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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ritter zog sich den Rock aus, streifte die Krawatte ab und öffnete das Hemd. Er mußte sich noch rasieren. Aus einer gewissen Scheu heraus, noch nicht vollständig zur Familie zu gehören, hatte er Boltensterns zweiten elektrischen Rasierapparat nicht benutzt, obwohl Jutta ihn ins Bad gebracht hatte. »Es ergeben sich keine neuen Momente.«
    »Gott sei Dank!« sagte Ritter ehrlich befreit. »Es wäre ja auch ein Unding gewesen, gegen einen unserer Kameraden zu ermitteln. Und gegen Boltenstern im besonderen. Er ist ein Ehrenmann, und zweitens als dein Schwiegervater …«
    »Das wäre kein Hindernis, Vater.«
    »Fang nicht schon wieder an, Werner!« Konrad Ritter bekam wieder einen rotfleckigen Hals, ein Zeichen, daß die Erregung an ihm hochkroch. »Und was ist mit diesem LSD?«
    »Es ist ein Teufelszeug.« Werner Ritter ging ins Badezimmer, und Konrad Ritter folgte ihm. »Wenn man die Möglichkeit kennt, die es schafft, kann es einem Kriminalbeamten schwindelig werden. Hier gibt es nur eins: Ein sofortiges staatliches Verbot. Aber das wird lange auf sich warten lassen bei dem Schneckentempo, das sich entscheidende staatliche Gehirne zugelegt haben …«
    Und auch mit Jutta war eine Wandlung vorgegangen. Der Chefredakteur ließ sie zu sich rufen und sagte: »Mädchen, was ist los mit Ihnen? Ihre Reportagen sind um 100 Prozent besser! Keck, spritzig, mutig, mit dem richtigen Blick geschrieben! Sagen Sie mal – sind Sie verliebt?«
    »Ja!« antwortete Jutta fröhlich.
    »Dann ist ja alles klar! Ein Kollege?«
    »Nein. Kriminalbeamter.«
    »Prost Mahlzeit! Journalismus und Beamtentum! Wenn das gutgeht! Mädchen, Sie haben wirklich Mut!«
    An einem Abend brachte Werner Ritter einen Korb in Boltensterns Haus und tat sehr geheimnisvoll. Jutta wartete schon mit dem Essen auf ihn, denn es hatte sich so eingebürgert, daß Werner bei ihr zu Abend aß, was Konrad Ritter mit dem Knurren kommentierte: »Eine deutliche Demonstration, daß ihm mein Fraß nicht schmeckt.« Womit er gar nicht unrecht hatte, denn Jutta hatte eine Begabung, am Kochherd zu zaubern und eine simple Kartoffel wie Trüffel schmecken zu lassen.
    »Du sollst jetzt einmal erleben, was wir am Vormittag im Labor versucht haben«, sagte Werner Ritter und hob den Deckel des Korbes. Eine graue Katze hockte auf dem Boden. In einem Karton, mit Klebestreifen gesichert, der neben ihr stand, krabbelte und rumorte es. »Das ist Murmel, die Katze von Dr. Blei, dem II. Gerichtschemiker«, sagte Werner Ritter. »Warum sie Murmel heißt, wissen nur die, die sie so rufen. In den Kästchen ist eine kleine weiße Maus. Flöckchen genannt. Die garantiert kleinste weiße Maus, die im Labor zu finden ist. Und nun paß einmal auf, was geschieht!« Werner Ritter holte die Katze Murmel aus dem Korb und setzte sie auf die Erde. Es war eine liebe Katze, sie blieb sitzen und sah aus grünen, geschlitzten Augen neugierig in die Gegend.
    »Meine Koteletts brennen an!« sagte Jutta, wie eigentlich alle Frauen reagieren, wenn sie kochen. »Das hat doch Zeit bis später. Was soll ich mit einer Katze hier?«
    »Du erlebst ein biologisches Wunder, Jutta. Geh hin und nimm die Koteletts von der Pfanne.«
    Als Jutta aus der Küche zurückkam, kniete Werner Ritter auf dem Teppich und hatte auch den kleinen Karton mit Flöckchen, der weißen Maus, herausgeholt. Jutta wich ein paar Schritte zurück.
    »Bist du verrückt?« rief sie aus. »Willst du mir zeigen, wie eine Katze eine Maus zerreißt?«
    »Du wirst dich wundern, Kleine.« Aus einer Blechschachtel nahm Ritter ein Stück Stanniol, wickelte es auf und schüttete ein paar Zuckerkrümel auf die flache Hand. Dann hielt er die Hand der Katze hin, und Murmel begann gierig, den Zucker abzulecken. In Jutta stieg ein grausamer Verdacht hoch.
    »Was … was ist das, Werner?« fragte sie und wich bis zur Wand zurück.
    »Zucker mit LSD! Wir haben es von England bekommen. Von Scotland Yard. Und nun paß einmal auf, was mit Murmel und Flöckchen geschieht.«
    Es dauerte ungefähr fünf Minuten, da verengten sich die Augen der Katze, als sähe sie in eine gleißende Helligkeit. Vorsichtig ließ Ritter die kleine weiße Maus aus dem Karton, und es war wirklich die kleinste Maus, die Jutta je gesehen hatte.
    »Jetzt!« sagte Ritter mit plötzlich stumpfer Stimme. »Sieh dir Murmel an.«
    Die Katze duckte sich … und dann kroch sie zurück, Stück um Stück, je näher das Mäuslein Flöckchen kam … und als die Maus schneller lief, miaute Murmel und

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