Zuckersueßes Chaos
verdammte …« Ich riss die Zimmertür auf und stampfte die Treppen hinunter.
»Gib mir seine Adresse, ich bringe diesen Kerl um.« Vicky drehte sich Chips kauend zu mir um.
»Iff hätte dir gleif sagen können, daff er nift kooperiert. Er mag ef nift sonderlif, wenn man ihm droht«, mampfte sie.
»Woher willst du wissen, dass ich ihm gedroht habe?«, fragte ich und riss ihr ungefragt die Tüte aus der Hand.
»Hey!«, protestierte sie, als ich mich ihr gegenüber setzte und selbst hineinlangte. Auf meine Frage hin zog sie eine Grimasse.
»Hallo? Kennen wir uns? Du bist sozusagen der Inbegriff der Drohungen. Die Drohkönigin, wenn man so sagen will.« Ich schnaubte. »Das scheint Jason aber nicht sonderlich zu beeindrucken«, sagte ich und stopfte gleich eine ganze Handvoll Chips in meinen Mund. Vicky schaltete den Kanal um.
»Jason beeindruckt so gut wie gar nichts. Dich scheint er allerdings ganz interessant zu finden«, fügte sie hinzu und schielte zu mir herüber. Ich verschluckte mich beinahe an den Chips.
»Interessant? Muss ich dir nochmal aufzählen, was er sich bisher geleistet hat? Zuneigung sieht, glaube ich, anders aus.«
»Genau deswegen ja«, sagte sie und nutzte meine Verblüfftheit, um mir die Tüte zu entreißen.
»Ich kann mich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel Zeit mit jemand verbracht hat. Normalerweise besorgt er sich ein einmaliges Date, manchmal dauert es auch mehrere Tage und dann sucht er sich eine Neue.« Ich lehnte mich zurück.
»Vicky. Ich kenne Jason gerade mal zwei Wochen. Von viel Zeit verbringen kann also kaum die Rede sein. Und nebenbei bemerkt ist er ein Arschloch.« Sie zuckte die Schultern.
»Ich weiß nicht. Trotzdem benimmt er sich irgendwie anders. Ich mag ihn, als Freund, aber wenn du einen Rat von Frau zu Frau hören willst, sei vorsichtig und halte dich von ihm fern.« Ich machte große Augen.
»Ich versuche mich ja, von ihm fern zu halten, aber dann entführt er mich entweder oder er dringt unerlaubt in dein Haus ein. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, ihm die Schlüssel wegzunehmen.« Sie lachte.
»Bist du verrückt? Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Aber im Ernst, er wäre … nicht gut für dich.« Ich stöhnte.
»Vicky. Ich hasse diesen Kerl. Nicht mal im Traum würde ich darauf kommen, irgendetwas mit ihm anzufangen.« Sie sah mich skeptisch an und biss sich auf die Unterlippe, dann sagte sie:
»Sei nicht sauer, Claire, aber du bist nun mal ein typisches Opfer, was solche Männer angeht.«
»Ha! Was soll das denn bitte heißen?«, fragte ich und richtete mich auf.
»Naja, du bist sozusagen ein Langzeit-Single, hast nicht viel Erfahrung mit Männern, was dir einer wie Jason sofort ansieht und du bist meine Cousine, was dich in seinen Augen interessant macht. Ich habe nämlich jedem Typen auf der Schule mit dem Leben gedroht, sollte er auf die Idee kommen, dich zu verarschen.« Okay, das war mir alles nichts Neues, aber bei dem letzten Satz fielen mir beinahe die Augen raus.
»Das hast du nicht!«, rief ich entsetzt und fügte nach kurzer Pause hinzu:
»Vicky. Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt! Das kannst du doch nicht machen!« Als sie sich vor Lachen krümmte, begriff ich, dass sie mich nur auf den Arm genommen hatte.
»Reg dich ab, das habe ich nicht. Das heißt aber nicht, dass es nicht so ist. Alle meine Kumpels wissen, dass du tabu bist und das macht dich gerade interessant.« Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu:
»Komm schon, du weißt, was ich meine. Natürlich macht dich nicht nur
das
anziehend. Tu nicht immer so, als wärst du hässlich.«
»Mach ich ja nicht. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, auch nur ansatzweise in sein Beuteschema zu passen, Cousine hin oder her. Und können wir das Thema jetzt bitte lassen? Ich will nur mein Buch und dazu muss ich wissen, wo er wohnt.«
»Das weiß ich nicht«, antwortete sie unerwartet. Ich starrte sie etwa eine halbe Minute an und fragte dann:
»Was soll das heißen, du weißt es nicht?« Sie zuckte die Schultern.
»Ich weiß es nicht, ich war noch nie bei ihm.«
»Dann ruf jemanden an, der es war. Was ist mit Zac oder Bryan?« Doch sie schüttelte den Kopf.
»Ob du es glaubst oder nicht, aber niemand weiß, wo er wohnt.« Ich zog eine Grimasse. »Ach komm, du verarschst mich doch.« Doch als sie erneut verneinte, begriff ich, dass sie es absolut ernst meinte.
»Das ist irgendwie gruselig«, bemerkte ich und überlegte, was ich jetzt machen
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