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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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aber in diesem Fall. Als ich noch schlaftrunken zum Telefon griff, hatte es der Polizist am anderen Ende sehr eilig: » Geiselnahme, sofort Dienststelle anfahren! Weitere Details später«, rief er nur kurz und legte schon wieder auf, um andere Kollegen zu benachrichtigen. Inzwischen war meine Frau ebenfalls wach. » Wird wohl nichts mit dem Urlaub?«, fragte sie. » Da werden die Kinder sehr enttäuscht sein.« Ich auch, doch der Dienst ging vor. Wer das nicht akzeptierte, durfte diesen Job nicht machen. Schnell anziehen, Wagen aus der Garage holen, den knappen Kilometer zur Dienststelle fahren – Abläufe, die mir nach fast zehn Jahren beim SEK inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen waren. In meinem Büro angekommen ließ ich mir vom diensthabenden Nachtbeamten die Situation schildern und telefonierte mit dem Leiter der Einsatzzentrale im Polizeipräsidium.
    Was war geschehen? Bereits am Abend des Vortags hatte der 49-jährige Ludwig H. seine ehemalige Freundin Angelika N. und deren Freundin Julia R. aus unbekannten Gründen als Geiseln genommen und bedrohte beide Frauen mit einer Faustfeuerwaffe. Eine halbe Stunde nach Mitternacht gelang Julia R. die Flucht aus dem Apartment im Hochparterre eines großen Wohnblocks im Münchner Stadtteil Gern, und sie alarmierte die Polizei.
    Gleich nach Eingang der Meldung fuhren die ersten Streifenwagen los, um den Wohnkomplex weiträumig und vom Täter ungesehen zu umstellen. Dann hatte das Warten auf die Spezialisten Priorität. Trotz des Feiertags kam übrigens eine beachtliche Mannschaft zusammen, fast 40 unserer Leute erschienen in jener Nacht auf der Dienststelle. Ich nahm kurz die Einteilung vor, fuhr dann mit einer Gruppe zum Tatort und stand bereits kurz vor zwei mit den Notzugriffskräften bereit. Mein Chef, der weiter außerhalb wohnte, wollte direkt zur Einsatzleitstelle kommen. Vor Ort trafen wir bereits den für die Gesamteinsatzleitung zuständigen Polizeidirektor an, und mit ihm besprachen wir in einer provisorisch eingerichteten Befehlsstelle die Taktik. Oberstes Gebot, sagte er, sei es, mit dem Täter über ein Aufgeben zu verhandeln. Während wir noch über Details diskutierten, trudelten bereits die ersten Mitglieder der Verhandlungsgruppe ein, darunter ein Diplompsychologe.
    Trotzdem musste auch eine gewaltsame Befreiung vorbereitet werden. Es blieb dabei, dass ich in dem Augenblick einen Notzugriff starten sollte, wenn Ludwig H. ernsthaft mit Erschießung oder Verletzung der Geisel drohte. Oder für den Fall, dass sich unvermutet eine günstige Gelegenheit bot, ihn außer Gefecht zu setzen. Etwa wenn er mit seinem Opfer die Wohnung verließ. Ich beauftragte meinen Kollegen Moritz damit, einen Grundriss von der Wohnung des Täters zu beschaffen, während ein anderer, der Erich, mit den Bewohnern des darüberliegenden Apartments reden sollte, ob sie der Polizei die Wohnung zur Verfügung stellten. Mitten in der Nacht. Aber die Mieter waren sowieso munter geworden und liefen unruhig und neugierig im Treppenhaus herum. Meine Leute scheuchten sie zurück in ihre Wohnungen. Nicht auszudenken, wenn Ludwig H. herauskam und sich weitere Geiseln schnappte.
    Inzwischen hatte eine bis an die Zähne bewaffnete Gruppe in voller Montur im Treppenhaus Position bezogen, weitere Einsatzkräfte richteten sich gerade in der schnittgleichen Wohnung im ersten Stock ein, und zwei Kollegen hielten sich für Kurierdienste bereit. Für den Fall etwa, dass der Geiselnehmer Forderungen stellte. Währenddessen arbeitete ich mit anderen aus der Führungsriege an einem planmäßigen Zugriff.
    Auch draußen wurden meine Leute aktiv, denn eines war klar: Diese Geschichte war einzig und allein Aufgabe des SEK . Die Polizisten, die anfangs das Gebäude umstellt hatten, wurden abgelöst, und eine Gruppe von Präzisionsschützen hielt nach geeigneten Positionen Ausschau. Die Balkone schräg gegenüber der Täterwohnung schienen uns die beste Wahl zu sein, und zum Glück ließen alle Bewohner uns trotz der nächtlichen Stunde herein. Verdeckt von Blumenkästen und Balkonmöbeln gingen die Schützen also in Stellung, Aufmerksamkeit und Waffen auf das Fenster von Ludwig H.s Apartment gerichtet. Sie sollten in erster Linie einen Zugriff unterstützen, sich aber zugleich auf den Extremfall, den finalen Rettungsschuss, vorbereiten.
    Nachdem sämtliche SEK -Leute verplant waren, konnten wir nur hoffen, dass keine Sonderaufgaben mehr anfielen. Und falls eine Ablösung erforderlich würde,

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