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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Rauferei im Gange. Ein Junge aus der Klostersiedlung war hinübergeschwommen, hatte sich unbemerkt einer Gruppe von Stadtkindern genähert und einen von ihnen untergetaucht.
    Empört verfolgte ihn die ganze Bande ein Stück weit den Fluß hinunter, bis er sich, auf allen vieren kriechend, auf das grasbewachsene Ufer rettete. Er hatte gewiß kein Recht, dieses Stück Land zu betreten, aber da stand er nun, an einer strategisch günstigen Stelle, und den anderen blieb nichts weiter übrig, als schließlich abzuziehen.
    Er schien etwas im seichten Wasser unter den überhängenden Büschen gefunden zu haben, denn er setzte sich und rieb neugierig irgend etwas zwischen seinen Händen.
    Er war immer noch damit beschäftigt, als ein unbekleideter Junge, der kaum älter war als er, zwischen den Obstbäumen weiter oben am Hang hervorkam, sein Hemd ins Gras fallen ließ und auf den Fluß zuging. Als er den Eindringling sah, blieb er stehen.
    Die Entfernung war nicht so groß, daß Cadfael ihn nichterkannte. Nun wußte er auch, wem dieses Stück Land gehörte. Der Junge war dreizehn Jahre alt, kräftig und gut gebaut – das konnte nur Griffin sein, Baldwin Peches einfältiger Botenjunge, dem man eine Stunde freigegeben hatte, damit er durch die Tür in der Mauer zum Fluß gehen und, wie die anderen Jungen, schwimmen konnte.
    Griffin hatte, besser als Cadfael vom anderen Ufer des Flusses aus, gesehen, was für einen Fund der dreiste Eindringling aus der Klostersiedlung gemacht hatte. Er stieß einen empörten Schrei aus, lief auf den fremden Jungen zu und wollte ihm das, was er in der Hand hielt, entreißen. Etwas fiel glitzernd ins Gras, und Griffin stürzte sich darauf wie ein Falke auf seine Beute. Der andere Junge sprang erschrocken auf und wollte es wiederhaben, besann sich aber angesichts der Größe seines Gegners eines Besseren. Es schien ihm nicht viel auszumachen, daß er sein neues Spielzeug verloren hatte. Es gab einen kurzen Wortwechsel, bei dem der Junge aus der Klostersiedlung eine wegwerfende Geste machte, während Griffin langsam und ernst sprach. Der Klang der jungen Stimme war über das Wasser gut zu hören. Der Junge aus der Klostersiedlung rief zum Abschied irgend etwas Beleidigendes, ging rückwärts auf den Fluß zu, sprang hinein und strebte gewandt wie eine Forelle dem heimatlichen Ufer zu.
    Cadfael ging zu der Stelle, wo der Junge an Land kommen mußte, ließ jedoch das andere Ufer nicht aus den Augen und sah, wie Griffin, anstatt seinen in die Flucht geschlagenen Gegner zu verfolgen, zurückging und seine Trophäe sorgfältig in den Falten des Hemdes barg, das er unter den Büschen abgelegt hatte. Dann ging er zum Ufer, watete ins Wasser und schwamm so gewandt hinaus, daß man sehen konnte, wie vertraut er mit dem Fluß war. Er schwamm noch immer, als der andere Junge sich an Cadfaels Ufer ins Gras fallen ließ, das Wasser aus seinen Haaren schüttelte und die Arme um den Körper schlug. Erwachsene würden frühestens in einem Monat ins Wasser gehen, aber die Jungen hatten so viel Energie, daß ihnen nicht kalt wurde – und man sagt ja ganz richtig: Wo Begeisterung ist, nimmt man Nachteile in Kauf.
    »Na, mein kleiner Biber«, sagte Cadfael, der den Jungen sogleich erkannte, »was hast du denn da drüben im Schlamm gefunden? Ich habe dich gesehen, wie du ans Ufer gekrochen bist. Da bist du ihnen mit knapper Not entkommen. Du hast dir die falsche Stelle zum Spielen ausgesucht.«
    Der Junge war auf die Stelle zugegangen, an der er seine Kleider abgelegt hatte. Er streifte sich sein Hemd über und grinste. »Vor diesen Aufschneidern aus der Stadt habe ich keine Angst. Und vor diesem großen Dummkopf, der beim Schlosser arbeitet, schon gar nicht. Aber von mir aus kann er das Ding behalten. Gehört seinem Meister, sagt er! Ist ja bloß ein kleines, rundes Stückchen Blech, mit einem Mann darauf, der einen Bart hat und eine spitze Mütze trägt. Nichts, wofür es sich lohnt zu kämpfen.«
    »Und außerdem ist Griffin stärker als du«, sagte Cadfael unschuldig.
    Der Junge machte ein verächtliches Gesicht, streifte die Wassertropfen von seinen Beinen und zog seine Hose an.
    »Aber er ist langsam und nicht ganz richtig im Kopf. Und was kann das schon gewesen sein, wenn es da zwischen den Kieselsteinen im Wasser lag? Meinetwegen soll er es behalten!«
    Damit rannte er zu seinen Freunden. Tief in Gedanken versunken blieb Cadfael zurück. Ein Junge, der sich auf allen vieren vor seinen Verfolgern an Land

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