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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Beulen, und verordnete strenge Bettruhe für die nächsten acht Tage.
    »Der Rachegedanke ist eine ekelhafte Eigenschaft des Menschen«, sagte er beim Abendessen beiläufig zu Hermann Schreibert. »Selbst das Christentum hat es nicht unterdrücken können. Was meinen Sie?«
    Und Schreibert nickte und antwortete: »Billige Rache beweist einen minderwertigen Charakter. Aber es ist nun einmal so, daß das Schlechte mehr reizt als das Gute.«
    In der Nacht kam wieder Corinna zu ihm.
    Ihr nackter, schlanker, kühler Leib kroch zu ihm unter die Decke, und ihre weichen Arme umschlangen ihn.
    »Mein mutiger Ritter«, sagte sie und drückte ihr Gesicht auf seine Brust. »Du hast ihn zugerichtet, als hätte er noch sein Gesicht! Sag, würdest du ihn totschlagen, wenn ich es wollte …?«
    Schreibert lag steif und starr unter ihrem kühlen Leib und starrte auf ihr glattes, madonnenhaftes Gummigesicht. Er spürte den Druck ihrer festen Brüste, aber er empfand eben nur den Druck, nicht das Gefühl der Wonne oder des Begehrens. Er ließ es zu, daß sie ihn streichelte, von den Zehen bis zum Hals, und dabei kroch sie über ihn wie eine Schlange und schmiegte sich in jede Beugung seines Körpers.
    Ich tue es, dachte Schreibert. Ich muß es tun, um nicht in diesem wahnwitzigen Spiel umzukommen. Ich liebe diese Frau, und verdammt, ich werde sie noch mehr lieben, wenn ich sehe, daß ihr Gesicht so zerstört ist wie meines und wir aufeinander angewiesen sind und unsere eigene Welt aufbauen müssen!
    »Corinna«, sagte er leise.
    »Mein Ritter …«
    Er umfaßte Corinnas glatten Körper, er streichelte ihren zitternden Rücken, und sie dehnte sich unter seinen Händen wie eine schnurrende Katze. Zärtlich führte er seine Hände hinauf bis zu ihrem Gesicht, wühlte in ihren langen blonden Haaren und ergriff plötzlich den Rand ihrer Gummimaske.
    Schreibert hielt den Atem an. Ein Seufzen zerriß seine Brust. Dann zog er mit einem Ruck die Maske von Corinnas Gesicht.
    Ein greller Schrei prallte gegen ihn. Ihr Körper warf sich herum, das Gesicht drückte sie in das Bett, und ihre Hände preßten die Kissen um ihren Kopf.
    Schreibert machte Licht und sah sie an.
    Manchmal hat man das Gefühl, man stecke in einem Panzer, der den ganzen Körper fest umschließt und einem kaum den Raum zu einer Bewegung, ja nicht einmal zum Atmen läßt. Nicht anders fühlte sich Schreibert in diesen Minuten. Äußerlich war er ruhig. Eine merkwürdige Kälte umgab ihn, die nicht mehr auf den schlanken, blanken Körper reagierte, der vor ihm lag, auf den Bauch gedreht, mit zuckenden Rückenmuskeln und bebenden, im Licht der Lampe glänzenden, leicht gewölbten Gesäßhälften. Über Schulter und Kopf, wie ein zerfetztes Netz, schimmerten die Strähnen der langen blonden Haare.
    »Dreh dich um!« sagte Schreibert heiser, aber laut genug, daß sie es nicht überhören konnte. »Sieh mich an, Corinna.«
    Sie rührte sich nicht. Den Kopf behielt sie in das Kissen gepreßt, nur ihr rechtes Bein zog sie etwas an, und ihre Oberschenkelmuskeln spannten sich wie bei einer Riesenkatze, die sich zum Sprung vorbereitet.
    Und dann, unvermittelt, aus der Bauchlage heraus, mit einer unvorstellbaren Energie und Kraft, sprang sie auf, blindlings das Kissen mit beiden Händen umklammernd und gegen das Gesicht drückend.
    Mit drei wilden Sätzen war sie an der Tür, riß an der Klinke und fiel dann mit einem hellen Ächzen gegen das Holz, stand aufrecht in aller nackten Schönheit, den Kopf in das schützende Kissen gewühlt, und hieb mit den Füßen gegen die Tür.
    »Sie ist abgeschlossen«, sagte Schreibert, als sie mit dem Treten aufhörte, sich zu ihm drehte und auf eine Reaktion von ihm zu warten schien. Er setzte sich auf die Bettkante, ein Bollwerk zwischen Corinna und dem Fenster, das nun der einzige Fluchtweg war. »Nimm das Kissen herunter … bitte …«
    Sie schüttelte den Kopf. Irgend etwas schrie sie in das schützende Kissen, aber Schreibert verstand es nicht.
    »Es ist unfair«, sagte Schreibert und wunderte sich selbst über seine Geduld. »Wir mußten die Masken vor dir abnehmen, um zu beweisen, wer der Häßlichste ist. Warum weigerst du dich, dein Gesicht zu zeigen? Was haben wir noch zu verbergen? Wir lieben uns … und da sollten wir doch ehrlich sein bis zur letzten Runzel in unserem Gesicht. Komm her, sieh mich an, Corinna …«
    Sie rührte sich nicht. Sie stand an der Tür, ein herrlicher schlanker, brauner, glänzender Körper, ihre Brüste zuckten,

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