Zuckersueßes Chaos
blickdichtes Oberteil.
»Oh Gott«, rief ich und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Hektisch und mit glühenden Wangen lief ich zum Sofa und wickelte mich kurzerhand in die Tagesdecke ein. Dann ging ich wieder zur Tür, bevor ich sie jedoch öffnete, atmete ich einmal tief durch und richtete bei Gelegenheit auch gleich mein zotteliges Haar.
»Tschuldige«, sagte ich, als ich die Tür geöffnet hatte und hoffte, dass meine Wangen nicht allzu sehr glühten. Kommentarlos holte er das Buch unter seiner Jacke hervor und reichte es mir. Ich nahm es dankend entgegen und dachte mit Beschämung an den gestrigen Abend. Ich hatte Jason nicht nur um eine Menge Geld gebracht, sondern ihn auch noch gegen seine Spielpartner aufgehetzt. Wenn er nie wieder ein Wort mit mir reden wollte, konnte ich das gut verstehen, dass er sich dann aber auch noch die Mühe machte und mir das Buch zurückbrachte, fand ich sehr nobel von ihm. Andererseits hatte er es gestohlen, das gehörte sich ebenfalls nicht. Und als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er:
»Ich würde sagen, jetzt sind wir quitt.«
Dem stimmte ich vollkommen zu. Seine nächsten Worte machten dieses einzigartige Gefühl, einmal seiner Meinung zu sein, allerdings gleich wieder zunichte.
»Und was die Sache mit dem nicht-mehr-sehen angeht: Jetzt fängt es doch gerade erst an, lustig zu werden«, damit machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte davon. Ich starrte ihm sprachlos hinterher. Lustig? Er fand diese ständigen unnötigen Treffen zwischen uns lustig? Ich schloss die Tür und beobachtete durch die Vorhänge, wie er davon fuhr, dann pflanzte ich mich auf das Sofa und frischte meine Stoffkenntnisse auf.
Kapitel 17
Trotz Jasons Andeutung, mich weiterhin belästigen zu wollen, blieb die nächste Woche doch weitgehend ereignislos, so dass ich mich wieder voll und ganz der Schule und Arbeit widmen konnte. Überhaupt ließ er sich nur selten blicken, weder in der Uni noch zu Hause, weshalb ich guter Dinge war, dass er vielleicht endlich das Interesse an mir verloren haben könnte. Es war Nachmittag und ich verließ gerade den Lesesaal, als ich Taylor über den Weg lief. Er war in Footballuniform gekleidet und trug seinen Helm unter dem Arm geklemmt. Hinter sich schleppte er eine zehnköpfige Truppe mit, ebenfalls in Spielerkleidung.
Bei seinem Anblick musste ich sehr an mich halten, um ihn nicht wie blöd anzustarren, so knackig wie er aussah.
»Lass mich raten, Quarterback?«, tippte ich und begutachtete seine stattliche Erscheinung. Ich konnte nichts dafür, aber bei Uniformen, egal welcher Sportart, wurde ich schwach - wobei Taylor auch ohne genau mein Typ war.
»Was hat mich verraten?«, fragte er schmunzelnd und gab mir die Hand. Er hatte einen sehr festen und warmen Händedruck. Mir fiel eine Gruppe Studentinnen ins Auge, die stehen geblieben waren und zu mir und der Footballmannschaft herüberschielten. Als wäre ich wieder in der Oberschule!
»Laufen in den Filmen nicht die wichtigsten Spieler immer vorne?«, sagte ich auf seine Frage hin. Das brachte ihn zum Lachen.
»Alle Spieler im Team sind wichtig. Du kannst dich gerne selbst davon überzeugen, wenn du Lust hast. In zwanzig Minuten haben wir ein Spiel.«
»Klar, warum nicht?«, stimmte ich zu. Ich hatte für heute sowieso nichts mehr vorgehabt, außer nach Hause zu gehen und zu lesen. Und wenn mich mein heimlicher Schwarm schon zu einem Spiel einlud, konnte ich wohl schlecht absagen.
»Also bis gleich.« Damit zogen er und seine Teamkollegen weiter und ich konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Warum fragte Taylor ausgerechnet
mich
, ob ich bei einem Spiel zugucken wollte? Mochte er mich etwa mehr als nur freundschaftlich? Dann dachte ich allerdings an seine Freundin zurück und mein Hochgefühl bekam einen gewaltigen Dämpfer. Wahrscheinlich hatte er immer noch ein schlechtes Gewissen, weil er mich damals umgenietet hat. Ich sollte mir also keine falschen Hoffnungen machen. Ich begab mich zur Kantine, besorgte mir einen Schokoriegel und stilles Wasser und machte mich dann zum Sportplatz auf. Taylors Mannschaft hatte schon in der vergangenen Woche ein Spiel gehabt, doch da war ich zu beschäftigt gewesen, um es mir anzuschauen.
Und da am nächsten Tag die halbe Uni davon gesprochen und unsere Mannschaft als sehr talentiert gelobt hatte, freute ich mich umso mehr, heute dabei zu sein. Ich konnte mich nicht für viele Sportarten begeistern – Fußball hasste ich zum Beispiel auf den
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