Zum Sterben schoen
mögen es nicht, wenn man uns warten lässt.«
Nick hatte nicht die blasseste Ahnung, wovon sie eigentlich redete, und an Laurants verwirrtem Gesichtsausdruck sah er, dass auch sie nicht wusste, was los war.
Bessie Jean zog die Fliegengittertür auf. »Ich sehe keinerlei Grund, noch weiter Zeit zu verschwenden. Kommen Sie herein, dann können Sie beginnen zu ermitteln.«
»Was genau ist es, das ich ermitteln soll?«, fragte er, als er Laurant folgte.
Bessie Jeans Schwester erwartete sie. Laurant stellte sie einander vor. Viola zog ihre Brille aus und steckte sie in die Tasche ihrer Schürze, als sie auf ihn zukam, um ihm die Hand zu schütteln. Sie war eine kleinere, rundere und viel weichere Version ihrer Schwester.
»Wir warteten und warteten«, sagte sie. Sie tätschelte Nicks Hand, bevor sie sie wieder losließ. »Fast hätte ich es aufgegeben, aber Bessie Jean hat nie den Glauben verloren. Sie war sich sicher, dass der Brief nur falsch zugestellt worden war, und deshalb schrieb sie einen weiteren.«
»Es sieht dem FBI nicht ähnlich, sich so viel Zeit zu lassen«, erklärte Bessie Jean. »Daher wusste ich, dass mein Brief in der Post verloren gegangen sein musste. Ich schrieb dann einen zweiten Brief und als ich immer noch nichts hörte –«
»Schrieb sie an den Direktor persönlich«, erklärte Viola.
Bessie Jean führte sie ins Wohnzimmer. Es war kühl und dunkel und roch nach Zimt und Vanille. Eine von ihnen hatte gebacken und sein Magen knurrte als Reaktion darauf. Er war hungriger, als ihm klar gewesen war.
Das Abendessen würde warten müssen. Seine Augen brauchten eine Sekunde, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, dann öffnete Viola die Vorhänge des Vorderfensters, und er blinzelte wieder. Das Zimmer war voll gepfropft mit Antiquitäten. Direkt vor ihm war der Kamin. Der Sims war mit Kerzen gesäumt, darüber hing ein riesiges Ölgemälde eines grauhaarigen Hundes, der auf einem burgunderroten Kissen saß. Das Tier schien zu schielen.
Bessie Jean führte Nick und Laurant zum viktorianischen Sofa, entfernte das Petitpointkissen aus dem Korbsessel und setzte sich hin. Dabei überkreuzte sie die Fußgelenke, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte. Ihre Haltung war so steif, dass sie ein paar Lexikonbände auf dem Kopf hätte balancieren können.
»Holen Sie Ihren Block heraus, Schätzchen«, befahl sie.
Nick hörte sie kaum. Seine Aufmerksamkeit wurde gefesselt von all den Fotos auf den Tischen und an den Wänden. Das Objekt in all diesen Silberrahmen war immer das Gleiche – der Hund, ein Schnauzer, vermutete er, oder vielleicht ein Mischling.
Laurant berührte seinen Arm, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und sagte: »Bessie Jean und Viola schrieben dem FBI, das ihnen helfen sollte, ein Rätsel zu lösen.«
»Kein Rätsel, Schätzchen«, korrigierte Viola. »Wir wissen genau, was passiert ist.« Sie saß in einem großen Sessel mit Blumenmuster und war eifrig damit beschäftigt, das Zierdeckchen auf einer der Lehnen wieder festzuheften.
»Ja, wir wissen, was passiert ist«, bestätigte Bessie Jean mit einem Nicken. »Warum erzählst du ihm nicht die Einzelheiten, Schwester.«
»Er hat seinen Block und seinen Stift noch nicht herausgeholt.«
Viola stand auf und ging ins Esszimmer, während Nick seine Taschen abklopfte auf der Suche nach einen Notizblock, den er, wie er wusste, nicht dabeihatte. Er lag bei seinen Aktenordnern im Auto.
Die Schwester kam zurück mit einem rosa Notizblock in der Größe eines Taschenrechners und einem rosa Stift mit einer rosa Feder am Ende.
»Sie können das benutzen«, sagte sie.
»Danke. Jetzt erzählen Sie mir, worum es geht.«
»Der Direktor war sehr nachlässig, Ihnen nicht zu erzählen, worin Ihr Auftrag besteht«, sagte Bessie Jean. »Sie müssen in einem Mordfall ermitteln.«
»Wie bitte?«
Bessie Jean wiederholte diese Ankündigung. Viola nickte. »Jemand hat Daddy ermordet.«
»Daddy war der Schoßhund der Familie«, erklärte Laurant mit einem Nicken in Richtung auf das Ölgemälde, das über ihnen dräute.
»Daddy war nach unserem Daddy, dem Colonel, benannt«, fügte Viola hinzu.
Zu seiner Ehre sei gesagt, dass Nick keine Miene verzog. »Ich verstehe.«
»Wir verlangen Gerechtigkeit«, teilte Viola ihm mit.
Bessie Jean schaute Nick finster an. »Junger Mann, ich will Sie ja nicht kritisieren …«
»Ja, Ma’am?«
»Ich habe noch nie gehört, dass ein Polizeibeamter keinen Block und Stift hatte. Diese Waffe, die an Ihrem
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