Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
belegten Sandwiches aus, bot Simon, der in die Deptford Trilogie vertieft war, eines an und machte sich über die anderen her. Rhoda war viel zu selbstbeherrscht, als daß sie ihren Lunch vor ein Uhr eingenommen hätte, und die Glasgraveurin hatte sich immer noch nicht blicken lassen.
Polly überlegte gerade, ob sie unter Rhodas blauen Samtstoff kriechen und ein bißchen von dem Schlaf nachholen könnte, den sie in den vergangenen Wochen versäumt hatte, als ein Mann an ihrem Stand erschien.
Er trug einen dunkelblauen Mantel und glänzende Straßenschuhe. Obwohl er zwischen all den Tweedjacken, die sich mittlerweile vor den Ständen drängten, fehl am Platz wirkte, begutachtete er Pollys Gefäße und Teller mit professioneller Gründlichkeit.
»Hallo«, sagte sie und blies dabei Krümel von ihrem Schinkensandwich in seine Richtung. »Kann ich Ihnen helfen?«
Er ignorierte ihre Frage, und Polly aß in aller Ruhe weiter, während sie sich müßig fragte, ob David auch bald so kahl wäre wie dieser Mann, und wenn ja, ob er dann weniger attraktiv als jetzt aussehen würde.
Sie war bei ihrem dritten Sandwich, als der Mann zu ihr kam. Er hatte sich jede ihrer Keramiken eingehend angeschaut und richtete jetzt seine volle Aufmerksamkeit auf Polly. Dann beförderte er eine Visitenkarte zutage.
Polly steckte die Karte in die Tasche und erwiderte seinen Blick.
»Sind das all Ihre Sachen?« fragte er.
Polly unterdrückte tapfer eine rechtfertigende Erklärung. »Ja.«
»Und wie lange haben Sie gebraucht, um die Stücke fertigzustellen?«
Normalerweise war das eine schwierige Frage, diesmal jedoch nicht. »Drei Wochen.«
»Also arbeiten Sie sehr langsam, wie?« Er klang enttäuscht und entfernte sich ein paar Schritte.
»Nein!« rief sie ihm drängend nach. »Ich bin schnell, wirklich. Ich kann nur nicht den ganzen Tag in der Töpferei verbringen. Ich habe noch einen Job und teilen mir die Werkstatt mit jemandem.«
»Schade. Ich bin auf der Suchen nach hochklassigen Keramiken für ein großes Londoner Geschäft. Aber wir müssen regelmäßig beliefert werden.«
Wenn er nur nicht so geheimnisvoll tun und ihr erzählen würde, um welches Londoner Geschäft es sich handelte. »Und vermutlich möchten Sie immer dieselben Keramiken haben, oder?«
»O nein. Natürlich würde es auch Bestellungen geben, aber die Abteilung des Ladens legt großen Wert darauf, daß alles individuelle Einzelstücke sind. Sie könnten machen, was Sie wollen, solange es auf der Linie liegt und Sie pünktlich liefern.«
Das klang zu schön, um wahr zu sein.
Er fuhr fort: »Mich würde interessieren, ob Sie schon mal etwas Großes getöpfert haben, oder sind Ihnen handliche Sachen lieber?«
Groß? Was meinte er mit groß? Diese Gefäße und Teller waren das größte, was sie seit ihrem Abgang vom College fertig gebracht hatte. Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie Simon das Buch weglegte und sie im Geiste drängte, ihre Fertigkeiten gebührend anzupreisen und alles ein wenig zu übertreiben.
»O nein, ich sehne mich danach, einmal etwas wirklich Großes zu töpfern. Aber leider steht mir nur ein kleiner Brennofen zur Verfügung. Ich kann es mir nicht leisten, ihn nur wegen ein oder zwei Keramiken anzuheizen.«
»Ein Jammer. Sie sind gut. Können Sie keinen Kredit aufnehmen und ihre Werkstatt auf Vordermann bringen?«
Polly schüttelte den Kopf. »Leider nein. Ich hab’ keine Sicherheiten.«
»Was würden Sie töpfern, wenn Sie nicht so eingeschränkt wären?«
Sie vollzog eine ausschweifende Geste. »Oh, Gefäße, in denen Alibaba mit seinen vierzig Räubern Platz hätte – große Pflanzkübel für Gärten, Schalen mit siebzig Zentimeter Durchmesser. Ich würde gern andere Techniken bei den Glasuren ausprobieren – die Keramiken aus dem Brennofen holen, wenn sie noch ganz heiß sind, und sie in Sägemehl oder Wasser tauchen. Das ergibt einen wundervollen Effekt.« Sie seufzte tief. »Aber so was kann man nicht im Vorgarten eines kleinen Cottages machen.«
Ihr Gesprächspartner war zu sehr Geschäftsmann, um Mitleid aufzubringen, aber sein Blick wirkte nicht mehr ganz so streng.
»Es wäre eine Schande, wenn Sie ihr Potential nie ganz ausschöpfen könnten. Falls sich Ihre Situation ändern sollte, lassen Sie es mich bitte wissen. Meine Karte haben Sie ja.«
»Danke.«
Polly sah ihm nach. Wahrscheinlich fand er einen anderen Töpfer, der Originalstücke herstellen konnte, die die Leute kaufen wollten, und der einen hausgroßen
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