Das Privathandy vom Landesrat Moser. Eine Liebschaft aus früheren Zeiten. Sie hat mir die Nummer gegeben, von der aus er auf dem Empfang im Schloss Eggenberg angerufen wurde. Eine Liebschaft, sag ich dir.“
    „Das sagst du erst jetzt!“, rief ich erregt.
    „Es ist nicht, was du dir erhoffst, Ferri. Kein Handy. Eine Telefonzelle in der Nähe der Kleinerwerke. Ein verdammt raffinierter Hund ist das, ein raffinierter, sag ich dir“
    „Oder Hündin“, sagte ich. Man weiß ja nie. „Spuren?“
    „Der Tagdienst der Spurensicherung war bereits dort. Die Chancen stehen nicht schlecht, zumindest ein paar Hautschuppen oder Haare zu finden. Die Zelle wurde meiner Informantin zufolge seit Samstagabend, also seit diesem Anruf, nicht mehr benutzt. Zumindest nicht zum Telefonieren. Und Telefonzellen sind ja sowieso out. So was von out, sag ich dir.“
    „Sehr gut. Vielleicht gibt es Übereinstimmungen mit dem Material aus dem Klassenzimmer“, erwiderte ich. „Das wäre ja zu schön.“
    „Ja, viel zu schön“, hauchte der immer noch schmollende Kurz in abgesetzten und kaum vernehmbaren Worten.
    „Auf dem Kugelschreiber, den sie auf der Gerichtsmedizin aus dem Moserauge geholt haben, sind übrigens wieder Fingerabdrücke vom Hanser drauf“, sagte Michelin. „Aber das war fast schon zu erwarten bei der Penetranz, mit der wir jedes Mal auf den Namen Hanser stoßen. Gestoßen werden. Das stinkt ja zum Himmel. Verblüffend ist jedoch etwas anderes.“ Michelin legte eine Pause ein, wie um sich der ungeteilten Aufmerksamkeit aller Anwesenden ganz sicher zu sein. „Die Vorderseite des Monsterzettels, ihr wisst schon, der Fetzen Papier, der mit dem Kugelschreiber in seiner Visage fixiert war, ist gespickt mit Fingerabdrücken vom Hanser. Aber auf der Rückseite ist kein einziger.“
    „Also hat er den Zettel nicht in der Hand gehabt.“ Die Neue die dritte.
    „Genau, Kollegin“, rief Michelin erfreut und schenkte Bela Schmaus sein breitestes Hufeisenbartgrinsen. Ihn hat sie sich also schon eingekocht, die Frau Wuschelschnitt, dachte ich, sagt einmal spontan etwas, zugegeben, nicht gerade Blödes, und Freund Willi springt wie ein Batzen gestockter Hollermarmelade ins Einmachglas und lässt sich von einer einzigen Meldung wie mit Zellophan und Rexgummi luftdicht abpacken. „Er hat das Wort Monster geschrieben“, setzte Michelin nach.

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