Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Brennofen besaß. Seit langer Zeit hatte es ihr nicht mehr so viel aus gemacht wie jetzt, arm zu sein.
Sie war nicht fähig, Simon oder Rhoda, die sie mit unverhohlener Neugier ansahen, Rede und Antwort zu stehen, deshalb sagte sie: »Ich muß mir was zu trinken holen. Will sonst noch jemand was?«
Sie flitzte, so schnell sie konnte, zu den ritterlichen Seelen, die Getränke und Snacks verkauften und den Erlös für den Umweltschutz zur Verfügung stellten. Ein paar hundert Menschen standen ihr im Weg, und alle mußte sie freundlich umrunden, für den Fall, daß sie potentielle Kunden waren.
Auf dem Rückweg weckte sie einen Teil ihrer Lebensgeister mit ein paar Schlucken heißer Schokolade und klagte der Waldhexe ihr Leid.
»Im Grunde sind das gute Neuigkeiten – es zeigt, daß meine Arbeiten gut genug sind, um in einem Londoner Geschäft verkauft zu werden. Aber wie kann ich mir die Ausrüstung für wirklich große Sachen leisten, wenn ich nicht mal genug Geld habe, um meine laufenden Kosten zu bezahlen?«
Die Waldhexe hielt ihr eine rostige Büchse mit gezuckerten Haferflocken hin, die sie in ihren Phantasielandschaften auch als Pflastersteine benutzte.
»Verdammt noch mal, es ist immer dasselbe. Du brauchst ’nen Schilling, um noch mehr Schillinge zu machen, die Frage ist nur, woher bekommst du den ersten beschissenen Schilling? Kann dir deine Mum nichts leihen?«
»Sie kann ihr Kapital nicht angreifen, weil sie von den Zinsen leben muß, und außerdem ist sie sowieso schon sehr gut zu mir. Ich könnte sie nicht darum bitten.«
»Irgendwie wird sich das alles von selbst regeln. Wirst schon sehen.« Die Waldhexe tätschelte Pollys Hand. »Du brauchst einen netten Mann, der bereit ist, dich zu unterstützen.«
Nein, das brauche ich, verdammt nochmal, nicht, dachte Polly wütend und überlegte, ob ein Tag in der Gesellschaft der Waldhexe genügen würde, um sie gesellschaftsunfähig zu machen. »Einen Mann wie deinen, Cynthia?«
Die Waldhexe lachte und entblößte dabei eine ganze Reihe vom Nikotin angegilbter Zähne. »Nee, du dummes Ding. Ich sagte, einen netten Mann. Und einen reichen.«
Die Waldhexe hatte selbstverständlich recht. Eine Heirat mit einem reichen, großzügigen Mann wäre die Lösung. Und obwohl ihr mühelos ein zumindest reicher einfiel, bezweifelte sie, daß er in irgendeiner anderen Hinsicht passend für sie war. Sie strengte sich an, die Gedanken an David zu verdrängen. Aber sie hielten sich hartnäckig an der Oberfläche, und fast so verlockend wie seine sensiblen Hände und sein athletischer Körper erschienen ihr in diesem Moment seine Ställe mit der ehemaligen Futterkammer.
Im Geiste hatte sie alles schon umgebaut, einen Holzofen setzen lassen, große, tiefe Regale an eine Wand gestellt und ein Waschbecken mit heißem und kaltem Wasser installiert. Nur schade, daß David nichts davon wußte.
Theoretisch müßte sie ihn gar nicht heiraten, wenn sie zukünftig in einer Werkstatt neben einer Südmauer mit Pfirsichspalier arbeiten wollte. Er könnte sich genauso gut entscheiden, die Ställe selbst umzubauen und ihr den Raum zu vermieten.
An diesem Punkt kroch die schmerzliche Realität in ihr Bewußtsein wie Wasser aus einer undichten Wärmflasche ins warme Bett. Selbst wenn sie irgendwie die Miete für eine so exklusive Werkstatt aufbringen könnte, wäre der Weg zu weit, um täglich hin und her zu fahren. In der Scheune konnte sie auf dem Nachhauseweg vom Café problemlos vorbeischauen, wenn es sein mußte. Und sie konnte selbst die halbe Miete für die Scheune nur mit Mühe bezahlen.
Die Visitenkarte des Mannes, die noch immer in ihrer Tasche steckte, wurde zum grausamen Scherz. Ohne Kapital konnte sie gar nichts tun. Und wenn kein Wunder passierte und sich ihre Lebensumstände nicht drastisch änderten, würde sie niemals zu Geld kommen.
Die paar tausend Pfund, die sie nicht besaß, vereitelten ihr ehrgeiziges Werk. Ihr fester Vorsatz, auf dieser Messe, komme, was da wolle, Spaß zu haben, löste sich in Müdigkeit auf.
Sie beobachtete Simon voller Neid, wie er ein Bild an einen ehemaligen Angehörigen der Navy verkaufte. Er und seine Frau hatten sich in ein Häuschen am Meer zurückgezogen, und sie brauchten nur noch ein passendes Gemälde, um es an eine bestimmte Wand zu hängen. Schade, daß sie kein passendes Tongefäß suchten, in dem sie ganz bestimmte Dinge aufbewahren konnten.
Den Rest des Tages verbrachte Polly damit, über horrende Geldsummen zu grübeln und
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