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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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Lehrjungen ein guter Meister - was umso besser war, als Tom noch vier von den sieben Lehrjahren vor sich hatte. Er erzählte mir auch, dass seine Mutter vor ein paar Jahren im Kindbett gestorben war und er mit der Lehre angefangen hatte, als sein Vater wieder heiratete.
    »Ich musste von zu Hause weg«, erklärte er, »weil meine Stiefmutter mich nicht leiden kann. Sie hat keine Zeit für die Kinder meines Vaters, die vor ihrer Zeit geboren wurden.«
    Mein Leben war nicht so interessant wie seines, aber ich erzählte Tom von meiner Familie in Chertsey und wie es Sarah und mir im Laden erging, und auch davon, dass ich Abby wiedergetroffen hatte. Dann erzählte ich ihm von unserem Besuch im Royal Exchange und von all den eleganten, modischen Leuten, die wir dort gesehen hatten.
    »Bald wird es hier nicht mehr so viele von ihnen geben«, sagte Tom. »Nachdem der König und sein Hof London verlassen haben, werden ihnen sicher alle folgen.«
    Das brachte uns auf die Pest, und ich fragte ihn, welche Schutzmittel am wirkungsvollsten seien. Tom erklärte mir, dass alle unterschiedlicher Meinung seien.
    »Manche sagen, dass es am besten ist, immer eine Goldmünze im Mund zu haben, wenn man aus dem Haus geht - und dass die besten davon diejenigen mit dem Abbild eines Engels aus der Zeit der Herrschaft Elisabeths sind«, sagte er.
    Ich schüttelte erstaunt den Kopf. »Einen Goldengel habe ich noch nicht einmal gesehen«, sagte ich, »geschweige denn, dass ich einen übrig hätte, um ihn mir in den Mund zu legen!«
    »Es gibt noch zahlreiche andere Mittel. Ihr könnt zum Beispiel ein Stück Muskatnuss in den Mund legen. Oder einen Rosmarinzweig. Oder eine Gewürznelke«, sagte er lachend. »Oder eine geröstete Feige, etwas Tabak oder einige Schnecken ohne ihr Haus.«
    Ich schüttelte mich.
    »Der Doktor hat für jede Geldbörse etwas. Den Reichen gibt er einen Trank aus dem Horn eines Einhorns und Honig, den Armen eine Abkochung von Nelken und Katzenpfote. An der Pest wird eine Menge Geld verdient.«
    »Soll das heißen, dass Euer Doktor ein Quacksalber ist?«, fragte ich verwundert.
    Tom schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Er glaubt wirklich an das, was er verschreibt.«
    »Was werdet Ihr denn gegen die Pest nehmen?«
    Er überlegte eine Weile. »Man sagt, dass die Samen und Blätter von Kornblumen, mit Wein zusammen eingenommen, für die, die unter meinem Sternzeichen geboren sind, besonders gut sein sollen.«
    »Und sollte ich dasselbe einnehmen?«
    »Ihr seid ein Untertan der Sonne - erzählte mir der Doktor...«, sagte er, und die Vorstellung, dass er über mich gesprochen hatte, erfreute mich. Stirnrunzelnd dachte er einen Moment nach. Eine zarte Linie erschien zwischen seinen Augen, die ich zu gerne mit dem Finger glatt gestrichen hätte. »Die Pfingstrose ist eine Blume der Sonne«, fuhr er schließlich fort, »aber ich habe nicht genug gelernt, um zu wissen ...« Er schwieg einen Augenblick, doch dann hellte sich seine Miene auf. »Aber es ist allseits bekannt, dass sie, mit Raute zusammen klein gehackt, angenehme Träume fördert und Ängste vertreibt. Und das wirkt sich alles sehr förderlich aus.«
    Ich nickte. »Und wo kann ich diese Dinge bekommen?«
    »Ich werde morgen die Blätter ziehen lassen und dir eine Abkochung machen, Hannah.«
    Da war sie wieder, seine Stimme, die meinen Namen so zärtlich aussprach. Ich blieb stehen, drehte mich zu ihm hin und ertappte ihn dabei, dass er mich anstarrte. Wir lächelten einander an, und ich spürte einen Schauder über meinen Rücken laufen, der wie ein paar Tropfen eiskaltes Wasser meine Wirbelsäule hinunterwanderte. Er sagte nichts, nahm jedoch meine Hand in die seine und führte sie an sein Gesicht, bevor er sie wieder losließ. Ich spürte, dass wir beide etwas sagen oder tun wollten, aber wir wussten nicht, was, also gingen wir einfach weiter.
    Chelsea war ein hübsches Dörfchen an der Themse, dessen strohgedeckte Häuschen, Bauernhöfe und ruhige Straßen mich ein wenig an Chertsey erinnerten. Am Fluss lag ein üppiges Grasfeld voller leuchtender weißer Gänseblümchen und goldener Ringelblumen. Tom führte mich über diese Wiese zum Ufer, das dicht mit grünen Binsen bewachsen war und wo sich eine Unmenge Schilf wie grünes Haar im Wind hin und her wiegte. Wir zogen unsere Schuhe aus, saßen eine Weile friedlich da, die Füße im Wasser, sahen uns die Schiffe an, die auf dem Fluss vorbeifuhren, und hörten dem Vogelgesang zu. Ich sagte, ich hätte den

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