Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
den Lebensunterhalt selbst verdienen zu müssen, und ihr Engagement für den Umweltschutz kosteten sie ohnehin schon genug Zeit.
Eine kurze, glückliche Affäre mußte reichen. Auf diese Weise würde sie die Kontrolle nicht verlieren und konnte ihr Ziel, eine erfolgreiche, selbständige Töpferin zu werden, klar und unbeirrt im Auge behalten.
Aber am Abend, als sie bereits gehärtete Milchkrüge in ihr Auto lud, um sie zu Hause zu glasieren, wurde sie sich bewußt, daß das leichter gesagt als getan war.
Der »glückliche« Teil machte die ganze Sache so kompliziert. Ihre Freundinnen hatten sich oft genug bei ihr ausgeheult, daher wußte sie genau, daß Beziehungen äußerst selten, wenn überhaupt jemals, zu Ende gingen, ohne daß einer der Beteiligten sehr verletzt wurde. Im Nachhinein mußte sie sich eingestehen, daß das einer der Gründe war, warum sie sich bis jetzt die Männer auf Armlänge vom Leibe gehalten hatte. Sie hatte Angst, die Beteiligte zu sein, der weh getan wurde, und der Gedanke, sie könnte diejenige sein, die einem anderen Schmerz zufügte, war genauso widerwärtig.
Sie mußte einen Mann finden, der ähnliche Motive und dieselben Moralvorstellungen hatte wie sie. Und das war schwierig, wenn nicht ganz und gar unmöglich.
Der Theorie nach waren Männer ständig auf Gelegenheitsaffären aus. Die Frauen beschwerten sich darüber, daß Männer nur das eine im Sinn hatten und keine festen Bindungen eingehen wollten. Aber Polly wußte über Theorien Bescheid: sobald sie im Spiel war, trafen sie nicht mehr zu.
Polly hatte nie Probleme gehabt, das Interesse der Männer zu wecken. Das führte sie auf die Tatsache zurück, daß sie Single und sozusagen verfügbar war. Ungebundene Frauen waren wie ein freier Parkplatz mit nicht abgelaufener Parkuhr. Man mußte sein Auto dort abstellen, auch wenn man seine Einkäufe längst erledigt hatte, sonst straften einen die Götter für die Verschwendungssucht, sobald man das nächste Mal einen Parkplatz suchte – man würde keinen im Umkreis von einigen Kilometern finden.
Aber wie konnte Polly die Aufmerksamkeit der richtigen Typen erregen? Ein jüngerer Mann könnte die Lösung sein. Der wäre nicht versessen auf eine dauerhafte, bedeutungsvolle Beziehung. Aber wie lernte man die passenden jungen Männer kennen? Neben all den naheliegenden Eigenschaften wie Liebenswürdigkeit und Humor mußte er auch die Bereitschaft haben, Kondome zu benutzen. Sie hatte nicht vor, dieses Abenteuer mit einem Baby zu krönen.
Er mußte auch einen überwältigenden Sexappeal haben, um all ihre gräßlichen Erinnerungen wegschwemmen und sie in einen Strudel der Leidenschaft ziehen zu können. Aber konnte sie einen solch umwerfenden Mann für sich gewinnen? In letzter Zeit hatte sie ganz sicher keinen getroffen, der diesem Ideal entsprochen hätte. Als Fünfzehnjährige hatten sie und ihre Freundinnen begeistert Liebesromane gelesen und hohe Erwartungen an das entwickelt, was zwischen den Bettlaken geschehen würde. Aber sie war nicht mehr fünfzehn. Das wirkliche Leben hatte ihre Teenagerphantasien ausgehöhlt.
Um ein Haar hätte sie ihren Entschluß wieder fallengelassen. Ein »jungfräuliches« Dasein war so behaglich, unkompliziert und sicher! Sie mußte verrückt sein, daß sie überhaupt daran dachte, sich das von einem Mann kaputtmachen zu lassen.
Selina funkelte das Telefon böse an, weil sie wußte, daß Polly gleich aufstehen und sie von ihrem Lieblingsplatz vertreiben würde.
Seufzend hakte Polly Selinas Krallen aus ihrem Pullover und erhob sich steifbeinig. Sie saß schon eine halbe Stunde, seit sie mit ihren Krügen nach Hause gekommen war, auf diesem Stuhl und grübelte über ihre Entscheidung nach, es noch einmal mit den Männern zu versuchen. Allmählich wurde ihr kalt.
»Das ist meine Mutter, Selina. Ich muß den Hörer abnehmen. Ich wollte sie später sowieso anrufen, aber so geht das Gespräch auf ihre Telefonrechnung.«
»Hallo?« meldete sie sich und verkniff sich gerade noch rechtzeitig das Wort »Mummy«.
»Spricht dort Polly Cameron?« Oh, das war nicht ihre Mutter. »Hier David Locking-Hill.«
Polly setzte sich hastig. Es war als hätte sich ihr Sinneswandel bereits herumgesprochen und als wollte David rasch handeln, ehe sich die Massen auf sie stürzten. Bei dem Gedanken unterdrückte sie ein Kichern – er war als Kandidat durch und durch ungeeignet.
»Wir haben uns neulich bei Melissa de Veres Dinnerparty kennengelernt«, half er ihr auf
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