Zuckerpüppchen - Was danach geschah
dagegen gehabt. Sie waren zusammen essen gegangen und hatten dann noch eine Bar besucht. Gaby hatte Hubert ermuntert, mit Ursel zu tanzen. Sie selbst wurde immer wieder von einem jüngeren Mann zum T anz auf gefordert. “Der alte Knacker an deinem Tisch — ist das dein Mann?” hatte der Jüngling gefragt. Irgendwie belustigte Gaby seine Frage. “Nein”, hatte sie gelacht, “das ist mein Chef.”
“Na, dann ist ja alles in Butter.” Der Fremde drückte sie fester an sich. “Der hat nämlich was mit deiner Kollegin.” — “Oh, ja?” Verwundert hatte Gaby sich nach Hubert und Ursel umgedreht. Die beiden tanzten jetzt auch. Hubert fing ihren Blick auf und hauchte ihr über Ursels Schulter einen Kuß zu. Die hatten etwas miteinander! Manche Männer dachten auch nur das eine, wenn sie einen Mann und eine Frau zusammen sahen. Man wird doch noch einmal fröhlich miteinander sein dürfen, ohne daß da etwas dahinter steckte!
Aber anscheinend hatte der Mann in der Bar doch einen Blick für die Spannung gehabt, die von Hubert ausging.
Auf jeden Fall hatte Hubert Gaby zu Hause gefragt, ob sie noch einen Martini wolle, mit zwei Stückchen Eis und einer Scheibe Zitrone. “Natürlich, gerne”, hatte Gaby gesagt. Sie war auch irgendwie aufgekratzt und freute sich, daß Hubert noch nicht gleich ins Bett fallen wollte. Und dann hatte er es gesagt. Er fühle sich von Ursel sexuell angezogen. Ihre spröde Art reize ihn unwahrscheinlich. Und er wolle mit ihr schlafen. Und als Gaby ihn erstarrt angesehen hatte, kam er mit seinem Vorschlag heraus: “Wir könnten doch die Partner austauschen, du mit Gerd, ich mit Ursel. Dann kommt keiner zu kurz, und wir wissen alle vier, woran wir sind.”
“Nein”, hatte Gaby gesagt. “Nein, das ganz bestimmt nicht.” Und weil danach eine lange Stille folgte, die sich ihr wie eine giftige Wolke um den Kopf legte, fragte sie nach einer Weile: “Hast du mit Ursel darüber gesprochen? Ich meine, ist sie vielleicht einverstanden damit?” Hubert sah sie ungeduldig an. “Natürlich nicht. Ich habe dir doch gesagt, daß ich nichts ohne deine Zustimmung tue. So etwas müßte doch auch von dir aus kommen. Ich kann das doch nicht vorschlagen.”
Ich vielleicht? dachte Gaby. Für Gerd fühlte sie nichts, aber auch wirklich nichts. Ein netter Kerl, aber doch nicht für sie. Sie liebte ihren eigenen Mann. Sie wollte mit niemand anders ins Bett. Wenn sie nur daran dachte, bekam sie schon eine Gänsehaut. Hubert war der erste Mann, mit dem sie Sex als angenehm empfunden hatte. Warum nur wollte er das wieder kaputtmachen?
Später, im Bett, tröstete er sie. Sie habe ihn verkehrt verstanden. Es sei nur so eine Idee gewesen. Sie wußte doch, daß er so seine Phantasien hatte. Und er hatte sie eben ausgesprochen. Ursel mußte wunderbar im Bett sein. Und mit seinem Vorschlag hatte er ihr, Gaby, nur zeigen wollen, wie sehr er sie liebe. Für ihn gäbe es keine Eifersucht. Er liebe sie so sehr, daß er ihr alles gönne. Alles, was sie nur wolle. “Aber ich will nur dich”, hatte Gaby erstickt geflüstert. “Nur dich. Begreife das doch endlich.” — “Ist ja gut, Kleines”, hatte Hubert gemurmelt. “Du weißt doch, daß ich dich liebe.”
Nein, Hubert hatte ganz bestimmt nicht mit Ursel über Partnertausch gesprochen. Gaby hatte, von Zweifeln zerfressen, zwei Tage später Ursel besucht, spontan, wie sie es öfter tat, aber diesmal mit dem Zweck, mit ihr über ihre Ängste zu reden. Doch das gab sie nach der zweiten Tasse Kaffee wieder auf. Es war viel zu absurd! Hier saß Ursel, bieder, unattraktiv und so erfrischend naiv. Sie würde sich nie für so etwas hergeben. Natürlich hatte sie den Abend animierend mit Hubert getanzt. Aber das war doch noch kein Zeichen, daß sie mit ihm ins Bett gehen würde? Sie selbst hatte doch auch mit diesem jungen Mann getanzt, gelacht und seinen Arm um ihre Taille geduldet? Deswegen war sie doch nicht bereit, sich auf weitere Intimitäten mit ihm einzulassen! Als wenn Ursel ihre Gedanken ahnte, begann sie ausführlich über ihren eigenen Mann zu sprechen. Daß sie ein Gespräch gehabt hätten und daß er begreife, daß er sich etwas mehr Zeit für sie nehmen müßte. Und daß sie sich eigentlich wirklich nicht beklagen könne, er sei treu und ehrlich und sie wüßte, was sie an ihm habe.
Das alles klang in Gabys Ohren trocken, ein wenig fad, ganz bestimmt nicht erfüllt von Leidenschaft. Sie fragte sich im stillen, wieso Hubert meinte, daß Ursel
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