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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Konglomerat aus Sitte, Tatortgruppe und Diebstahl an der Reihe. „Bisher haben wir mehr als fünfzig Namen von Leuten, die Frank Klausberger öfters an der Murpromenade joggen gesehen haben. Jogger, Spaziergänger, sogar Schüler, quer durch die Bank, und es werden sicher noch mehr. Die halbe Stadt kennt sein Gesicht.“
    „Wo wir doch schon von Frau Stocker geredet haben. Was ist mit den klausbergerschen Affären?“ Stillhofer massierte seinen roten Backenflaum mit sinnlicher Hingabe.
    „Die Stocker und fünf weitere. Nicht alle so genannte Damen der Grazer Gesellschaft“, so ein Kollege von der Sitte, der mit Betrug und Fahndung ein weiteres Dreigestirn der Sondereinheit bildete. „Aber sie haben eines gemeinsam: ein lückenloses Alibi.“
    „Gibt es Verbindungen zu Martin Hanser?“, fragte ich. „Man weiß ja nie.“
    „Nach derzeitigem Stand bei keiner. Außer bei der Stocker. Aber nachdem ihr Mann der Chef vom Hanser ist. . .“
    „Natürlich“, erwiderte ich. „Bleiben wir beim Thema Liebschaften. Was ist mit der – wie hat Witwe Moser es gegenüber Kollegen Kurz formuliert? – mit der türkischen Hure?“
    „Dass die Köchin und der Moser ein Pantscherl haben, war weithin bekannt“, meldete sich die Abteilung für Weibergeschichten aufs Neue. „Herr und Frau Landesrat Moser haben eine Zweckehe geführt. Die Witwe hat keinen Hehl daraus gemacht. Kein Wunder bei der Menge Geld, um die es da geht. Im Prinzip ist es wie bei den Klausbergerischen. Die größte Hure von allen ist die Politik.“
    „So wie es aussieht, bringen uns die Weibergeschichten nicht weiter“, gab ich zu bedenken. „Mit einem Moralapostel in Sachen Treue haben wir es wohl kaum zu tun. Daher sollten wir diesen Strang zwar nicht gänzlich kappen, aber doch beiseite schieben.“ Einige murrten zustimmend, andere wieder verharrten in angedeutetem Kopfnicken. „Thema Geld“, fuhr ich fort. „Wie sieht es mit den Beteiligungen vom Landesrat Moser in der Thermenregion aus, auf die unser Freund Hanser in seiner Kolumne Bezug nimmt?“
    „Gut recherchiert“, beschied der Sprecher des Wirtschaftseinbruchsecks, ein in die Jahre geratener, schmerbäuchiger Kollege mit akkurat onduliertem, an den Schläfen ergrautem Haar, in protokollarischem Tonfall. „Ein verwobenes Firmengeflecht, ein verwobenes, in dem der Moser an allen Ecken mitschneidet. Nicht zwingend kriminell, aber mit seiner politischen Funktion allemal unvereinbar, sag ich dir. Unvereinbar.“
    „Ein Mordmotiv?“
    „Bei einer Einzeltat jederzeit. Wie bei den Weibergeschichten auch. So ein Firmengeflecht macht dich angreifbar, wenn die falschen Leute davon wissen. Vor allem ein Martin Hanser. Da wundert es mich nicht, dass der Herr Landesrat seine Gäste auf dem Empfang mir nix dir nix sitzen lässt. Die Gäste sind ja am nächsten Tag wieder weg. Aber die Probleme bleiben. Wenn du da nicht reagierst, bist du selber auch gleich weg. Naja, das ist der Moser jetzt ja auch.“ Er starrte gebannt auf die blutleeren Spitzen seiner Finger, die er gespreizt und wie zu einem Zeltdach geformt aneinandergepresst hatte. „Bei einer Einzeltat“, fuhr er sogleich fort, „hätte ich gesagt: Vielleicht ist es eine Erpressung, die ein wenig aus den Fugen geraten ist. Aber was haben Frank Klausberger und Lorenz Geier mit den Thermenschiebereien vom Moser zu tun? Frank Klausberger und Lorenz Geier?, frag ich dich.“
    „Natürlich“, erwiderte ich. „Wir brauchen die gemeinsame Ebene. Nach den ersten beiden Morden schien die Sache relativ klar zu liegen: Politiker. Wir alle haben mit einem dritten Mord in diesem, sagen wir einmal: Milieu gerechnet. Und dafür den alten Geier serviert bekommen. Einen Lateinlehrer.“
    „Gab es auch bei der dritten Tat eine Handlung, die über die pragmatische des Tötens hinausgeht?“ Ein zweites Mal zog die Neue alle Blicke auf sich.
    Schön gesprochen, Frau Klug, dachte ich, bloß dass dich nicht alle verstehen werden in deiner akademischen Fabulierkunst, weil wir hier nicht im Lehrsaal sind, wo man sich der Theorie zu – und der Praxis abwendet, sondern bei der Kriminalpolizei in Graz in der Plauderkammer für angewandtes Morden, meine Liebe, wo noch mit Hirnschmalz und Bauchgefühl ans Werk gegangen wird und manchmal, nun ja, wenn mich Gefühl und Blick in die Runde nicht täuschen, mit mehr Bauchschmalz als Hirngefühl und sonst was.
    „Ich meine eine ähnliche Handlung wie den Tritt in die Genitalien bei Fall eins und den

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