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Zuckermond

Zuckermond

Titel: Zuckermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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deine Augen sprechen aber gerade eine ganz andere Sprache. Oder wie darf ich deine begehrlichen Blicke deuten? Aber okay. Wer nicht will, der hat schon! Ich wünsche der Dame noch einen angenehmen Tag!“ Mit diesen Worten legte er sich grinsend in die Laken zurück und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Helena schluckte den Kloß, der sich ich ihrem Hals gebildet hatte, rasch hinunter und ging ohne ein weiteres Wort schnurstracks zur Tür.
    *** „Darf ich mal ehrlich zu dir sein?“
    Helena saß mit Sabina in der gemütlichen Altbauwohnung, die sich Sabina und Kathrin teilten. Es war ein geliebtes Ritual für Helena geworden, sich einmal die Woche bei ihren Freundinnen zum gemeinsamen Frühstück einzufinden.
    „Du darfst.“ „Okay. Du gefällst mir ganz und gar nicht, denn du bist nur noch ein Schatten deiner Selbst und siehst, ehrlich gesagt, mehr als bescheiden aus. Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich sagen, du hast Liebeskummer. Sag, du bist doch nicht etwa ernsthaft krank?“ Stirnrunzelnd betrachtete Sabina das blasse Gesicht von Helena. Ihre Wangen waren eingefallen, ihr Teint fahl und matt und auch ihre sonst so unternehmungslustig funkelnden Augen wirkten heute trübe. Helena schüttelte, noch eine Spur blasser, den Kopf. Betont munter blickte sie ihrer Freundin in die Augen. „Es ist alles okay. Ich bin nur etwas übermüdet, weil ich in den letzten Nächten, statt im Bett zu liegen und zu schlafen, vor meiner Leinwand gehockt habe. Ich probiere gerade eine für mich neue Technik aus.“ Sie versuchte ein Lächeln. „Hey, wie lange kennen wir uns jetzt? Eine halbe Ewigkeit oder etwa nicht? Und soweit ich mich erinnern kann, hast du schon häufig Phasen gehabt, in denen du nächtelang gemalt hast. Aber ehrlich – du hast danach noch nie so grauenvoll ausgesehen wie jetzt.“ Sabina setzte sich zu Helena an den Tisch. Dabei schwappte etwas von dem heißen Kakao über und sie verbrühte sich ihre Finger. „Autsch. Mist!“ „Ich sehe grauenhaft aus und du siehst gerade zum Brüllen komisch aus. Sag, hast du den Tattermann oder wieso verschüttest du deinen Morgentrunk?“ Helena versuchte zu scherzen, was ihr gründlich misslang. „Nicht vom Thema ablenken, Schätzchen. Kathrin und ich machen uns ernsthafte Sorgen um dich.“ Helena hob abwehrend die Hände und wollte dementieren. Doch Kathrin, die gerade im Schlafanzug und barfuß in die gemütliche Wohnküche getappt kam und die letzten Worte mitbekommen hatte, kam ihr zuvor. „Ich schließe mich den Worten von Sabina an. Also weihe uns in die Abgründe deiner Seele ein und lasse uns teilhaben an deinem Leid. Du weißt doch, geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Helena wusste selbst nicht, wieso sie ihren Freundinnen bisher verschwiegen hatte, dass ihr Leonard, der verführerische Stripper, nicht mehr aus dem Kopf ging. Auch die gemeinsame Nacht hatte sie beiden verschwiegen - ihnen lediglich erzählt, dass sie mit ihm noch in einer Kaffeebar war, um ein wenig zu plaudern. Vielleicht lag es ja daran, dass sie sich einredete, Leonard schneller aus ihren Gedanken und Träumen verbannen zu können, wenn sie ihn einfach nicht thematisierte, wenn sie diese Nacht einfach ignorierte und auf gar keinen Fall über ihn sprach. In der Hoffnung, ihre Sehnsucht nach seinen Berührungen und seine ständige gedankliche Präsenz würden sich dann endlich vollkommen in Luft auflösen. Auf ewig verschwinden und ihr so endlich ihren heiß ersehnten Seelenfrieden wiedergeben. Da sich diese Hoffnungen in den letzten drei Wochen nicht erfüllt hatten, beschloss sie nun, ihre Freundinnen einzuweihen. Vielleicht hatten sie ja einen Tipp auf Lager, wie man es schafft, jemanden aus den Gedanken zu verbannen. Außerdem widerstrebte es ihr ungemein, weiterhin unehrlich zu ihren jahrelangen Freundinnen sein zu müssen. Helena holte tief Luft. „Also gut, ich war nicht ganz ehrlich zu euch.“ „So, so. Du warst also nicht ganz ehrlich zu uns. Ist ja hoch interessant! Und womit haben wir das verdient?“ Kathrin war einen Augenblick lang etwas pikiert. Als sie jedoch Helenas zerknirschten Blick bemerkte, lenkte sie sofort wieder ein. „Hey, war nicht so gemeint, Süße. Aber da wir bisher immer ehrlich zueinander waren, war ich im allerersten Moment, ehrlich gesagt, etwas enttäuscht. Ich denke, du wirst schon deine Gründe gehabt haben.“ „Ja, die hatte ich. Ich habe nämlich gehofft, dass ich diesen verfluchten Teufel endlich aus meinem Hirn

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