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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Huilsmann kam diese einmalige Gelegenheit, als er ein Motorboot mietete, die rote Mary von einer felsigen Bucht abholte und mit ihr hinaus in das von der Sonne überglänzte Meer fuhr.
    Die rote Mary träumte mit offenen Augen ein Märchen. Was sie in Filmen und Illustrierten bisher nur gesehen hatte, war Wirklichkeit geworden: St.-Tropez, ein schnelles Motorboot, das Mittelmeer, neue Kleider, eine Wohnung, die Huilsmann ihr versprochen hatte, Männer, denen Geld kein Begriff mehr ist, das Leben in einem Paradies, wo der Genuß vor dem Denken kam – es war ein Leben so voller wechselnder Überraschungen, daß die rote Mary es sich abgewöhnte, nach Einzelheiten zu fragen.
    Nun lag sie hinter Toni Huilsmann auf einer weißen Schaumgummimatratze, ihr grellrotes Haar flatterte im Fahrtwind, das Salzwasser spritzte über sie, sie lachte, griff in die Luft, als wollte sie die Sonne streicheln, und ihr wohlgerundeter Körper mit den starken Brüsten glänzte weiß in betörender Nacktheit.
    Huilsmann raste mit dem Boot so weit in das Meer hinaus, bis man die Küste Frankreichs kaum noch als Streifen am Horizont erkennen konnte. Dann hielt er an und drehte sich auf seinem Sitz zu Mary herum.
    Sie waren allein hier draußen. Die Gummiboote und -flöße schwammen nur in der Küstennähe herum, die anderen Motorboote mit den Wasserskiläufern zeichneten sich weit entfernt als von Gischt umspritzte Punkte gegen den tiefblauen Himmel ab. Die Hochseejachten – falls sie überhaupt ihre Ankerplätze verließen – kreuzten mitten auf dem Meer. Huilsmann war sehr zufrieden nach seinem Rundblick und wandte sich Mary zu.
    »Zufrieden?« fragte er.
    »Es ist wunderschön, mein Süßer.« Die rote Mary räkelte sich auf dem weißen Schaumgummikissen. »Mensch, was wissen die im Ruhrpott, wie schön das Leben sein kann! Da gehen die Kolleginnen für lumpige 50 Mark auf 'n Strich und müssen nehmen, was se kriegen und was bezahlen kann – und hier hat man die Auswahl und kann sich in einer Saison gesundstoßen.«
    Sie rutschte zurück ins Boot, band um ihre roten Haare ein weißes Stirnband und wedelte mit der Hand durch das Wasser. Huilsmann betrachtete sie. Aber es war kein begehrliches Ansehen; ganz nüchtern stellte er fest, daß Mary einen herrlichen Körper hatte, der morgen nicht mehr so herrlich aussehen würde. Er bedauerte das sehr, denn er war als Künstler ein Ästhet, und deshalb blickte er auch weg von Mary und beugte sich über Bord.
    »Das Wasser ist wunderbar warm«, sagte er.
    »Ich will schwimmen!« rief die rote Mary. »Oder gibt es hier Haie?«
    »Quatsch«, sagte Huilsmann gefaßt. »Kannst du denn gut schwimmen?«
    »Nicht wie 'n Fisch!« Die rote Mary setzte sich auf die Bootskante. »Ich springe rein, schwimme dreimal ums Boot, und dann ziehst du mich rein, ja? Mensch, wann kann man denn schon schwimmen? Im Hallenbad. Und zweimal war ich an der Möhnetalsperre und einmal am Haltener See. Wenn ich winke, ziehste mich rauf, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Huilsmann heiser. »Schwimm nur. Das Wasser ist wunderbar!«
    Die einmalige Gelegenheit seines Lebens … hier war sie. Er erkannte sie, und er wurde kalt und entschlossen.
    Mary ließ sich ins Wasser plumpsen, ein weißer Körper, der in das klare, blaue Wasser tauchte wie ein riesiger, seltener Fisch.
    »Herrlich! Herrlich!« rief sie, als sie wieder auftauchte. Ihr rotes Haar leuchtete wie ein Blutfleck auf dem Meer. »Du, das Wasser prickelt auf der Haut! Als wennste in Mineralwasser schwimmst!«
    »Das macht das Salz!« rief Huilsmann zurück. Er wartete, bis Mary ein paar Schwimmstöße vom Boot weg war. Dann ließ er den Motor an und schoß davon.
    »Toni!« schrie die rote Mary und warf die Arme hoch. »Toni! Was machst du? Toni!«
    Huilsmann sah kurz zurück. Der rote Fleck auf dem Wasser, wie Blut, darunter das weiße Gesicht, aufgerissene grünliche Augen, die aus dem Wasser ragten, Finger, die wie zerfetzte Fahnen verkrampft waren. Und ein breiter Mund, der schrie und schrie und dessen Worte das Knattern des Motors übertönte.
    Huilsmann warf den Kopf herum. Die letzte Sekunde von Menschlichkeit ging unter im Gedröhn der Schraube und im Zittern des durch das aufspritzende Meer rasenden Bootskörpers.
    »Hilfe!« schrie die rote Mary und trat unter sich das Wasser weg. »Hilfe! Gott hilf! Gott!«
    Sie schluckte Wasser, hustete, warf sich herum, starrte in den blauen Himmel mit der goldenen Sonne … sie schwamm und schrie, und die Todesangst gab ihr

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