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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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abzufeuern:
    »Genosse Lenin, ich will dir berichten, nicht als Beamter, eher als Sohn. Genosse Lenin, ein gigantisches Verrichten steht uns bevor, doch wir meistern es schon!«
    Die beiden ungleichen Männer, der junge Dondușenier Spekulant Pitirim Tutunaru und der Held der sozialistischen Arbeit Wladimir Pawlowitsch, der sein rechtes Bein ein wenig nachzieht, verschwinden langsam, aber sicher in den Tiefen von Hlebniks Tunnel. Mit einer dicken Parastas-Kerze leuchtet Tutunaru ihren Weg in eine bessere Zukunft aus.

DEJAN CALABRESE WIRD VERBRANNT
    2011. In den Abruzzen, Italien
    EINER WIE ICH, DER 20   000   MILLIARDEN AUF DEM KONTO HAT, MUSS SICH MIT LEUTEN WIE EUCH HERUMSCHLAGEN! ICH WERDE EUCH POSTKARTEN VON DEN BAHAMAS SCHICKEN.
    Silvio Berlusconi
    Es ist Samstag, der 23.   Juli 2011. Das Begräbnis ist für Sonntag, den 24.   Juli angesetzt.
    02:16
    »Und wie ging die Geschichte mit dem Zucker weiter?«, will Angelo wissen.
    Stille. Der Moldawier reagiert nicht.
    »Die Geschichte in Moldawien. Wie ging sie weiter?«
    Der Moldawier starrt konzentriert auf die Tür.
    Der italienische Jüngling tritt ganz nah an das Gesicht von Tolyan Andreewitsch heran, fast berühren sich ihre Nasenspitzen.
    »Die Moldawiengeschichte … Wie geht sie weiter?«
    Angelo schnippt mit den Fingern vor der Nase des Osteuropäers, doch jener starrt weiterhin in den Narrenkasten. Der Junge winkt genervt ab, als Tolyan Andreewitsch plötzlich doch etwas sagt:
    »Hast du das gehört?«
    »Was?«
    Wieder einige Augenblicke Stille.
    »Was denn?«
    Angelo blickt nun auch auf die Tür.
    »Ich höre etwas. Schritte. Da ist jemand«, flüstert Tolyan Andreewitsch.
    »Wo?«
    »Pscht!«
    »Wo?«
    »Draußen vor der Tür.«
    Angelo schweigt.
    »Da ist doch nichts.«
    Der Junge winkt ab und setzt sich wieder an seinen Platz.
    Auf einmal wird die Tür doch geöffnet, Cristina tritt ein.
    »Filippo Calabrese ist hier.«
    »Was?«
    »Unten im Keller.«
    »Siehst du? Hab ich dir gleich gesagt! Er genießt in vollen Zügen das Leben, euer Zuccherificio-Freund aus Giulianova!«, sagt Tolyan Andreewitsch. »Wie ich es dir erklärt habe, Junge, die Krise ist gar nicht so schlimm.«
    Innerlich reitet Tolyan Andreewitsch auf einer Welle der Genugtuung, weil er weiß: Mit seiner Prognose zu Pippo Calabrese hat er die ganze Zeit recht gehabt.
    » Ecco! La vita è bella , das Leben ist schön, ragazzi ! Lasst uns doch mal euren Zuckerfabrik-Freund Pippo auf ein Stamperl Wodka zu uns einladen. Na, was sagt ihr? Ich weiß, es ist schon recht spät. Aber ein kurzer Besuch geht doch, oder?«
    »Er ist tot.«
    Stille.
    »Wie, tot ?«
    »So tot, wie man nur sein kann: Er hat sich in seinem Zimmer erhängt, dort, wo du deine Teedose vergessen hast.« Cristina sieht kurz den Moldawier an und fährt fort: »Wie es aussieht, wegen der Krise. Zumindest hat das diese Lesbe dem bärtigen Serben gesagt. Er heißt auch nicht mehr Pippo, sondern Dejan.«
    »Was?«
    »Sie haben ihn umgetauft. Er heißt jetzt Dejan.«
    »Was? Wer denn?«
    »Die zwei Serben.«
    »Die zwei Serben ?«
    »So ein rauschebärtiger Pope und sein Helfer. Aber jetzt sollten wir sofort runter! Ihr müsst das selbst sehen, die Taufe ist noch im Gange!«
    Das arme Mädchen verliert den Verstand, sagt sich Tolyan Andreewitsch, ob des Zustands des Mädchens beunruhigt. Angelo und der Moldawier betrachten die junge Italienerin ungläubig, während Cristina auf Geheiß der beiden von ihren Beobachtungen erzählt: von dem katholischen Priester Motadonna, der zusammen mit der Besitzerin des Hotels Monica di Garozzo die sterbliche Hülle Pippo Calabreses auf den Hof des »Dolce della Luna« hinausgetragen habe und dann verschwunden sei, ohne die Leiche mitzunehmen, da Pippo seine Kirchensteuer seit langer Zeit nicht mehr bezahlt habe. Neugierig darüber, was der tote Pippo hier mache, habe das Mädchen Monica, der Lesbe,weiter nachspioniert.
    »Woher weißt du, dass sie lesbisch ist?«, will Angelo wissen.
    »Weil sie Francesca, der Rezeptionistin, ununterbrochen ihre Zunge in den Mund geschoben hat!«
    »Cristina, bitte!«, unterbricht Tolyan Andreewitsch.
    »Ja, was denn? Das hat selbst der steife Priester mit dem Elektro-Sarg gemerkt! Er hat innerhalb von fünf Minuten zweimal etwas über Sodom und Gomorrha gequasselt. Außerdem hat er ihr gesagt, dass ihr Leben mit dem gleichen Geschlecht in Sünde« – Cristina deutet mit ihren Fingern die Anführungsstriche in der Luft an und imitiert die bebende

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